Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmelsgöttin

Himmelsgöttin

Titel: Himmelsgöttin
Autoren: Christopher Moore
Vom Netzwerk:
Englisch sprach und sie anschaute, als würde er sie jeden Moment vergewaltigen, allerdings nicht aus Lust an der Gewalt, sondern nur, um ihr zu zeigen, wo ihr Platz war. Seit seiner Ankunft wurden auch die Ninjas immer unverschämter und machten Witze auf japanisch, über die sie in heiseres Gelächter verfielen, sobald sie ihnen den Rücken zuwandte. Selbst die Haifischmenschen schienen ihre Furcht vor ihr zu verlieren. Das letzte Mal, als sie erschienen war, hatten sie die Kinder im Dorf gelassen. Und so saß die Himmelsgöttin nun in einem zerrissenen T-Shirt und Jogginghosen vor dem Fernseher und war besoffen.
    Die Gegensprechanlage piepte, und es war ihr egal. Wenn das Ding nicht mit Batterien funktioniert hätte, hätte sie den Stecker rausgezogen. Statt dessen warf sie es durch die Schiebetür der Veranda, und das Gerät piepte noch zwei Minuten weiter, bevor es verstummte. Das nächste Mal, daß sie das Gerät sah, war, als Sebastian damit in der Tür stand und es in der Hand hielt wie ein Staatsanwalt, der den Geschworenen eine Mordwaffe präsentiert.
    »Ich nehme an, du findest das komisch.«
    »Nicht besonders. Wenn's gegen deinen Schädel geknallt wäre, dann wär's komisch.«
    »Wir haben eine Bestellung, Beth. Eine Niere.«
    »Oh, prima. Ich bin gerade in Topform, um bei einer Operation zu assistieren. Machen wir doch beide Nieren und geben dem Käufer einen Bonus. Was meinst du?« Sie trank ihren Wodka in einem Zug aus.
    Sebastian ergriff die leere Absolut-Flasche auf dem Tisch. »Das funktioniert so nicht, Beth. Du kannst in diesem Zustand nicht als Himmelsgöttin auftreten.« Er schien mehr verängstigt als verärgert.
    »Du hast vollkommen recht, Bastian. Die Göttin hat sich eine Nacht freigenommen.«
    Sebastian hetzte vor ihr auf und ab und rieb sich dabei das Kinn. »Wir könnten Zeit schinden. Wir könnten dir eine Ladung Sauerstoff und ein paar Amphetamine verpassen, und in einer Stunde könntest du soweit sein.«
    Sie lachte. »Und mir diesen Rausch ruinieren? Keine Lust. Sag ihnen, sie sollen diesmal eine andere Quelle anzapfen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, daß ich das kann. Nomura hat mit ihnen telefoniert. Er hat gesagt, wir könnten in sechs Stunden liefern.«
    Sie zischte ihn an: »Nomura ist eine verfickte Drecksau. Er hat zu tun, was wir sagen. Das hier ist unser Unternehmen.«
    »Da bin ich mir nicht mehr so sicher, Beth. Ich möchte ihm wirklich nicht sagen, daß es nicht klappt. Bitte nimm eine Dusche und mach dir einen Kaffee. Ich bin gleich wieder da und bringe die Sauerstoffflasche mit.«
    »Nein, Bastian«, wimmerte sie. »Ich hab keine Lust, sechs Stunden mit diesem Arschloch im Flugzeug zu sitzen.«
    »Das wirst du auch nicht müssen, Beth. Sie haben verlangt, daß wir ihn dieses Mal allein losschicken.«
    Sie richtete sich auf. »Allein? Und wer paßt auf ihn auf?« Plötzlich fühlte sie sich stocknüchtern.
    »Es braucht niemand auf ihn aufzupassen, Beth. Er arbeitet für die, erinnerst du dich? Du hattest recht. Es war ein Fehler, uns von denen einen Piloten stellen zu lassen.«
     
    Eine Stunde und vierzig Minuten nachdem er durch die Luke eingestiegen war, begann Tuck damit, die 747 in Gang zu setzen. Er hatte zwar noch nie eine so große Maschine geflogen – oder irgendeine, die auch nur annähernd so groß gewesen wäre –, aber er hatte zwanzig Stunden in einem Flugsimulator in Dallas absolviert und nur zwei Unfälle gebaut. Alle Flugzeuge fliegen sich gleich, sagte er sich und startete das erste Triebwerk. Nachdem dieses einmal auf Touren war, hatte er genügend Saft, um auch die anderen drei zu starten. Er setzte den Kopfhörer auf und schaute zu dem seitlichen Fenster hinaus, um sich zu versichern, daß er genügend Platz hatte, um das Flugzeug umzudrehen und zur Startbahn zu rollen. Sobald er sich in Bewegung setzte, erhob sich ein Wortschwall aus dem Tower, der ihn zunächst aufforderte, sich zu identifizieren, und ihm dann die Anweisung gab stehenzubleiben. Roberto, der neben Tuck von den Sicherheitsgurten am Sitz des Ersten Offiziers herunterhing, bellte zweimal und stieß ein hochfrequentes Kreischen aus.
    »Du kochst mit Gas, Kumpel«, kam es über Funk. Jake war offensichtlich nahe genug, um den Jet sehen zu können.
    »Wo bist du, Jake?«
    »Außer Reichweite, Kumpel, aber danke, daß du meinen Namen über Funk in die Gegend hinausposaunst. Ich dachte nur, du solltest vielleicht wissen, daß du am Zielort siebzehnhundert Meter
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher