Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hinter verzauberten Fenstern

Hinter verzauberten Fenstern

Titel: Hinter verzauberten Fenstern
Autoren: Cornelia Funke
Vom Netzwerk:
war noch der Name?«
»Jakobus, Euer Majestät.«
»Ach ja!« Der König reichte seinen beiden Besuchern noch einmal die Hand und schüttelte sie erfreut. Dann stieg er wieder hinauf zu seinem Sessel und ließ sich aufseufzend hineinsinken.
»Ach, verflixt!«, rief er plötzlich und schlug sich gegen die Stirn. »Jetzt habe ich doch schon wieder was vergessen! Lieber – ääh – wie war das noch – ach ja –, lieber Jakobus, grüße bitte meinen Sohn von mir, ja? Er wohnt doch in deinem Kalenderhaus, oder?«
Julia warf Jakobus einen erstaunten Blick zu. »Jawohl, Majestät«, antwortete der, »im dritten Stockwerk. Es wird mir eine Ehre sein.«
»Sehr schön!« Der König nickte zufrieden. »Dann könnt ihr jetzt gehen. Auf Wiedersehen!« Hinter ihm blitzten böse Leos kalte Augen.
Julia und Jakobus zogen ein letztes Mal die komischen Hüte, und dann gingen sie an hundert staunenden Augenpaaren vorbei durch den totenstillen Saal zurück zur Tür. Die mächtigen Türflügel standen bereits offen. Julia und Jakobus gingen hindurch, und sofort füllte sich der Saal hinter ihnen wieder mit murmelnden Stimmen.
»Na, wie war’s?«, fragte der dicke Türsteher und schloss mit wichtiger Miene hinter ihnen die große Tür.
»Sehr nett«, sagte Jakobus.
»So, so, nett!« Der Türsteher riss den beiden die Hüte aus der Hand und stülpte sie sich auf die anderen.
»Ja, sehr nett«, sagten Julia und Jakobus im Chor und zwinkerten sich fröhlich zu. Dann nickten sie dem ärgerlich blickenden Kerlchen nochmal zu und liefen die Treppe hinunter.
»Ach, ich bin ja so glücklich!«, rief Jakobus und warf seine Perücke in die Luft. »So furchtbar glücklich! Du hast uns gerettet, Julia, du hast uns alle gerettet!« Und damit gab er Julia einen so dicken Kuss, dass sie fast zusammen die Treppe hinuntergefallen wären.
    Als Julia in ihr Zimmer zurückkam, schwirrte ihr der Kopf von all den aufregenden Dingen, die sie hinter sich hatte.
    Eigentlich schade, dass ich nicht damit angeben kann, dachte sie und krabbelte vom Bett herunter. Keine von meinen Freundinnen ist schon mal mit einer Badewanne herumgeflogen, und bei einem richtigen König sind sie auch bestimmt noch nie gewesen.
    Sie sah auf ihren Wecker. Drei Uhr. Vorsichtig schloss sie ihre Tür auf und lauschte nach unten. Nein, da war niemand. Pfeifend sprang Julia die Treppe runter und lief in die Küche. Sie hatte einen Bärenhunger nach all den Aufregungen. Mit einer Rolle Kekse und einer Flasche Limonade als Beute rannte sie wieder nach oben. Dann holte sie die kleine Flugmaschine aus ihrem Versteck und ließ sie im Zimmer herumschwirren. Während sie dem glitzernden Ding mit den Augen folgte und ihre Kekse kaute, dachte sie an den Palast und den König, die alten Kalenderhäuser und die fliegende Badewanne, an den komischen Türsteher und an den Mann in Silber. Das war ein scheußlicher Kerl gewesen. Julia nahm sich noch einen Keks und knabberte nachdenklich darauf herum. Wie der sie angeschaut hatte! Puuh! Ihr wurde jetzt noch ganz unheimlich zumute, wenn sie daran dachte. Und wie er herumgetuschelt und dem König finstere Blicke zugeworfen hatte. Als würde er was im Schilde führen. Julia runzelte die Stirn. Sie musste Jakobus morgen fragen, wer dieser Leo eigentlich war. Ja, und vor allem würde sie ihn über den Sohn des Königs ausfragen. Das musste schließlich ein richtiger Prinz sein.
    Die kleine Maschine landete vor ihr auf dem Teppich. Julia drückte auf den winzigen Knopf, und sofort schnurrte sie wieder los. So ein schönes Spielzeug hatte sie noch nie gehabt. Plötzlich hörte sie ein Auto. Sie stürzte zum Fenster und sah hinaus. Ihre Eltern. Schon ging unten die Tür auf.
    »Wir sind wieder da!«, rief Papa, und zwei kurze Beine kamen die Treppe heraufgepoltert. Julia versteckte die Keksrolle unter ihrem Kopfkissen. Das Flugmaschinchen drehte noch immer seine Runde.
    »Komm schon!«, sagte Julia und streckte die Hand aus. Aber das verflixte kleine Ding schnurrte weiter durch die Luft. Julia hüpfte hoch, um es zu fangen, aber es war zu flink. Sie rannte hinterher und hüpfte und sprang, aber sie bekam es einfach nicht zu fassen.
    Die Zimmertür flog auf, und Olli stürzte herein. Er sah das Maschinchen sofort.
»Was ist das denn?«, fragte er und starrte es mit weit aufgerissenen Augen an. Das undankbare Ding steuerte auf ihn zu und landete genau vor seinen Zehen.
»Oooh!«, hauchte Olli entzückt und hockte sich andächtig vor dem glitzernden Ding auf den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher