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Himmelsstürmer: Mein Leben im freien Fall (German Edition)

Himmelsstürmer: Mein Leben im freien Fall (German Edition)

Titel: Himmelsstürmer: Mein Leben im freien Fall (German Edition)
Autoren: Felix Baumgartner
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auf Skiern 50 Meter geradeaus fährt! Dieses Miterleben, all diese schönen Momente, von denen man in 20 Jahren sagt: »Ich weiß noch, wie ich dir das Skifahren beigebracht habe. Das war eine Tragödie. Aber wir haben es dann doch noch geschafft!« Ich stelle mir das ungeheuer schön vor. Aber nein, wir geben die Söhne und Töchter die ganze Woche in den Skikurs und gehen abends noch ordentlich auf die Piste, weil die Kleinen ja in der Kinderbetreuung sind. Tolles Familienleben! Aber zwei Schwule oder zwei lesbische Frauen dürfen kein Kind adoptieren, weil das Familienleben damit in Gefahr wäre!
    Für mich selbst waren Kinder immer ein Thema. Ich habe stets gern etwas mit Kindern gemacht, habe gemerkt, dass ich einen guten Zugang zu ihnen habe. Und sie haben mich auch immer als Respektperson gesehen. Ich fände es sehr schade, keine eigenen Kinder zu haben. Ich sehe das oft bei meinen Großeltern mütterlicherseits. Die haben 13 Kinder, die jeweils wieder alle mindestens zwei bis fünf Kinder haben. Bei einer Familienfeier sitzen da Hunderte Leute, und ich denke mir oft: Weil die zwei Menschen sich gefunden haben, sind hundert Menschen daraus entstanden, die ja auch wieder viel bewegen im Leben.
    Ich habe meinen Kinderwunsch wegen meiner sportlichen Karriere bislang immer zurückgestellt. Und natürlich musst du auch erst mal die richtige Frau kennenlernen, von der du glaubst, dass sie eine gute Mutter ist. Ich hatte viele Freundinnen, von denen ich gesagt habe: Die passt, aber die Mutter meiner Kinder ist das nicht.
    Mit Nicole habe ich ein halbes Jahr vor dem Sprung über das Thema gesprochen. Ich habe sie gefragt: »Du, wie schaut es aus mit Kindern?« Worauf sie entgegnete: »Ja. Aber spring du erst mal, dann reden wir noch mal darüber.« Wenn ich bei diesem Sprung gestorben wäre, hätte ich keine Nachkommen hinterlassen, die von meinen Erlebnissen etwas erfahren hätten. Das wäre schade gewesen. Wenn ich jetzt Vater werden würde, würde ich sagen: »Ich freue mich! Denn jetzt habe ich die Zeit und die Reife.« Es heißt ja immer, ältere Väter sind die besseren Väter, weil sie mehr Zeit haben. Wenn du jung bist, bist du im Karriereaufbau und hast weniger Zeit, die du mit deinem Kind verbringen kannst. Und Zeit ist Qualität.
    Ich habe nach Stratos meine Ziele neu definiert. Wobei ich schon immer jemand gewesen bin, der die Dinge gut abschließen kann. 2007 habe ich für Stratos das Base-Springen an den Nagel gehängt – und ihm fast keine Träne nachgeweint. Aber irgendwas muss danach kommen. Ich kann ja nicht einfach aufhören. Ich habe immer einen genauen Plan gehabt, wohin ich im Leben will. Ich wollte der Welt etwas hinterlassen, an das sich die Leute in vielen Jahren noch erinnern. Das habe ich geschafft. Sportlich gesehen, bin ich angekommen. Meine Visionen und Träume sind erfüllt, was den Leistungssport betrifft. Ein weiteres Ziel in diesem Bereich gibt es nicht. Das ist erledigt.
    Jetzt habe ich das Alter und eine gewisse Stellung in der Gesellschaft, und am besten mache ich nun etwas mit diesem Namen und dieser Aufmerksamkeit, die ich über den Sport bekommen habe. Das muss eine gute Mischung sein: ein Vorbild, das kritisch hinterfragt. Wie der brasilianische Formel-1-Weltmeister Ayrton Senna: Der hat noch für etwas gestanden, das war ein echter Held für mich und keine Marionette. Ich bin ein Gerechtigkeitsfanatiker. Gerechtigkeit ist für mich nach wie vor die größte und wichtigste Tugend in meinem Leben. Es gibt nichts Schlimmeres als Ungerechtigkeit. Das sind Themen, die reizen mich, die interessieren mich. Ebenso wie die mir angebotene Aufgabe eines Sonderbotschafters der Vereinten Nationen, deren Anfrage mich mit Stolz erfüllt. Ein weiteres Standbein ist das Hubschrauberfliegen: Ich möchte so gut werden, dass ich Rettungseinsätze fliegen und Feuer löschen kann. Das genau ist meine Zukunft.
    Und natürlich werde ich auch wieder einmal zum Fallschirmspringen gehen. An Silvester treffe ich immer meine alten Vereinskumpels, mit denen ich seit 1986 springe. Am 31. Dezember mieten wir uns eine kleine Maschine, fliegen auf 4000 Meter, springen raus, haben Spaß im freien Fall und landen unten vor dem Wirtshaus. Da wird getrunken, geraucht und sich gefreut, dass wir das Jahr wieder überlebt haben. So zwei, drei Fun-Jumps im Jahr werde ich in Zukunft zelebrieren, ganz für mich allein. Dann gehe ich wieder an die Drachenwand drüben in Mondsee, wo ich früher immer trainiert habe: im
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