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Hinter der Tür

Hinter der Tür

Titel: Hinter der Tür
Autoren: Henry Slesar
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Nacht in eine Kreisbahn auf; habe ich Ihnen das Symptom schon geschildert?«
    »Wir sind heute großartige Raumflieger, wie?« Van- ner lächelte. »Also, steigen Sie schon in Ihre Kapsel und vergessen Sie ›das Gravierende der Situation‹. Die ist nicht annähernd so schlimm, wie Sie annehmen. Sie hatten eine gute Nacht, auch wenn Sie nicht gut geschlafen haben. Keine Halluzinationen mehr, keine neuen Gespenster oder Kobolde an der Tür… Ich würde sagen, das ist ein gutes Zeichen.«
    »Wirklich?«
    »Bleiben Sie also im Bett, Gail. Unterlassen Sie Ihre Spaziergänge im All, wie Sie sie gestern nacht gemacht haben. O ja – Mrs. Bellinger hat sie verraten.«
    »Ich bin nur in die Küche gegangen«, sagte Gail. »Ich war plötzlich sehr hungrig und ging nach unten, um von dem Eintopf zu essen. Ich konnte gestern keinen Bissen runterkriegen, nachdem Sie mir die Wahrheit gesagt hatten … über Steve.«
    »Naja, ich bin froh, daß Sie wieder Appetit bekommen haben, obwohl es mitten in der Nacht war.«
    »Nein«, sagte Gail tonlos. »Als ich Mrs. Bellingers großen Eisentopf im Kühlschrank sah, war es wieder aus damit. Ich setzte mich an den Küchentisch und heulte die ganze Plastikdecke voll…« Sie biß sich auf die Lippen und wechselte gezwungen das Thema. »Hören Sie, da wir gerade von Spaziergängen reden – wie geht es Cassandra?«
    Vanner drückte den Verschluß wieder auf die Flasche. »Also …«, sagte er.
    »Was macht der arme Hund, solange Sie fort sind? Ich habe mir öfter Gedanken darüber gemacht. Schläft sie auf der Couch in Ihrem Büro?«
    »Um die Wahrheit zu sagen«, begann Vanner sanft, »ich habe keine guten Nachrichten.«
    »Was meinen Sie?«
    »Ich wollte eigentlich nicht darüber sprechen, aber Cass ist es in letzter Zeit nicht sehr gut gegangen. Ihr Benehmen ließ doch einiges zu wünschen übrig – und ihre Selbstbeherrschung, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Nein.«
    »Cassandra hat sich öfter gehenlassen. Und sie steckte voller Mucken.«
    »Wieso denn?«
    Vanner zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich eine Infektion. Hat jedenfalls der Tierarzt gesagt. Ihr Gehirn war angegriffen. Sie begann Men- sehen anzuknurren und zu verbellen, die sie sonst mochte. Mitten in der Nacht heulte sie los, als hätte der Teufel sie am Schwanz gepackt. Und es wurde nicht besser – nur schlimmer. Schließlich habe ich das einzig Mögliche getan.«
    »Was?«
    »Sie mußte eingeschläfert werden. Das ist natürlich immer eine schwierige Entscheidung, aber es mußte sein.«
    »Oh, wie schrecklich!«
    »Das arme Wesen hat sehr gelitten«, sagte Vanner und berührte Gail an der Schulter. »Sie hat mit sich selbst nichts mehr anfangen können und war auch für andere keine Freude mehr. Sie ist friedlich entschlummert, Gail, sie ist in einen Schlaf ohne Alpträume gesunken , .. Manchmal ist das die einzige Lösung. Das wissen Sie doch, nicht wahr?«
    »Ja«, flüsterte Gail Gunnerson.
    Er suchte Mrs. Bellinger in der Küche auf und erwischte sie dabei, wie sie ein rosa Pflaster auf ihre Fußsohle legte. Hastig zog sie den Schuh an und fragte, ob er einen Tee oder Kaffee wollte. Vanner sagte: »Ich wollte eigentlich nur fragen, ob Sie etwas haben möchten.«
    »Ich?«
    »Es hat mir leid getan, daß ich Ihnen gestern abend nichts zum Einschlafen geben konnte. Für Gail ist es aber wichtig, daß auch Sie gut ausgeruht sind.«
    »Habe bis drei Uhr kein Auge zugemacht«, sagte die Haushälterin seufzend. »Was ist das nur, Doktor, ich lausche die ganze Zeit und bilde mir immer wieder ein, das arme Mädchen ruft nach mir.«
    »Ich kann Ihre Besorgnis verstehen. Deshalb habe ich heute ein paar Tabletten mitgebracht. Die helfen Ihnen bestimmt.« Er griff in die Tasche, doch in diesem Augenblick meldete sich das Wandtelefon. Mrs. Bellinger hob ab, sagte Hallo, lauschte und schüttelte traurig den Kopf. »Nein, ich glaube nicht, Mr. Tyner. Sie wissen ja, was sie die anderen Male gesagt hat. Außerdem ist gerade der Arzt hier, und ich glaube, dem ist lieber, wenn sie etwas schläft … Ja, Dr. Vanner … Also, das weiß ich natürlich nicht.« Sie blickte Vanner fragend an und sagte: »Mr. Tyner möchte wissen, ob er mal mit Ihnen sprechen kann.«
    Vanner überlegte einen Augenblick. »Aber sicher.« Er nahm den Hörer. »Tyner!« sagte er lebhaft, als spreche er mit einem guten alten Freund.
    »Ich versuche schon den ganzen Tag mit Gail zu sprechen«, sagte Steve. »Dank Ihnen will sie mich
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