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Hinterhalt

Titel: Hinterhalt
Autoren: Garry Disher
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ist. Er ist sofort zu seinem Schließfach gestürmt.«
    »Dann dauert es nicht mehr lange«, sagte Wyatt und machte das Licht aus.
    »Wo soll ich mich verstecken?«
    »Hinter der Tür.«
    »Und wenn er auf dem Bett liegt, fessle ich ihn an Armen und Beinen.«
    »Ja«, sagte Wyatt, doch sein Tonfall ließ sie aufhorchen.
    »Ich soll das wirklich so machen, Wyatt?«
    »Ja, das sollst du so machen.«
    Sie schwieg. Minuten des Wartens. Dann hörten sie, wie jemand den Schlüssel ins Schloss steckte. Ein Klicken und die Tür ging auf. Stolle betrat die Suite, in seinem Anzug hing der Geruch von Angst und teuren Zigarren. In der Hand hielt er eine Ledermappe. Wyatt griff danach, versetzte der Tür einen Tritt, sie fiel ins Schloss und er rammte Stolle den Revolver unters Kinn. Sein Kopf wurde durch den Stoß nach oben gedrückt und Stolle fing an zu röcheln.
    Wyatt trat einen Schritt zurück und lockerte den Druck ein wenig. Ohne Stolle aus den Augen zu lassen, reichte er die Ledermappe nach hinten an Anna weiter. »Hinsetzen«, befahl er Stolle und dirigierte ihn rückwärts in einen Sessel. Ein harter, präziser Schlag ließ den Mann vornüberkippen.
    »Wyatt«, mahnte Anna.
    Wyatt überhörte es. Der Tod kam schnell. Der Schlag hatte Stolle den Atem genommen und er war unfähig, sich zu wehren. Wyatt platzierte seinen Revolver in Stolles rechte Hand, führte ihm die Hand an den Mund und schob den Lauf zwischen Ober- und Unterkiefer. Er drückte ab. Stolle machte einen kleinen Satz und seine Beine zuckten noch, während er starb.

    DREIUNDVIERZIG

    Anna zog ihn am Ärmel. »Das war nicht nötig.«
    »Doch, das war’s.«
    Wyatt blickte hinunter auf Stolle und betrachtete ihn mit den Augen eines Cops. Genug Schmauchspuren an Stolles Fingern. Der Einschusswinkel deutete auf Selbstmord hin. Er drehte sich um und ließ sich von Anna die Ledermappe geben. Die Geldbündel steckten noch in der Banderole der TrustBank. Er nahm ein Bündel Fünfziger aus der Mappe, zog den größten Teil der Scheine heraus und ließ den Rest samt Banderole neben Stolles Füßen auf den Boden fallen. Natürlich würden ein paar Fragen offen bleiben, aber Selbstmord erklärte einiges. Stolle hatte fast das gesamte gestohlene Geld an den Zockertischen durchgebracht und in seiner Verzweiflung war ihm nur der Selbstmord geblieben.
    »Wir müssen weg«, sagte Wyatt zu Anna.
    Sie hatte ihre Arme um den Körper geschlungen und betrachtete entsetzt die Leiche. »Du hattest von Anfang an vor, ihn umzubringen.«
    »Er war ein Killer.«
    »Was hast du damit zu tun?«
    Er nahm ihren Arm. »Komm.«
    Sie gingen zurück zu ihrer Suite. Sie war noch immer sichtlich schockiert. »Du hättest ihn nicht töten dürfen.«
    Wyatt nahm ihr schmales Gesicht in beide Hände. »Ihm ist es als Einzigen gelungen, mich aufzuspüren. Er hätte mich wieder gefunden. Und dich auch.«
    Sie senkte den Blick. Er spürte die warme Haut ihrer Wangen, als sie kaum merklich nickte. Er ließ sie los. »Mal sehen, was wir hier haben.«
    Sie saßen auf dem Bett und das Geld lag gebündelt zwischen ihnen auf der Decke. Er sah ihr beim Zählen zu, sah ihre schlanken Hände und hatte ein Gefühl von Verlust.
    Ohne aufzublicken, fragte sie: »Wieviel sagtest du, hast du in Logan City erbeutet?«
    »Eine Geldkassette, etwa eine Viertelmillion.«
    »Weniger als die Hälfte davon ist übrig geblieben. Einhundertfünftausend Dollar.«
    Sie starrten auf das Geld, vermieden es, sich anzuschauen. Nach einer Weile hörte Wyatt Anna sagen: »Sie sind hinter dir her, aber sie haben keine Ahnung, wen sie suchen. Sie haben keine Fingerabdrücke, gar nichts. Von mir haben sie Fotos und Fingerabdrücke und sie drehen durch, weil ich aus ihrem tollen Gefängnis herausmarschiert bin.«
    »Ja.«
    »Ich kann nirgendwohin, ist es nicht so, Wyatt? Zumindest was Australien betrifft. Ich müsste ständig auf der Hut sein. Für dich wäre ich nur eine Belastung.«
    Unablässig fuhr ihre Hand durch die Geldscheine. Er umschloss ihr Handgelenk und augenblicklich schien die Hand kraftlos und schlaff.
    »Du hast mich rausgeholt, aber eigentlich weiß ich nicht genau, warum. Weißt du es?«
    Er wollte diese schlaffe Hand nicht länger halten. Er ließ los und für kurze Zeit lag die Hand wie ein Gegenstand zwischen ihnen auf der Bettdecke.
    »Ich habe immer das Risiko im Leben gesucht und alles Enge und Gradlinige verachtet. Habe mir immer eingebildet, ich hätte deine Nerven und deine Übersicht«, sagte sie und
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