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"Hinsetzen, anschnallen, Klappe halten!" - die unglaublichsten Mitfahrgeschichten

"Hinsetzen, anschnallen, Klappe halten!" - die unglaublichsten Mitfahrgeschichten

Titel: "Hinsetzen, anschnallen, Klappe halten!" - die unglaublichsten Mitfahrgeschichten
Autoren: Heyne
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mit ihrem Nebenmann. »Und was machst du so in Berlin?«
    Er grinst. »Ich habe einen Geschäftstermin.«
    »Aha, und was für einen, wenn man fragen darf?«
    »Ich bin Unternehmer und …« Er legt eine bedeutungsvolle Pause ein. »Nun, ich werde wohl ein paar ziemlich gute Deals machen.« Er fährt sich mit der Hand durch sein bereits schütteres Haar.
    »Na, das klingt ja ziemlich vielversprechend.«
    »Und du?«, fragt er daraufhin beiläufig. »Was führt dich nach Berlin? Dein Freund?«
    »Nein«, lacht sie. »Ich bin ebenfalls beruflich unterwegs.«
    Der Schmächtige grinst. »Darf ich raten?«
    Überrascht sieht sie ihn an. »Klar, nur zu.«
    »Du …« Er legt seinen linken Arm auf ihre Rückenlehne. »Du machst irgendwas, drücken wir es mal vorsichtig aus, Pikantes.«
    Mit großen Augen schaut sie ihn an. »Pikant?«
    Mein Nebenmann und ich auf der Rückbank, wir schauen uns peinlich berührt an und harren gespannt der Dinge, die da noch kommen werden.
    »Na ja, bist du vielleicht Hostess?«

    Während unsere Fahrerin in ein selbstbewusstes, schallendes Lachen ausbricht, steuert der Möchtegern auf das nächste Fettnäpfchen zu. »Okay, trifft es wohl nicht ganz«, hakt er nach.
    Sie schüttelt den Kopf. »Ziemlich kalt.«
    »Okay, warte, ich fange mal anders an. Der Wagen gehört deinem Vater, und du hast ihn dir nur ausgeliehen …«
    »Wieder falsch! Einen Versuch hast du noch.« Der Blonden scheint die Geschichte zunehmend Spaß zu machen.
    Irritiert zieht der Jungunternehmer seinen Arm von der Rückenlehne und kratzt sich am Hals. »Okay, du bist Tänzerin oder verdienst deine Kohle mit kleinen Modelaufträgen für regionale Modehäuser.«
    »Wieder voll daneben«, seufzt die Fahrerin. »Aber falls das mit dem Modeln ein Kompliment sein sollte  – vielen Dank.«
    »Okay, okay, ich probier’s ein letztes Mal: Du fährst zu einem Casting, vielleicht für so eine Backgroundgruppe. Weil du ständig davon träumst, irgendwann wie Madonna rauszukommen.«
    Sie lächelt überlegen und ein bisschen boshaft. »Ich muss dich enttäuschen. Ich bin Psychologin
und arbeite als Coach für Führungskräfte. Und promoviert habe ich im Übrigen über den Napoleonkomplex. Falls ich dir also irgendwie weiterhelfen kann, lass es mich wissen.«
     
    Petra
    Handbremse wörtlich genommen
    Zu einer Mitfahrgelegenheit zu spät zu kommen ist nicht sonderlich empfehlenswert. Alle sind sauer auf einen, die Stimmung ist dahin, zudem bekommt man, bei gut ausgebuchten Wagen, bloß noch den schlechtesten Platz. Genau das ist mir einmal passiert, als ich zehn Minuten zu spät am Münchner Hauptbahnhof ankomme. In dem wartenden Audi A3 sitzen hinten schon zwei Männer unterschiedlichen Alters, und so nehme ich auf dem Beifahrersitz Platz. Normalerweise keine schlechte Option.
    »Du musst ein bisschen aufpassen«, klärt mich die Fahrerin auf. »Die Schienen unter dem Sitz sind etwas marode. Wenn ich bremsen muss, knallt der Sitz manchmal nach vorne.«

    Ich grinse. »Nicht dein Ernst, oder?«
    »Was meinst du, warum hier noch niemand saß, als du kamst?«
    Und so muss ich mich tatsächlich die ganze Fahrt über mit einer Hand am Armaturenbrett und der anderen am Haltegriff über der Tür festhalten, um nicht gegen die Scheibe zu knallen, falls wir einmal bremsen müssen.
    In Stuttgart angekommen, sind meine Hände eiskalt und fast taub, aber zumindest erlässt mir die Fahrerin die Hälfte des Fahrpreises.
     
    Petra
    Blitzschnell verarmt
    Es ist trotz Regen eine angenehme Fahrt von München nach Ludwigsburg. Mein einziger Mitfahrer ist sehr nett und ausgesprochen gut gelaunt, weil er einen Gebrauchtwagen abholen will, den er über das Internet ersteigert hat.
    »Das wird eine Überraschung für meine Jüngste. Sie bekommt das Auto zum achtzehnten Geburtstag.«
    Er strahlt und greift in seine hintere Hosentasche, aus der er ein Bündel Geldscheine hervorholt. »Du«, sagt er plötzlich, »wenn du mich bis zu denen hinbringst, dann zahle ich dir 20 Euro extra.«
    Ich willige ein, weil es für mich nur ein paar Kilometer mehr sind und es zudem wie aus Kübeln gießt.
    Zufrieden zählt er 35 Euro ab und klemmt sie in mein Handschuhfach.
    »Da vorne rechts«, sagt er, doch seine Anweisung kommt zu spät, um zu reagieren. »Mist.«
    »Kein Problem, nur musst du jetzt blöderweise ein ganzes Stück geradeaus fahren, bevor du umkehren kannst.«

    Ich gebe entschlossen Gas, um verlorene Minuten aufzuholen, und die Strafe folgt sogleich
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