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Himmelsstürmer: Mein Leben im freien Fall (German Edition)

Himmelsstürmer: Mein Leben im freien Fall (German Edition)

Titel: Himmelsstürmer: Mein Leben im freien Fall (German Edition)
Autoren: Felix Baumgartner
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Gebet und schritt hinaus in die Leere des Weltraums.
    Zweiundfünfzig Jahre später, am 14. Oktober 2012, stand Felix Baumgartner aus Salzburg, Red-Bull-Profisportler und geübter Fallschirmspringer, am Ausgang seiner Raumkapsel, die ein großer Stratosphärenballon aus Kunststoff auf 39 000 Metern Höhe an den Rand des Weltraums gebracht hatte. Er blickte hinab auf die freundliche Erde unter ihm, wohl wissend, dass er durch eine menschenfeindliche Zone fallen musste, ehe er in Sicherheit war. Felix hatte Vertrauen in sein Team, seine Ausrüstung und sich selbst. Er sprach ein Gebet und schritt hinaus in die Leere des Weltraums.
    Wir sprangen beide ins Ungewisse. Für uns war es ein persönliches Ziel, eine Herausforderung und die Gelegenheit, mehr zu erfahren über diese unbekannte Region, die nicht allzu weit von unserer Erde entfernt ist. Der Bremsfallschirm mit einem Durchmesser von 1,5 Metern, den ich beim freien Fall aus 31 300 Metern Höhe dabeihatte, ist auch 52 Jahre später noch in jedem Schleudersitz enthalten. Der Druckanzug, den Felix im freien Fall aus dem Weltraum testete, wird künftig von Astronauten und Piloten in großer Höhe getragen werden. Wir beide haben für künftige Generationen wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse geliefert. Das war unser Ziel. Die Rekorde, die wir aufstellten, waren für die Sprünge nur von zweitrangiger Bedeutung.
    Ich lernte Felix im August 2008 kennen und war auf Anhieb beeindruckt von der Professionalität, mit der er den Sprung anging. Mit diesem Sprung, der weiter oben erfolgen sollte als meiner, wollte er die nächste Generation von Voll-Druckanzügen testen und im freien Fall Überschallgeschwindigkeit erreichen. In den vergangenen 52 Jahren haben mich unzählige Fallschirmspringer aus aller Welt um Hilfe und Rat bei der Aufstellung eines neuen Rekords gebeten. Ich habe sie alle abgewiesen, weil ich nichts mit einem Rekordversuch zu tun haben wollte, der womöglich mit einem tödlichen Unfall endete. Es war recht offensichtlich, dass diese Aspiranten keine Ahnung hatten, wie ein geplantes Testflugprogramm durchzuführen ist. Sie wollten die beiden Übungssprünge auslassen und alles auf den einen Sprung aus größter Höhe setzen. Was Red Bull und der Projektleiter Art Thompson planten, sagte mir dagegen zu, weil für sie bei der Beschaffung der benötigten wissenschaftlichen Informationen die Sicherheit Vorrang hatte. Darüber hinaus war Red Bull mit der Durchführung zweier Vorabsprünge aus großer Höhe einverstanden, sodass Felix den Fallschirmsprung in einem Fastvakuum üben konnte, bevor es auf eine Höhe von 39 000 Metern ging. Das ist das Prinzip eines Testflugprogramms: »Gehe, ehe du rennst«, »Trainiere, wie du fliegst«. Felix hatte mit seinen außerordentlichen Base-Jumps und der Ärmelkanalüberquerung sein Können als Fallschirmspringer schon unter Beweis gestellt. Den Sprung aus dem erdnahen Weltraum oberhalb von 38 000 Metern musste er allerdings völlig anders angehen als seine früheren Sprünge. Er brauchte ein größeres Team, um diese anspruchsvolle Aufgabe zu meistern. Red Bull war ein hervorragender Partner für dieses Projekt, der für Felix’ Sicherheit die Mittel und die Unterstützung zur Verfügung stellte. Trotz Verzögerungen im Programm verlor Red Bull nie das Vertrauen in das Stratos-Team.
    Felix merkte, dass ich viel über die anstehende Aufgabe wusste, da ich schon Forschungsprojekte zum Notausstieg in großen Höhen erfolgreich durchgeführt hatte. Aufgrund meiner Erfahrungen als Testpilot und der fünf Ballonfahrten in die Stratosphäre sowie meiner 16 800 Flugstunden vertraute Felix darauf, dass er von mir die Abläufe und Techniken erlernen könnte, die er brauchte, um sicher aus 39 000 Metern Höhe abzuspringen. Ich hatte reichlich Erfahrung mit Ballonsystemen einschließlich Start und Bergungsaktionen, der Entwicklung von Raumkapseln, Fallschirm- und Notfallstabilisierungssystemen, Fallschirmen für Raumkapseln, Druckanzügen, Lebenserhaltungssystemen und Testflugoperationen.
    Von Anfang an arbeiteten Felix und ich bei der Entwicklung der Notfallabläufe und der Checklisten für den Flugbetrieb und den Ausstieg eng zusammen. Ich hatte darauf bestanden, dass Felix als Teil seines Trainings eine Pilotenlizenz für Gasballons erwarb, die ihn auf die Ballonfahrt vorbereitete. Dieses Training absolvierte er in Albuquerque, New Mexico. Für den Notfall verfügte Felix daher über die Fähigkeit, das Raumfahrzeug zu
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