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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz
Autoren: Alastair Reynolds
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wollte, dass ihr sämtliche Fakten bekannt sind.«
    »Was hast du ihr geantwortet?«
    »Die Wahrheit. Beziehungsweise das, was ich dafür halte.«
    »Und wie lautet sie?«
    Axford wählte seine Worte mit Bedacht. »Du befindest dich in einem kritischen Zustand, an dem du ohne Behandlung mit hoher Wahrscheinlichkeit in den nächsten drei Monaten sterben wirst.«
    »Das weiß ich.«
    »Ich finde, dass man es klar und deutlich aussprechen sollte. Ich kann dich nicht heilen, und ich kann nicht verhindern, dass die Krankheit fortschreitet. Ich kann den Schädeldruck verringern, ich kann dir krampf lösende Mittel geben, ich kann versuchen, deine Neurotransmitter und das Zellwachstum zu stabilisieren. Aber das Einzige, was ich erreichen kann, ist eine Verlangsamung. Außer …« Axford verschluckte den Satz, bevor er fortfuhr. »Realistisch betrachtet besteht deine einzige Überlebenschance darin, innerhalb der nächsten drei Monate zur Erde zurückzukehren. Je früher, desto besser, wie dir klar sein dürfte.«
    »Auch das weiß ich«, sagte Chisholm.
    »Aber ich muss wissen, dass du es weißt.« Axford beugte sich vor und senkte die Stimme. »Die Sache sieht folgendermaßen aus. Als du den Vertrag für diese Mission unterschrieben hast, hast du damit gewisse medizinische Risiken akzeptiert. Das gilt für uns alle. Wir müssen akzeptieren, dass es einfach unpraktisch wäre, sämtliche verfügbare medizinische Technik an Bord dieses Schiffes mitzuführen, ganz zu schweigen von ausgebildetem Personal, das sie auch benutzen kann. Deshalb hat man uns so gründlich untersucht, bevor man uns mitfliegen ließ. Aber es bleibt immer ein statistisches Restrisiko, dass bei diesen Untersuchungen etwas übersehen wird.«
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Wenn ein Shuttle verfügbar wäre, das dich nach Hause bringen könnte, würde ich dich sofort hineinsetzen. Da das nicht der Fall ist, muss ich nach der schnellsten Möglichkeit suchen, dich zurückzubringen, in Anbetracht der gegenwärtig vorhandenen Möglichkeiten.«
    »Weiter«, sagte Chisholm.
    »Bella lässt die Besatzung abstimmen. Wenn sie ein ›Nein‹ als Antwort erhält, werden wir einfach wie geplant weitermachen. Die nächste Rotation der Crew steht in fünf Monaten an. Ich werde darauf drängen, das Schiff früher zurückzuschicken, aber ich glaube kaum, dass ich den Zeitplan um mehr als vier oder sechs Wochen verkürzen kann.«
    Chisholm sah ihn mit leicht zusammengekniffenen Augen an. »Vorhin hättest du fast etwas gesagt. Es fing mit ›außer‹ an. Was wolltest du sagen?«
    »Ich hätte gar nichts sagen sollen. Ich bin damit nicht einverstanden.«
    »Womit?«
    »Die Firma hat einen Notfallplan«, sagte Axford widerstrebend, »für Patienten, die schlechte Überlebenschancen haben und die nicht rechtzeitig zur Erde zurückkehren können. Die Bezeichnung lautet Frostengel.«
    »Frostengel? In meinem Beisein hat nie jemand etwas von einem Phänomen namens Frostengel erwähnt.«
    »Außerhalb der medizinischen Abteilung wird die Sache kaum diskutiert. Es handelt sich um etwas, von dem wir hoffen, es niemals praktisch anwenden zu müssen.«
    »Du ahnst gar nicht, wie ermutigend das klingt.«
    »Der Plan sieht vor …« Axford zögerte, weil er sich nicht zum Weitersprechen imstande fühlte. Er hatte nie damit gerechnet, einmal ein solches Gespräch mit Jim Chisholm führen zu müssen. Chisholm war immer noch sein Kommandant und Bella Lind nur seine Stellvertreterin. Was hatte sich die Firma dabei gedacht, Chisholm nicht über die offiziellen Kanäle von dieser Sache in Kenntnis zu setzen?
    »Ryan!«, drängte Chisholm.
    Axford riss sich zusammen. »Es würde darum gehen, dich jetzt zu töten. Es wäre ein kontrollierter, schmerzfreier Übergang in die Bewusstlosigkeit. Anschließend stehen mir verschiedene Möglichkeiten offen, die Euthanasie fortzusetzen. Nachdem ich den Herzstillstand ausgelöst habe, würde ich dein Blut sehr schnell durch eine kalte Salzlösung ersetzen. Es geht darum, deinem Körper so viel Sauerstoff wie möglich zu entziehen. Der Sauerstoff ist für die ischämischen Schäden verantwortlich, wenn dein Herz aufhört zu schlagen. Das heißt, je weniger du davon in dir hast, desto besser. Das wäre die eine Möglichkeit.«
    »Ich werde vor Ungeduld sterben, wenn du mir nicht bald die andere erklärst«, sagte Chisholm.
    »Statt der Ersetzung durch Salzlösung lassen wir dein Herz weiterschlagen und setzen dich einer Atmosphäre aus, die eine hohe
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