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Hinter Jedem Konflikt Steckt Ein Traum, Der Sich Entfalten Will

Titel: Hinter Jedem Konflikt Steckt Ein Traum, Der Sich Entfalten Will
Autoren: Birgit Theresa Koch
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vergangenen Jahren sehr viel mit Eltern, vor allem Müttern gearbeitet, die sich Sorgen um ihre jungen erwachsenen Kinder machen. Eltern haben immer viele Ideen und Ratschläge für ihre Söhne und Töchter, was diese in einer schwierigen Lebensphase besser tun sollten, und können es schwer aushalten, wenn sie nicht angenommen werden. Meine These: Wenn Ratschläge dauerhaft nicht angenommen werden, dann stimmt auch etwas nicht mit ihnen. Vielleicht sind sie getarnte Forderungen oder sie passen nicht zu den Erfahrungen, die die Kinder machen müssen, um etwas Wichtiges herauszufinden oder zu lernen. Wahrscheinlich folgen die Ratschläge, auch wenn sie noch so gut sind, nicht dem natürlichen Prozess und werden deswegen abgelehnt. Die Weisheit des natürlichen Flusses stellt sich gegen die Vernunft.
    Wenn Ratschläge getarnte Forderungen sind, werden sie nicht angenommen.
    Fallbeispiel
    Ich erinnere mich an eine Mutter, deren Tochter eine Essstörung hatte, aber jede Therapie ablehnte, obwohl die Notwendigkeit so offensichtlich war. Als wir über Weisheit sprachen und die Erfahrungen, die Menschen machen müssen, um gute Entscheidungen zu treffen, konnte die Mutter spüren, dass es für den Weg der Tochter besser ist, wenn sie sich mit ihren Ratschlägen zurückhält. Eine Therapie kann tatsächlich nur begonnen werden, wenn ein Mensch das wirklich will. Häufig braucht es einen großen Leidensdruck, um die Motivation dafür herzustellen. Genauso
war es auch. Eine gewisse Zeit nach unserer Sitzung entschied sich die Tochter von alleine, eine Therapie zu beginnen. Hätte die Mutter noch mehr und länger insistiert, wäre dieser Prozess eventuell verlangsamt worden.
    Für Eltern ist es unsäglich schwer, das Leiden ihrer Kinder, die Drogensucht, die Essstörung, eine belastende und unvernünftige Liebesgeschichte, auszuhalten. Sie kämpfen dann mit diesen um Einsicht. Wenn es gelingt, ist das in Ordnung. Wenn nicht, dann brauchen der Sohn oder die Tochter vielleicht noch etwas anderes, vielleicht sogar eine schwere Erfahrung.
    Der Geist der Weisheit, den Eltern in einer inneren Arbeit einnehmen können, sagt ihnen, was sie tun können: geduldig sein, Vertrauen haben und davon ausgehen, dass Menschen manchmal Schlimmes erleben müssen, um sich weiterzuentwickeln. Um selbst stärker zu werden, kann es für Eltern auch hilfreich sein, an ihren eigenen Themen zu arbeiten und sich alte Familiengeschichten oder den eigenen Entwicklungsweg anzuschauen. Manchmal machen Kinder Prozesse durch, die die Eltern vermieden haben, oder sie drücken etwas aus, was nicht nur mit ihnen zu tun hat. Sie sind eingebunden in familiäre, aber auch gesellschaftliche Entwicklungen, die wir nicht immer sofort verstehen. Sie spielen eine wichtige Rolle im Feld, auch dann, wenn sie uns nicht gefällt und ihr Sinn noch nicht verstanden wird. Wenn Eltern die Eingebundenheit ihrer Kinder begreifen, können sie deren Entscheidungen besser nachvollziehen.

Tiefe Demokratie: die transformierende Kraft in Konflikten
    Im Prinzip der Tiefen Demokratie finden die wichtigsten Erkenntnisse aus der prozessorientierten Konfliktarbeit einen würdigen Rahmen und einen Boden für ihre Zusammenfassung. Alle Rollen, alle Empfindungen, alle Mitglieder einer Gruppe werden gebraucht, damit sich die Familie, die Gruppe oder die Organisation weiterentwickeln kann. Auch und gerade die Schattenseiten und -meinungen wollen angesehen werden, sonst werden Menschen, die sich mit den abgewehrten Rollenanteilen durch die Welt bewegen, destruktiv und zerstörerisch. Hinter jedem Schattenspender verbirgt sich ein Licht, hinter jedem Konflikt versteckt sich ein Traum, hinter jeder schlechten Meinung drückt sich ihr potentielles Gegenteil aus. Das schätze ich an der prozessorientierten Konfliktarbeit, dass sie gerade die störenden und ungewollten Teile als wertvolle Bestandteile in die Veränderungsarbeit einzelner wie großer Gruppen mit einbezieht.
    Tiefe Demokratie sagt Ja zu allen Rollen, Ansichten und Empfindungen, damit ihr tiefer Sinn verstanden werden kann.
    Bei meinen Vorträgen als Streitschlichterin unterwegs in Deutschland wurde ich oft gefragt, wie ich es denn mit den Neonazis halte oder mit Jugendlichen, die nicht arbeiten wollen, oder mit Menschen, die Gewalt ausüben. Wieso sollten die gebraucht werden? Bestimmt nicht, damit wir alle uns verändern oder uns besser kennenlernen, oder? Diese Frage ist tatsächlich nicht leicht zu beantworten. Es gibt eine Ebene
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