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Himmel ueber fremdem Land

Himmel ueber fremdem Land

Titel: Himmel ueber fremdem Land
Autoren: Elisabeth Buechle
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Roth wollte in der Kolonie bleiben? Dabei vertrug der Kerl die abrupten Temperaturwechsel in diesem Land überhaupt nicht. Ob er tiefer in die verbrecherischen Geschäfte der Diacamp involviert war, als Philippe bisher angenommen hatte? War Roth davon ausgegangen, dass er demnächst an eine erhebliche Summe Geldes gelangen würde – und zwar hier auf dem afrikanischen Kontinent? Philippe ballte die Hände zu Fäusten. Er war beinahe sicher, dass Roth für van Campen die Drecksarbeit erledigt hatte.
    »Nun werden Sie erst mal wieder gesund, Meindorff, und dann sprechen wir über Ihre militärische Zukunft.«
    Die Hände hinter dem Rücken verschränkt stand von Estorff unschlüssig da, doch als er keine Antwort erhielt, drehte er sich abrupt um und verließ den Lazarettraum.
    Es gelang Philippe nicht, die durch seinen Körper wütenden Schmerzen zu verdrängen. Er fühlte sich zerschmettert, äußerlich wie innerlich.
    »Darf ich hereinkommen, Herr Leutnant?«
    Philippe verweigerte auch Missionar Walther eine Antwort, was diesen nicht davon abhielt, sein Vorhaben durchzuführen. Der Mann trat ein, schloss hinter sich die Tür und zog sich den Stuhl ans Bett, wo er ihn sachte abstellte, um den Patienten durch den Lärm nicht noch mehr zu quälen.
    »Heute ist es an der Zeit, dass wir beide uns über Udako unterhalten, Herr Leutnant.«
    Von einem inneren Widerwillen geschüttelt schloss Philippe die Augen. Lieber sollte der Prediger den Stuhl vor seinem Bett mit lautem Getöse zertrümmern, als diese Höllenqual noch zusätzlich zu schüren.
    »Haben Sie keine anderen Aufgaben? Nach den Waisenkindern sehen, eine neue Betreuerin finden, das Haus wieder aufbauen?«
    Selbst ein so harmloser Mensch wie der Missionar musste den Hohn in seiner Stimme herausgehört haben. Ob er ihm ins Gesicht sagen sollte, dass der Gouverneur und der Kommandeur der Schutztruppe annahmen, der Überfall habe nicht der Missionsstation, sondern Philippe gegolten? Würde er dann noch immer Zeit für ihn erübrigen?
    »Udako hat mir von Ihrem Heiratsantrag erzählt, Herr Leutnant. Sie war sehr glücklich darüber, denn sie liebte Sie von Herzen.«
    Für einen Moment erwog Philippe, den Mann einfach hinauszuwerfen. Aber er war immer noch viel zu schwach, außerdem hatte er Bernhard inzwischen als hartnäckig kennengelernt.
    »Udako liebte aber auch Gott. Aus diesem Grund stellte Sie Ihnen dieses … wie soll ich es nennen … dieses kleine Ultimatum. Sie wollte durch nichts von ihrer neu gefundenen Liebe zu Gott fortgezogen werden, auch nicht durch ihren Ehemann. Deshalb bat sie Sie, Herr Leutnant, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, wie sie zu Gott stehen. Von Ihrer Antwort wollte Udako abhängig machen, ob sie Ihnen ihr Ja-Wort geben und mit ihnen in ein fremdes Land ziehen würde.«
    Der Offizier bemühte sich vergeblich darum, seine angespannten Muskeln zu lockern. Nur zu gut erinnerte er sich an dieses Gespräch und den kleinen, aber beißenden Stich in seinem Herzen, den es hinterlassen hatte.
    Er war davon ausgegangen, dass Udako seinen Antrag auf der Stelle und mit Begeisterung annehmen würde, stattdessen war sie ausgewichen und hatte von ihrem Glauben gesprochen und von ihrer Befürchtung, Philippe könne sie von ihrem neu eingeschlagenen Weg abbringen. Verwirrt und auch ein bisschen wütend, hatte er sie nach diesem Gespräch verlassen, jedoch erst, nachdem er ihr versprochen hatte, über ihr Anliegen nachzudenken.
    »Gut, schweigen Sie weiter, dann rede ich einfach. Ich rede ganz gerne, wissen Sie. Am liebsten über Gott und die Welt.« Bernhard kicherte vergnügt in seinen Bart hinein und Philippe wurde den Eindruck nicht los, dass er diesem Mann niemals böse sein konnte, gleichgültig, was er ihm nun mitteilen wollte.
    »Noch während des Überfalls sagten Sie Udako, Sie hätten sich dazu entschieden, um ihretwillen mehr über den Sinn unseres Glaubens zu lernen. Udako hätte daraufhin wohl Nein zu einer Ehe mit Ihnen gesagt.«
    Philippe riss die Augen auf und sah den Missionar ungläubig an. Der Mann saß bequem zurückgelehnt auf dem zerbrechlich wirkenden Stuhl und hielt die Arme vor seiner Brust verschränkt. In seinem Bart zeigte sich unübersehbar mehr Grau als noch vor einigen Tagen. Eine Folge seines Kummers über die tragischen Ereignisse?
    In diesem Augenblick erkannte Philippe, dass auch der Missionar trauerte und seine Worte ihm nicht leichtfielen. Er wollte ihm die Wahrheit über Udako sagen, selbst auf die Gefahr
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