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Hinter dem Vorhang

Hinter dem Vorhang

Titel: Hinter dem Vorhang
Autoren: C Emberton
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kehrt. Er war kein Kind mehr, er war erwachsen, dennoch behandelte sie ihn
    als sei er eines. Was er nicht wusste war, dass Rosalie ihn im ersten Augenblick für seinen Vater
    gehalten hatte, denn die Beiden glichen sich – wenn man den Altersunterschied außen vor ließ –
    fast aufs Haar. Das Aussehen und auch das Temperament waren aber auch alles was Laurent und
    Oscar gemein hatten. Ansonsten war er doch mehr wie seine Mutter, wenngleich die Freundlichkeit
    etwas verborgener lag, die Hartnäckigkeit hingegen umso dominanter, denn er hatte keinesfalls vor
    sich ins Bett zu begeben. Er konnte nicht schlafen, das war auch der Grund weshalb er sich mitten
    in der Nacht durch das Haus bewegte. Aber seine Mutter hatte recht, wenn er seinem Vater
    versehentlich über den Weg laufen sollte, dann konnte es ungemütlich werden. Sehr ungemütlich.
    Deshalb entschied er sich seine Wanderung draußen fortzusetzen.
    Er hatte keine Ahnung wie lange er durch das angrenzende Wäldchen gelaufen war, im Grunde
    genommen war es ihm auch gleichgültig, denn es machte keinen Unterschied ob die Minuten nun
    verstrichen während er hier einen Fuß vor den anderen setzte, oder sich schlaflos im Bett herum
    wälzte. Seufzend blieb er stehen, sah zum Nachthimmel auf, der sich klar über ihm ausbreitete.
    Ruhelos war er dieser Tage, ohne selbst zu wissen was der eigentliche Grund dafür war. Vielleicht
    war es auch einfach nur der Umstand, dass die arrangierte Vermählung bevorstand, über die er
    alles andere als glücklich war. Aber alle Einwände hatten nichts gebracht, zumal sein Vater in den
    letzten Monaten regelrecht aggressiv auf Wiederworte jeglicher Art reagiert hatte. Laurent ging ihm
    aus dem Weg, seit... nun seit jeher. Ein Geräusch riss ihn aus seinen Gedanken. Ein Geräusch das
    er im ersten Augenblick nicht näher zuordnen konnte, ehe es sich wiederholte. Schüsse? Ja, unweit
    von hier fielen Schüsse. Wieder... und wieder... dann war es still. Was auch immer ihn dazu
    veranlasste, das ungute Gefühl dass sich in ihm ausbreitete oder aber der auf die Stille folgende
    Schrei, er warf jegliche Bedenken über Bord und stürzte los. Fast schon blindlings in das Geäst
    hinein, ab vom Weg dem er bisher hier her gefolgt war. Es knarrte, es knirschte, es barst unter
    seinen Schritten und mehr als einmal geriet Laurent ins Straucheln, als er sich in dem Gewirr aus
    trockenem Holz und niedrigen Setzlingen verhakte. Die Laute waren wieder verstummt, was es
    schwer machte die Richtung einzuschätzen. Die dichten Baumkronen schienen das fahle Mondlicht
    beinahe vollständig zu verschlucken, sodass man Mühe hatte den Stämmen der Bäume
    auszuweichen. So musste er wohl auch versehentlich gegen einen Jener gestoßen sein. Laurent
    prallte zurück und fiel durch den überschüssigen Schwung rücklings auf den feuchten Waldgrund.
    War das ein Stamm gewesen? Nein, aber was es auch war, es hatte nicht nachgegeben. Er ächzte
    leise, versuchte auf zu sehen, doch die eigenen Haare verdeckten ihm zum größten Teil das
    Blickfeld und wohl auch das Gesicht. Nur schwer erkennbar hob sich die Silhouette einer Gestalt
    von der Umgebung ab. Erst jetzt nahm er auch den Geruch war, den Geruch von Schwefel,
    Schießpulver... von Tod der in der Luft lag und sich nur leise, schleichend ins Bewusstsein drängen
    wollte. Irgendwo in der Ferne knarrten Schritte durch das Dickicht, Geräusche die durch ein
    dumpfes Grollen verschluckt wurden, einem Grollen das nicht zu einem Menschen passte und doch
    von dem Ding ausging gegen das er eben gelaufen war. Laurent tastete sich rückwärts, die Augen
    jetzt entsetzt geweitet, aber im ersten Moment brach kein Laut über seine Lippen, lediglich ein
    Keuchen und als sich doch ein Ton heraus winden wollte drückte sich eine Hand auf seinen Mund,
    eine Hand die kalt war wie Eis, deren Griff jegliche Gegenwehr im Keim erstickte und dann kam
    der Schmerz. Laurent hatte für einen Moment das unsägliche Gefühl, dass ihn irgendetwas bei
    lebendigem Leibe zerreißen wollte. Es war nur ein Moment, ein Augenblick in dem die Pein das
    Bewusstsein lähmte, ehe sie sich in dumpfe Dunkelheit verwandelte, die fast schon sanft erschien,
    verschleiernd als würde man in einen tiefen traumlosen Schlaf sinken.

    Jezz blinzelte ein wenig. Irgendwann während dieser stupiden, blöden Warterrei musste sein Hirn
    sich ausgeknipst haben und jetzt war es wieder angesprungen. Nur das Bild vor seinen Augen hatte
    sich nicht verändert.
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