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Himmelsstürmer: Mein Leben im freien Fall (German Edition)

Himmelsstürmer: Mein Leben im freien Fall (German Edition)

Titel: Himmelsstürmer: Mein Leben im freien Fall (German Edition)
Autoren: Felix Baumgartner
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wissen dürfen, dass es so teuer gewesen ist. Mit 20 fing er dann an, Motocross zu fahren. Dafür habe ich ihm Geld geborgt, und innerhalb von einem Jahr hat er mir wieder alles zurückgegeben. Auf Heller und Pfennig. Er hatte so eisern gespart. Auch wenn er ausgegangen ist am Abend. Tanzen mit den Freunden und was weiß ich, da hat er in der Diskothek immer nur ein Glas Milch getrunken. Den ganzen Abend ein Glas Milch.
    Und keinen Alkohol?
    Nein. Dann hieß es natürlich bald nur noch: »Du Milchbubi«, was ihn aber nicht sonderlich gestört hat. Er mag heute noch sehr gern Milch.
    Wann ist Ihnen aufgefallen, dass er, wie er von sich sagt, eigentlich in der Luft zu Hause ist?
    Er ist immer gern auf Bäume raufgeklettert, aber das machen andere Kinder natürlich auch. Aber einmal, mit 14 Jahren, ist er auf die Salzburger Festung geklettert. Mit einem Schulfreund. Und oben auf dem höchsten Mauervorsprung haben sie dann eine Zigarette geraucht. Wir wussten davon nichts, erst Jahre später hat er mir ein Foto gezeigt, das die beiden von sich aufgenommen haben.
    Und von da an wurde es immer wilder?
    Ja, das war die Zeit, in der er und sein Bruder im Sommer den Zehn-Meter-Turm im Schwimmbad Leopoldskron für sich entdeckten. Und Felix sprang nicht einfach runter, sondern übte gleich, Saltos zu schlagen. Und im Winter sind sie gemeinsam Ski gefahren. Aber eben auf ihre Art. Felix mit dem Motorrad voraus und Gerald auf seinen Skiern hintendran. Ja, das war Action pur mit den zweien.
    Es war also von Anfang an ordentlich Adrenalin im Spiel?
    Ja, immer. Und Felix hat sich auch vor nichts gefürchtet. Wenn er sich ein bisschen wehgetan hat, das ist ihm völlig egal gewesen, das heilt schon wieder, das macht nichts. Seine Freundin in der Schule rief öfters an: »Der Felix hat sich wehgetan und blutet, was soll ich machen?« Worauf ich dann antwortete: »Schick ihn her, das ist nicht so tragisch, das heilt schon wieder.« Ich komme aus einer Familie mit dreizehn Kindern, sieben davon Jungs. Da war immer was los, und es ging nicht gerade zimperlich her. Solange der Kopf noch dran ist, ist es halb so wild.
    Wie war es für Sie, als er mit 16 Jahren mit dem Fallschirmspringen begann? War das ein mulmiges Gefühl, wenn Sie wussten, dass er beim Springen war?
    Nein, ich kann mich erinnern, es war nicht so mulmig für mich, weil er mit Roland Rettenbacher, dem Mann einer Freundin von mir, gesprungen ist, der sehr erfahren war. Er war gut aufgehoben in der ganzen Clique, und sie haben immer ihren Spaß gemacht und ihre Spompanadeln.
    Wie bitte?
    Spompanadeln. Einen Schmarrn machen. Ich war froh, dass er in einer Gruppe war, in der sich alle gegenseitig geholfen haben und alle gemeinsam zu den Wettbewerben gefahren sind. Allein ist er dann erst als Base-Jumper unterwegs gewesen.
    Wie haben Sie das erlebt, als er mit diesem extrem gefährlichen Sport begann?
    Da haben wir keine große Freude gehabt, wie er gekommen ist und gesagt hat, er möchte Base-Springen lernen. Er hatte ein Foto gesehen von einem Mann, der 1984 in München vom Olympiaturm runtergesprungen ist. Ich habe ihm gesagt, erst Fallschirmspringen, jetzt fängst du auch noch damit an. Ja, hat er geantwortet. Das schaut er sich mal an. Na ja, dem Felix was ausreden … Wenn sich der etwas in den Kopf setzt, das ist durch, da fährt die Bahn drüber. Und ich hatte Angst gehabt, weil ich wusste, dass es beim Base-Springen keinen Reserveschirm gibt.
    Wussten Sie, wann und wohin er aufbrach, um seine Sprünge zu machen?
    Ja, er hat mir jedes Mal gesagt, er fahre jetzt da- oder dorthin und springt eine Brücke runter. Das hat er schon immer gesagt, aber vielleicht wusste ich auch nicht immer, worunter er dann wirklich gesprungen ist.
    Sind Sie heute nach Stratos gelassener, weil er das Gefährlichste überstanden hat?
    Ich weiß nicht, ich trau der Sache nicht. Wer weiß, was ihm alles noch einfällt. Wenn du über so viele Jahre immer diese Adrenalingeschichten gemacht hast. Aber er versucht mich dann zu beruhigen: Jetzt ist das Adrenalin ein anderes, wenn er eine Rede halten muss oder einen Bambi entgegennimmt. Außerdem ist Stratos ja auch nicht mehr zu toppen.
    Wie haben Sie es erlebt, diese ständigen Steigerungen, das höchste Gebäude der Welt, die Jesus-Statue, der Rand des Weltalls?
    Das erste große Projekt, das ich so richtig bewusst miterlebt habe, das war Kuala Lumpur. Das war sehr emotional und sehr nervenaufreibend für uns alle. Und ich weiß ja, da oben
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