Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hintergangen

Hintergangen

Titel: Hintergangen
Autoren: Rachel Abbott
Vom Netzwerk:
verschwunden.
    Mist! Dieser Fall würde bestimmt verdammt große Aufmerksamkeit erregen, und sie würden einer unablässigen Flut von dämlichen Fragen seitens der Presse ausgesetzt sein. Er wurde oft gefragt, wie er denn damit umging, wenn er Familien die schlimmsten Nachrichten überbringen musste, aber wenigstens konnte er da zeigen, wie leid es ihm tat. Er hielt einem trauernden Verwandten kein Mikrofon unter die Nase, um zu fragen, wie es ihm ging.
    Weil Becky wegen des starken Verkehrs nur im Schneckentempo vorankam, schien es ihm sicher, ihr noch ein paar Fragen zu stellen.
    »Wer hat ihn gefunden?«
    »Die Putzfrau. Sie wartet dort, damit wir mit ihr reden können. DCS Sinclair ist auf irgendeiner schicken Hochzeit in Bath und wird von einem Wagen abgeholt und direkt zum Tatort gefahren. Er bat mich, die Verbindungsperson zur Familie zu sein, weil es so ein prominenter Fall ist. Das habe ich vor meiner Beförderung schon x-mal gemacht, ist also kein Problem.«
    »Haben wir von den nächsten Verwandten schon jemanden erreicht?«, wollte Tom wissen.
    »Ich fürchte, nein. Er wurde in Knightsbridge gefunden, wo er normalerweise die Woche über wohnt, sein Familiensitz liegt aber in Oxfordshire. Die dortigen Kollegen wurden hingeschickt, es ist aber niemand zu Hause. Aus einer früheren Ehe gibt es eine Tochter, das ist aber alles, was wir bisher wissen. Wir schicken jemanden zur Exfrau, sobald wir wissen, was mit der jetzigen ist. Es wäre doch nicht richtig, wenn die Ex es zuerst erfahren würde, oder?«
    Becky erspähte eine Lücke im Verkehrsstrom und gab Gas – schlängelte sich zwischen den Autos durch und wechselte die Spur, bevor sie wieder scharf bremste. Wegen des Londoner Verkehrs am frühen Nachmittag waren die acht Meilen von Toms Wohnung zu Hugo Fletchers Haus in Egerton Crescent ein Albtraum.
    »Ich schalte jetzt die Sirene ein, Sir, wenn das in Ordnung ist. Wir müssen ein bisschen Tempo machen.« Becky klemmte sich eine Haarsträhne hinter die Ohren und knipste den Schalter am Armaturenbrett an. Und schon hatte die ganz gewöhnlich aussehende Limousine blinkende Scheinwerfer und eine Sirene, um sich einen Weg zwischen den Leuten auf ihrem samstäglichen Einkaufsbummel zu bahnen.
    Beckys Fahrkünste mochten sprunghaft erscheinen, doch sie verpasste keine Gelegenheit, sich auch in die kleinste Lücke zwischen zwei Autos zu zwängen oder auf die Nebenspur auszuweichen, wenn sich die Möglichkeit bot. In ihrem Gesicht spiegelten sich Konzentration und Entschlossenheit.
    Trotz größter Mühe dauerte es eine gute Viertelstunde, bis sie am bereits abgeriegelten Tatort ankamen. Tom betrachtete den Hang mit den eleganten, weiß getünchten Häusern, vor denen gestutzte Buchsbaum- und Lorbeerhecken standen. Geld war hier offenbar kein Thema – doch selbst das hatte den allzu frühen Tod eines so berühmten und hochgeachteten Mannes nicht verhindern können.
    Weniger beeindruckt war Tom von der Menge, die sich, die Kamera im Anschlag, davor auf der Straße versammelt hatte.
    »Mist! Becky, wenn die Ehefrau noch nicht informiert wurde, müssen wir das hier unter Verschluss halten. Reden Sie doch mit denen, ja? Ich kann nicht so gut mit solchen Leuten.«
    Schnurstracks steuerte er auf die Haustür zu, bevor irgendjemand ihm eine Frage zurufen konnte.
    »Im obersten Stockwerk, Sir«, erfuhr Tom von dem jungen Polizisten an der Tür, während er sich in seinen Overall zwängte. Auf der Treppe nach oben registrierte er die luxuriöse Ausstattung. Seit einigen Monaten war ihm Luxus nicht mehr fremd – doch sprach dieses Haus auf eine nicht so vertraute Weise von jahrhundertelangem Reichtum.
    Vor der Schlafzimmertür blieb er stehen. Die Tatortspezialisten waren gerade fertig geworden und schickten sich an zu gehen. Der Gerichtsmediziner stand neben dem Bett und vollführte seinen üblichen Zauber. Tom schaute sich um. Es war ein heller, luftiger Raum, doch seltsamerweise erinnerte bloß der Teppich an das einundzwanzigste Jahrhundert. Toms Geschmack nach passte das große Himmelbett eher in ein Landhaus, und durch die schweren, dunklen Holzmöbel wirkte der Raum bedrückender als nötig. Allerdings hellte der Tote auf dem Bett die Stimmung auch nicht gerade auf.
    Er bemerkte die beiden Gläser mit dem inzwischen abgestandenen Champagner und sah, dass man Fingerabdrücke genommen hatte. Die Außenseite des Eiskübels war beschlagen, was darauf hindeutete, dass das Eis noch nicht lange geschmolzen war.
    Die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher