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Hintergangen

Hintergangen

Titel: Hintergangen
Autoren: Rachel Abbott
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Körper angesehen und keine Haare gefunden – Schamhaar oder sonst welche – außer seinen eigenen. Der ist blitzsauber.«
    Komisch, dachte Tom. Alles deutete auf Sex, doch offenbar war nichts passiert.
    »Irgendeine Vermutung zur Todesursache?«
    »Ich sehe keine unmittelbaren Hinweise darauf, dass man was mit ihm gemacht hat. Möglicherweise wurde er gefesselt und so gelassen, und die darauffolgende Panik führte zu einer Herzattacke, oder er wurde irgendwie vergiftet. Den Champagner überprüfen wir natürlich. Antworten gibt es erst, wenn ich ihn aufgemacht habe und die Resultate vom Labor kriege. Tut mir leid.«
    Tom fragte, ob sie die Leiche umdrehen könnten – um nach Spuren zu schauen, die auf sexuelle Vorlieben hindeuten könnten, wie zum Beispiel Bondage. Der Rücken war unverletzt, doch Blutergüsse an beiden Hand- und Fußgelenken, die die Tücher hinterlassen hatten, ließen einen Kampf vermuten.
    »Muss nichts zu bedeuten haben«, teilte der junge, pickelige Techniker mit. »Die sollen sich ja in Ekstase winden, wenn sie diese Spiele machen. Um zu zeigen, dass sie es genießen. Muss nicht heißen, dass er sich gewehrt hat. Die haben auch nicht immer Sex – wissen Sie, auf die übliche Art. Sie hat ihm vielleicht bloß einen runtergeholt.«
    Interessiert musterte Tom den Tatortspezialisten, widerstand jedoch der Versuchung, ihn zu fragen, woher er sich mit Bondage so gut auskannte. So faszinierend diese Spekulation auch war, es war Zeit, ein paar Fakten zu bekommen. Er wandte sich wieder an Rufus Dexter.
    »Irgendeine Idee zur Todeszeit?«
    »Die Putzfrau ist ein dummes Huhn«, erwiderte der. »Hat erst nach einer Stunde die Polizei gerufen. War zu sehr in Panik, sagt sie. Die war schon eine Viertelstunde hier, bevor sie die Leiche gefunden hat. Wie lange hat der schon tot gelegen, bis wir gekommen sind? Maximal drei Stunden, eher zweieinhalb.«
    Kaum machte der Gerichtsmediziner eine Atempause, schaltete sich Tom ein.
    »Zeitpunkt des Todes war also etwa zwischen halb zwölf und zwölf. Ja?«
    Rufus nickte.
    »Okay, Rufus, lassen Sie die Leiche ruhig wegbringen, wenn Sie so weit sind. Wann machen Sie die Obduktion?«
    »Ist morgen Vormittag okay? Würde es lieber früh machen. Die Presse wird was hören wollen. Der Minister zweifellos auch, wenn man bedenkt, um wen es sich handelt! Ist acht Uhr in Ordnung für Sie?«
    Tom zuckte gequält zusammen, als er an den Telefonanruf dachte, der ihm damit bevorstand. »Sagen wir mal so – ich werde schon genug Ärger kriegen, dass ich allen den Samstag vermassle, Sonntag ist also auch nicht schlimmer, denke ich. Wir gewinnen ja eine Stunde – heute Nacht werden die Uhren zurückgestellt. Ich spreche mal mit DCS Sinclair, ob er dabei sein will. Klingt, als wäre er mittlerweile eingetroffen.«
    Durch die offene Tür drang die ruhige, aber Respekt einflößende Stimme von Detective Chief Superintendent James Sinclair herauf. Tom wusste, dass er seine Anweisungen so geben würde, dass sie eher wie Anregungen klangen, sie aber keiner infrage stellen würde. Sein seltsames, etwas schiefes Gesicht hatte ihm den Spitznamen Isaiah eingetragen, den Tom, wie er beschämt eingestand, erst begriffen hatte, nachdem er ihm erklärt worden war, der jedoch immer voller Zuneigung ausgesprochen wurde. Tom empfand diesem Mann gegenüber größte Hochachtung. Und obwohl er ihn noch gar nicht lange kannte, war er aufrichtig erfreut gewesen, als er zu seinem Stellvertreter im Morddezernat ernannt worden war. Obwohl es andere Gründe für seinen Umzug nach London gab, war die Arbeit für James Sinclair ein absoluter Bonus.
    Die Bestattungsunternehmer waren gerufen worden, um die Leiche abzutransportieren, und Tom nutzte die Gelegenheit, sich noch einmal umzusehen. Jetzt erst merkte er, was mit dem Raum nicht stimmte. Es gab überhaupt keine weibliche Note. Er hatte noch kein Schlafzimmer eines Ehepaares gesehen, in dem sich nicht mindestens ein paar Parfumflakons und Hinweise auf Schminke oder Gesichtscremes befunden hätten. Doch hier war keine Spur davon. Er öffnete die Schranktür und schaute hinein. Nur feine Anzüge. Er trat an die Kommode hinüber, wieder das Gleiche. Frische Hemden, alle perfekt zusammengelegt, in einer anderen Schublade Unterwäsche und Socken.
    Er ließ die Männer ihre Arbeit machen und schlenderte über den Flur in ein zweites Schlafzimmer. Dieses war ebenso neutral wie das erste, mit ähnlichem Mobiliar. Die Kommode war völlig leer, bloß der
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