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Hinter Jedem Konflikt Steckt Ein Traum, Der Sich Entfalten Will

Titel: Hinter Jedem Konflikt Steckt Ein Traum, Der Sich Entfalten Will
Autoren: Birgit Theresa Koch
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oder das Gute im Menschen. Auch das verschafft uns Rang, der uns häufigunbewusst ist.
    Ziel einer solchen dreifachen Selbsteinschätzung ist das Bewusstmachen der tatsächlichen Macht und Stärke, die wir haben. Wenn wir einseitig auf die soziale Hierarchie schauen, werden wir unbewusst darüber, wie groß unsere seelische Kraft ist, die auf andere einen starken Einfluss haben kann. Wenn uns diese Kraft nicht bewusst ist und sich beispielsweise hinter Besserwisserei versteckt, wird sie zum Doppelsignal und die anderen wehren sich dagegen. Interessant ist, dass der Besserwisser denkt, alle sollten es besser wissen. Ute W. war nicht bewusst, dass das Wissen und die tiefen Einsichten, die sie selbst hat, nicht allen gleichermaßen zur Verfügung stehen, sondern etwas Besonderes sind. Wenn wir bewusst das tun, was wir sowieso schon tun, dann können wir die Rollen einnehmen, die wirklich zu uns passen. Aus der Rolle der Besserwisserin kann sich durch Bewusstheit die Rolle der Weisen herausschälen.
    Ergibt sich nach Zusammenzählen aller drei Rangeinschätzungen ein höherer Rang, dann ist die Frage nicht mehr, was erwarte ich von meinem Chef und was sollte er sich besser nicht erlauben, sondern wie kann ich ihn unterstützen. Tatsächlich ergab sich für Ute. W. ein höherer Gesamtrang, was nicht erstaunte. Wir kennzeichneten eine Karte mit einem Symbol für ihren hohen Weisheitsrang, sie nahm diese in die Hand und stellte sich in die eigene Position. Es war frappierend, wie sehr sich ihre Einstellung durch das Bewusstwerden des eigenen Weisheitsranges und das kurze Gespräch darüber verändert hatte. Sie konnte ihren Chef und seine »Fehler« und die besonders schwierige Situation, in der er sich aus vielerlei anderen Gründen befand, viel deutlicher sehen und eine völlig neue Haltung einnehmen.
Sie war nicht länger die Bittstellerin, die etwas von ihm brauchte, sondern wurde zur Mitarbeiterin, die ihn unterstützen konnte.
    Bei der nächsten Supervision zwei oder drei Monate später erzählte sie von den Veränderungen: Sie sorgte jetzt für regelmäßige Treffen und Gespräche mit ihrem Vorgesetzten, sie war seine Mentorin geworden, eine Rolle, die zu ihrem Alter und ihrem Wissen viel besser passte. Sie erlebte sich als selbstbewusster und stark und er profitierte von ihrer neuen Haltung, ihrer guten Intuition und ihren Ratschlägen und konnte sie jetzt annehmen.
    Es ist erfreulich, wie das Bewusstwerden der eigenen Stärke durch Weisheit eine Welle von neuen Verhaltensmöglichkeiten wachrufen kann. Das hat sich auch in vielen anderen Beratungen so gezeigt. Die Menschen können aus der bedrückenden und unfruchtbaren Gegnerschaft heraustreten und sich auf ein neues Miteinander einlassen.
    Umgekehrt können Menschen, die in der Skalierung und Einschätzung ihres Rangs einen niedrigeren Wert aufweisen, ihre Vorgesetzten um Weisheit und Unterstützung bitten. In solchen Fällen allerdings kommt es nicht ganz so schnell zu einer Haltungsänderung, so ist meine Erfahrung. Alte und sehr zähe Glaubenssätze oder elterliche Leitsätze können den Prozess blockieren. Eine Bitte an Ranghöhere zu stellen, fällt vielen Menschen schwer, weil sie nicht bedürftig erscheinen wollen oder Bitten früher zu oft abgelehnt wurden. »Ich brauche Unterstützung, ich weiß nicht mehr weiter...«, dies zuzugeben kann grenzwertig sein. Hier ist es interessant, eine Weile an der Grenze stehen zu bleiben und zu schauen: Was braucht es noch, um sie zu passieren? Wenn beispielsweise kein Vertrauen
da ist, dass Menschen mit mehr Rang überhaupt zuhören und Hilfsbedürftigkeit akzeptieren können, dann kann es hilfreich sein, sich die Beziehungen zu den Eltern noch einmal anzuschauen. Angesichts der Eltern spüren die Betroffenen ihre alte Sehnsucht, gesehen und anerkannt zu werden. Hier kann es nützlich sein, mit dieser Sehnsucht zu gehen und in einer Systemaufstellung oder inneren Übung Kraft bei guten Verwandten, Großeltern oder anderen Menschen zu holen, die sie früher unterstützt haben. Durch diese Kraft bekommen wir ein Gespür dafür, wie gut es sich anfühlt, zu unterstützen und unterstützt zu werden. Diese Erfahrung nehmen wir mit in die Arbeitssituation. In der Regel fällt es jetzt leichter, aus der Gegnerschaft heraus die Rolle eines Menschen einzunehmen, der um Hilfe und Unterstützung bitten wie auch sie annehmen kann.

Wundermittel Weisheit für Eltern und Großeltern
    Als systemische Therapeutin habe ich in den
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