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Historical Exclusiv Band 44

Historical Exclusiv Band 44

Titel: Historical Exclusiv Band 44
Autoren: Blythe Gifford , Ana Seymour
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sittenstrenge Erziehung auf dem Land erhalten hatte, fiel es schwer, darauf eine passende Antwort zu finden.
    Zeitweise hatte sie den Eindruck, dass ihr diese Ungeschicklichkeit ganz gut dienen konnte. Ihre mangelnde Übung im Umgang mit galanten Schmeicheleien musste sie in den Augen des Barons wie ein Dummchen erscheinen lassen. Vermutlich war das am besten. Jedoch, so gestand sich Sarah ein, hatte sie manchmal auch den überwältigenden Wunsch, diesen Mann zu beeindrucken.
    Ihr Vater hatte seine Begeisterung für Wissen und Bücher gleichermaßen an sie und Jack weitergegeben. Sarah hatte eine umfassende Bildung erhalten, die weit über das hinausging, was man im Allgemeinen als angemessen für ein Mädchen erachtete. Und sie hatte nicht nur die puritanischen Lehrer wie William Prynne gelesen. Ihr Vater hatte sie angehalten, sich auch mit Shakespeare, Donne, und sogar mit Hobbes zu beschäftigen. Durch dieses Studium war sie schließlich sogar in der Lage, in der Unterhaltung mit den Freunden ihres Vaters, zu denen die bekanntesten Gelehrten des Landes zählten, einen eigenen Standpunkt zu vertreten. Sie verfügte über eine geschliffene Sprache und eine rasche Auffassungsgabe, deshalb war es für Sarah völlig unverständlich, wieso sie diese beiden Eigenschaften in der Gegenwart von Lord Rutledge völlig im Stich ließen.
    „Ich bin mein ganzes Leben lang von Pferden auf- und abgestiegen“, entgegnete sie, weil ihr nichts anderes einfiel. Doch Anthony zog es vor, beim Thema zu bleiben.
    „Ihr habt die Augen eines Raubtieres. Aber wenn Ihr verärgert seid, haben sie die Farbe der sturmgepeitschten, aufgewühlten See.“
    „Ich glaube nicht, dass Ihr mich schon einmal wütend erlebt habt, Mylord.“
    „Nicht direkt wütend, aber … aufgeregt. Zum Beispiel gestern Abend, als Ihr Euren Onkel verteidigt habt. Ich fühlte, dass sich hinter Euren Worten mehr verbarg. ‚Jahre des Krieges und Verrats‘, glaube ich, habt Ihr gesagt. Und dabei klang ein tief sitzender Groll mit.“
    Anthony trat ganz nah an sie heran und berührte mit einem Finger ihr Gesicht. „Ich sah die Gewitterwolken in diesen wunderschönen grauen Augen.“
    „Der Bürgerkrieg war für alle schwer zu ertragen“, antwortete Sarah vorsichtig. „Es ist kein Thema, über das ich gern nachdenke.“
    „Aber wenn ein Gesandter des Königs bei Euch zu Hause erscheint, habt Ihr keine Wahl. Habe ich recht?“
    Sie schüttelte nachdenklich den Kopf. Der Baron stand direkt vor ihr, doch diesmal spürte sie nicht den Drang zu flüchten. Im Gegenteil, fast fühlte sie sich herausgefordert, sich ihm noch mehr zu nähern. „Da Ihr ein Kavalier vom Hofe seid, hätte ich Euch vielleicht abgelehnt, Lord Rutledge. Aber Ihr seid nicht so, wie ich vermutet hatte.“
    Anthony senkte die Hand und legte sie auf ihren Arm. Voller Zartgefühl zog er sie an sich. „Und was haltet Ihr nun von mir, Mistress Fairfax?“
    Sarah fühlte, wie ihr Puls raste. Ihr war die Kehle wie zugeschnürt. „Ich finde Euch … nicht unsympathisch“, brachte sie mühsam hervor.
    Seine Augen funkelten. „Also bin ich Euch sympathisch?“
    Sie nickte.
    „Ich finde Euch äußerst reizvoll, Mistress Sarah“, erwiderte er mit rauer Stimme. Unvermittelt legte er die Arme um sie und drückte sie an sich. Sarah verlor den Halt. Die Knie wurden ihr mit einem Mal weich.
    „Mistress Fairfax!“ Eine schrille weibliche Stimme war von der Straße her zu hören.
    Sarah richtete sich auf, und Anthony ließ schnell die Arme sinken. Sie drehten sich beide in die Richtung, aus der der Ruf gekommen war. Eine hübsche junge Frau näherte sich ihnen auf einem ungesattelten, schwerfälligen Pferd. Sie war barfuß, und ihre Wollstoffröcke bauschten sich um die Hüften.
    „Es ist eines der Mädchen aus dem Dorf“, sagte Sarah schnell zu Anthony. Sie fühlte sich peinlich berührt, denn sie hatte auf den ersten Blick erkannt, dass es sich um Jacks neue Freundin, Norah Thatcher, handelte.
    „Was mag sie von Euch wollen?“, fragte Anthony. Ihn hatte diese Störung auch leicht aus der Fassung gebracht.
    Sarah schüttelte missbilligend den Kopf. Norah ließ sich von dem breiten Rücken des Tieres herabgleiten und lief zu ihnen. Sie atmete schwer. Als sie nahe genug herangekommen war, erkannte sie plötzlich den Baron und blieb in gebührendem Abstand von den beiden stehen. Nachdem sie kurz Luft geholt hatte, wandte sie sich an Sarah. „Master Partridge schickt mich, damit ich Euch eine Nachricht
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