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Historical Collection Band 5

Historical Collection Band 5

Titel: Historical Collection Band 5
Autoren: Amanda McCabe , Linda Skye , Marguerite Kaye , Margaret Moore , Jeannie Lin
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hätte.
    Sie verließ schließlich den Platz und kehrte in den entfernten Norddistrikt zurück, um ihre Wunden zu kühlen und ihr Leben ohne ihn weiterzuleben. Cheng hatte jetzt eine glanzvolle Zukunft vor sich, aber sie war nur eine von Hunderten von Musikantinnen in der kaiserlichen Hauptstadt, spielte immer wieder dieselben Lieder, rezitierte immer dieselben Gedichte. Wieder einmal war es die tragische Geschichte einer einfachen Musikantin, die sich in einen höhergestellten Mann verliebt hatte.
    Während der nächsten Tage kehrte sie zu ihrer gewohnten Routine zurück. Die Truppe spielte auf mehreren Festbanketten für diejenigen, die ihre Prüfungen mit Auszeichnung bestanden hatten. Sie sammelte wieder Münzen, um sie für die Bezahlung ihrer ständig präsenten und stetig wachsenden Schulden zurückzulegen.
    Alles um sie herum war in immerwährendem Wandel begriffen, veränderte sich wie jedes Jahr. Jia spazierte an Chengs Wohnung vorbei und stellte fest, dass er ausgezogen war. Wahrscheinlich würde bald ein neuer Student dort einziehen. Der Zyklus würde von vorne beginnen.
    Sie suchte ihn nicht auf, bevor er abreiste, weil es keinen Sinn gehabt hätte, aber sie hatte ihre kurze gemeinsame Zeit als wundervolle Erinnerung in ihrem Gedächtnis gespeichert.
    Nach Ablauf einer Woche waren die meisten Festlichkeiten vorbei, und in ihrem Viertel gab es weniger Grund zum Feiern. Die Trinkhäuser waren abends nur noch halb voll, die Atmosphäre wurde ruhiger, es war wie ein wenig Glut im Vergleich mit dem lodernden Feuer der vergangenen Woche.
    Eines Abends erhielt sie die Einladung, im Lotuspavillon zu spielen.
    „Im Lotus ?“, musste sie beim Leiter der Truppe zweimal nachfragen.
    Er nickte und scheuchte sie mit einer Handbewegung weg wie eine lästige Mücke.
    Die Einladung galt nur ihr allein. Sie kleidete sich in ihr elegantestes Gewand und versuchte dabei nicht daran zu denken, dass es dasselbe war, das sie in jener Nacht mit Cheng getragen hatte. Das Kleid, das er ihr vom Körper abgestreift hatte.
    Mit der Pipa in der Hand ging Jia auf die hohe Pagode zu. Wie ein Leuchtturm ragte das Gebäude mit seinen verschieden hohen Türmen auf, an denen unzählige helle Laternen befestigt waren. Sie kannte genügend Lieder, mit denen sie einen ganzen Saal unterhalten konnte, und in ihrem Kopf übte sie noch, als sie durch eine der Seitentüren eintrat.
    Die Empfangshalle blendete sie geradezu mit ihrer üppigen Pracht. Kugelförmige Laternen, von einem rosafarbenen Lichtschein umgeben, Jadeskulpturen, kostbare Holzschnitzereien an allen vier Wänden. Schüchtern trat sie ein paar Schritte nach vorn. Glücklicherweise kam die Hausdame auf sie zu und geleitete sie zu einem Bankettsaal am hinteren Ende des Pavillons.
    Um hineinzugelangen, musste sie durch einen engen Gang gehen. Vorsichtig drückte sie die Tür auf. Der riesige Saal war leer bis auf einen Mann, der am Kopfende des Tisches saß. Er erhob sich, und es verschlug ihr den Atem.
    Cheng sah vollkommen verändert aus. Er trug nicht mehr seine graue Scholarentunika, sondern eine aus dunkelblauem Brokat. Sein Haar war sorgfältig straff zurückgekämmt und am Hinterkopf zusammengebunden. Er schien sogar noch größer zu sein. Das lag aber vielleicht auch an ihren wackligen Beinen, die fast unter ihr nachgaben, als er auf sie zu trat. Ihr Herz hatte aufgehört zu schlagen, dessen war sie sich ganz sicher.
    „Dein Name ist gar nicht Rose“, sagte er in leicht vorwurfsvollem Ton.
    Hundert mögliche Antworten kamen ihr in den Sinn, aber sie wurde von dem Glücksgefühl überwältigt, ihn hier zu sehen. „Ich fing schon an, es zu mögen, wenn Ihr mich so genannt habt.“
    Seine Miene blieb undurchdringlich, als er sie von oben bis unten musterte. Es war ein neues, abgeklärtes Selbstvertrauen an ihm zu spüren, und sie vermisste den Cheng, den sie vorher gekannt hatte. Sie wusste nicht mehr, wie sie sich in seiner Gegenwart verhalten sollte.
    „Yang Jia-Jing“, sprach er langsam ihren Namen, als wolle er ihn sich auf der Zunge zergehen lassen. „Es hat mich viel Zeit gekostet, dich ausfindig zu machen.“
    Er hatte nach ihr gesucht. Ihr wurde ganz warm ums Herz.
    Schon wieder war sie sentimental. Wenn sie nicht aufpasste, machte sie sich noch zum Narren. Sie riss sich zusammen. „Ich habe Euren Namen an der Prüfungshalle gelesen. Herzlichen Glückwunsch. Es freut mich sehr für Euch.“
    Sie freute sich wirklich, war aber gleichzeitig auch traurig.
    Chengs
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