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Hingabe

Hingabe

Titel: Hingabe
Autoren: Peter Postert
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Körper etwas Hartes entlangfahren. Es roch nach Leder und fühlte sich etwas ungemütlich an, gerade in der Position, in der sie sich befand. Plötzlich spürte sie, wie er ihr den Mund öffnete, etwas wurde zwischen ihre Zähne geschoben. M. ließ es los, Lena musste leicht zubeißen, um es nicht zu verlieren.
    Worauf biss sie da? Sie konnte nichts sehen, sie konnte nicht einmal sprechen oder um Hilfe rufen. Auf einmal beschlich sie ein ganz merkwürdiges Gefühl. Wo war sie da reingeraten?
    Sie war zumindest ihres Gehörsinns nicht beraubt. Sie konnte nicht orten, wo M. sich gerade befand. Sie wusste nur, dass er nicht in ihrer Nähe war. Nicht in ihrer unmittelbaren Nähe zumindest. Dann hörte sie Schritte näherkommen. Sie konnteihn riechen, sie hatte sich seinen Duft eingeprägt. Er setzte sich neben sie auf das Bett. Sie spürte seine kräftige Hand, wie sie über ihren Körper glitt. In ihrer sehr eingeschränkten Lage fand sie es nicht direkt erregend. Sich dann aber vorzustellen, was er alles mit ihr tun könnte, tat sein Übriges. Zusätzlich verstand er, mit dem entsprechenden Druck oder der Richtung seiner Finger ihre Lust zu wecken. Seine Bewegungen waren ziellos, er schien nichts Bestimmtes zu bezwecken – außer natürlich, sie zu erregen. Das gelang ihm. Wie immer.
    Obwohl ihr am Anfang ihre Lage unangenehm war und ihre Erregung nicht sofort da war, schaffte er es sehr schnell, ihre Lust zu wecken. Nicht allein durch seine Berührungen. Vielmehr durch die Pausen, die er machte. Durch die scheinbare Gleichgültigkeit und Ziellosigkeit, mit der sie durch ihn berührt wurde. Er fasste sie an, streichelte sie, dann auch wieder nicht. Seine Hände fuhren ihre Beine entlang, kurz vor ihrem Geschlecht kehrten sie wieder um. Er streichelte ihren Bauch, hinauf zu ihren Brüsten, kurz vor ihren Burstwarzen verschwanden die Hände wieder. In ihrer Position konnte Lena sich nicht mal ansatzweise so bewegen, dass sie ihn vielleicht berühren konnte. Ihr stummes Flehen rührte ihn sowieso nicht. Sie konnte sich ja nicht einmal artikulieren.
    Plötzlich hörte Lena ein Geräusch. Es musste von der Tür kommen. Es klang nach einem Klopfen. M. ließ von ihr ab und stand auf. Lena wagte kaum, zu atmen. Ihr Hörsinn war durch das Verbinden der Augen geschärft, und doch wollte sie auf keinen Fall nicht mitbekommen, was da vor sich ging. Sie hörte Stimmen, M. gedämpft sprechen, eine zweite Männerstimme auch noch. Nach unendlichen Sekunden schloss sich die Tür wieder. Lena hörte, wie M. wieder in Richtung Bett kam. Sie hielt den Atem an, gespannt auf das, was nun folgen würde. Aber er berührte sie nicht, kam nicht näher heran.
    Den Geräuschen nach setzte er sich auf den Sessel, der gegenüber dem Bett stand. Eines seiner Lieblingsdinge. Sie beobachten. Sie in Sicherheit wiegen. Ihr deutlich machen, dass Aktion und Zeitpunkt durch ihn bestimmt wurden. Lenas anfängliche Unsicherheit war inzwischen ihre Lust und ihr Genuss geworden. Sie wollte ihn einerseits reizen, aktiv zu werden. Andererseits machte es sie ungeheuer an, auf unbestimmte Zeit zu warten. In ihrer Lage blieb ihr auch nicht so viel übrig. Sie musste warten. Und hatte dabei noch dieses nach Leder schmeckende und riechende Etwas im Mund. Was war es? Eine Gerte? Mit so etwas hatte sie noch niemals Erfahrungen sammeln können. Auch nicht wollen. Und jetzt hatte sie so etwas zwischen den Zähnen. Würde er sie schlagen? Würde sie es wollen, dass er es tut? Sicher, ein Klaps auf den Po machte sie an. Wenn das Blut einschoss, verstärkte sich auch die Erregung. Aber geschlagen zu werden. Mit einer Gerte. Oder Peitsche. Schmerzen wollte sie nicht ertragen. Bisher nicht und auch zukünftig nicht. Es mischte sich auch ein wenig Angst in ihre lustvolle Erwartung. Respekt vor der Gerte, Unsicherheit vor dem, was passieren würde. Er musste sie doch so gut kennen oder einschätzen können, dass er sie unmöglich gegen ihre Prinzipien schlagen würde. Sie vertraute ihm, sie konnte ihm bisher vertrauen. Würde er zu weit gehen?
    ‚Bitte nicht‘, dachte Lena.
    ‚Mach nicht kaputt, was du aufgebaut hast. Reiße das Haus nicht ein. Du würdest meine Träume vernichten. Du würdest zerstören, was in mir ist.‘
    Als ob M. ihre innere Verzweiflung spürte, saß er plötzlich neben ihr. Er streichelte ihren Rücken, dann nahm er ihren Kopf in die Hände und gab ihr einen langen intensiven Kuss. Ein Kuss voller intimer Zärtlichkeit. Ein Kuss voller Gefühl.
    Ein
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