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"Hinsetzen, anschnallen, Klappe halten!" - die unglaublichsten Mitfahrgeschichten

"Hinsetzen, anschnallen, Klappe halten!" - die unglaublichsten Mitfahrgeschichten

Titel: "Hinsetzen, anschnallen, Klappe halten!" - die unglaublichsten Mitfahrgeschichten
Autoren: Heyne
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Elektronikmarkt. Geil, weil ich CDs und so immer billiger krieg.«
    Wir hängen begeistert an seinen Lippen. Er versprüht einen Ruhrpottcharme, der jedem das Gefühl gibt, man würde sich von Geburt an kennen.
    »Na ja, und jetzt am Wochenende soll ich mal die Schwiegereltern in spe kennenlernen. Ich hoffe, dat wird nich so schlimm.«
    Wir versuchen ihn zu beruhigen, doch in der Tat steht für Jörg Ungewohntes an diesem Wochenende an.
    »Samstag, da muss ich zu so ’nem voll krassen Konzert. Weil irgend ’ne Tante in ’nem total
großen Orchester spielt oder so. Und da gehn alle hin. Und ich hab mir extra noch ’nen Anzug besorgt. So wat zieh ich sonst nich an. Ich mein, ich bin Mechatroniker. Da brauchste so wat inner Regel nich.«
    Nachdem wir ihn ein bisschen bedauert haben, erzählt er weiter. »Und heute gehn wir essen. In irgend ’ner Weinschänke oder so wat. Boah, ich sag euch, dat hätt ich vorher noch für keine andere gemacht. Aber die, die is einfach ’n richtiges Goldstück. Für die schmeiß ich mich auch zwei Abende hinternander in wat Schickes.«
    Jörg redet ununterbrochen, hin und her gerissen zwischen hoffnungsvoller Erwartung und der Furcht, den Ansprüchen nicht zu genügen.
    Die Fahrt jedenfalls vergeht wie im Flug, und wir sind schon bei Frankfurt, als die Freundin anruft. Dank Freisprechanlage können wir mithören. »Hallo, Schatz, wir warten dann am Bahnhof auf dich, ja. Meine Eltern freuen sich schon sehr, dich kennenzulernen.«
    »Joh, alles klar, mein Engel.«
    »Bis später.«
    »Ach, hör mal, soll ich dat Jackett schon anziehen ?«

    Zögern in der Leitung. »Ja, ist vielleicht besser.«
    Als er auflegt, fühlen wir alle mit ihm.
    »Leute, dann muss ich nachher vorm Bahnhof kurz anhalten und dat Jackett aussem Kofferraum holen. Geht auch ganz schnell.«
    Gesagt, getan. Wenige Minuten vor dem Ziel zieht der verliebte Jörg das feine Jackett an. Es regnet mittlerweile in Strömen, und er steigt schnell wieder ein. »Meine Mutter war mit mir im Kaufhof. Hat se doch ganz gut ausgesucht, oder wat meint ihr?«
    Wir nicken im Takt, machen ihm reichlich Komplimente und beteuern, dass die Schwiegereltern bestimmt ebenfalls schwer beeindruckt sein würden.
    »So, gleich sind wir da.« Unser Fahrer wird zusehends nervöser, als er rasant zum Bahnhof abbiegt.
    »Hey, ich glaube, ich hab deine Freundin schon gesehen«, ruft einer der Jungs und deutet in Richtung einer Markise vor einer Fast-Food-Kette. Dort steht eine junge Frau in einem engelsgleichen Kleid, daneben ein älteres Ehepaar, die beide so aussehen, als wollten sie zu einer ländlichen Adelshochzeit. Der Schwiegervater in spe
trägt teures Loden und spaziert ungeduldig auf dem Gehweg auf und ab.
    »Ach du Scheiße«, rutscht es Jörg raus. »Sehen die krass fein gemacht aus.«
    Er will sich keine Blöße geben und seinen Wagen elegant direkt bei den Wartenden zum Stehen bringen, übersieht jedoch im Eifer des Gefechts eine Riesenpfütze  – und schon ist es passiert. Zwar macht der Vater der Braut noch einen unbeholfenen Satz nach hinten, aber zu spät.
    »Boah, Kacke, wat für’n Auftritt«, kommentiert Jörg erschreckt, als er den tropfnassen Mann sieht, der absolut nicht mehr wohlwollend dreinschaut.
    Zum Glück bricht bei unserem Fahrer trotzdem schnell wieder seine sonnige Ruhrpottmentalität durch. »Leute, eins sag ich euch. Wat ich alles für dat Mädchen auf mich nehm  – dafür muss die mit mir zu den nächsten drei Schalke-Spielen. So viel is klar.«
     
    Petra

    Untreu versus treudoof
    Es ist Sommer, und ich will nach Hamburg. Rund 800 Kilometer von München aus, meine bis dahin längste Mitfahrstrecke.
    Zum Glück sind die anderen drei, Sarina, Marie und Fahrer Lukas, auf Anhieb total sympathisch, und schnell kommt ein munteres Gespräch in Gang. Besonders Lukas kann es kaum erwarten anzukommen. Nach drei Wochen wird er endlich seine Freundin wiedersehen. Normalerweise fährt er, wie er uns erklärt, jedes zweite Wochenende hoch, aber wegen seiner Diplomarbeit musste er eine längere Pause einlegen.
    Toll, denke ich mir, das muss wahre Liebe sein, regelmäßig diese lange Strecke abzureißen. Wir bewundern ihn für seinen Einsatz, alle zwei Wochen freitags nach der Arbeit nach Hamburg zu fahren und Sonntagmittag wieder zurück.
    Marie spricht aus, was ich denke: »Ich weiß nicht, ob mein Freund das für mich machen würde.« Sie lacht.
    »Meiner auf keinen Fall!«, ist sich Sarina sicher, und die Bewunderung
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