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Himmel, Polt und Hölle

Himmel, Polt und Hölle

Titel: Himmel, Polt und Hölle
Autoren: Alfred Komarek
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Menschen zu sehen. Er war doch einer, dem nach und nach alles aus der
Hand genommen worden ist, bis er als Mesner so halbwegs Halt gefunden hat. Und
ich benehme mich wie ein verliebter Narr und gönne mir einen billigen Triumph.
Spätestens als ich seine Reaktion darauf gesehen habe, hätte ich erkennen
müssen, wie tief er getroffen war. Und dann noch dieser Bruno Barrl. Statt
meiner selbstverständlichen Pflicht als Seelsorger nachzugehen und zu
versuchen, einen Zugang zu ihm zu finden, hab ich ihn als interessanten Spinner
abgetan und darauf geachtet, daß er mir nicht verhungert. Macht ja ein
schlechtes Bild, nicht wahr?“
    „Aber Sie haben doch in bester Absicht gehandelt?“
    „Das entschuldigt gar nichts. In der Bibel steht,
daß man die Bäume an ihren Früchten erkennt. Und was waren die Früchte meine
Tuns, Simon? Eine unglückliche oder auch verzweifelte Amalie, isoliert und
vereinsamt. Den Bartl habe ich wie ein Engel mit dem Flammenschwert aus dem
Paradies gejagt, den Halbwidl engstirnig in die Schranken verwiesen, und dem
Elend des Franz Fürst habe ich mit großzügiger Gelassenheit zugeschaut. Damit
habe ich aus jenen Menschen, die in besonderer Weise meine Hilfe gebraucht
hätten, einen verloren Haufen werden lassen. So entstehen Aggressionen, Simon,
das ist der Boden für Kurzschlußhandlungen.“
    „Sie denken an diese - Vorfälle?“
    „Mein Gott, der Bartl, der Halbwidl und Franz Fürst
waren ja immer wieder zusammen, als irgendwie ja doch verwandte Seelen. Da kann
man schon auf besoffene Ideen kommen.“
    „Weil's mir so einfällt, zwischendurch: Das Gespräch
mit der Frauenrunde, neulich. Da war doch von einem Geschenk an die Amalie die
Rede. Was Bestimmtes?“
    „Ja und nein. Wir haben miteinander nachgedacht.
Aber was spielt das heute noch für eine Rolle. Simon, ich fürchte, die Amalie
hat Hand an sich gelegt. Auf den Tollkirschensaft könnte sie durch Franz Fürst
gekommen sein - seine sogenannte Hexenküche hast du ja sicher gekannt. Und daß
sie das Gift mit meinem Wein eingenommen hat, ist leider ein sehr deutlicher
Hinweis auf zumindest eine Ursache ihrer Verzweiflung, auf den Pfarrer.“
    „Aber man nimmt doch nicht freiwillig so einen langwierigen
und schmerzhaften Tod auf sich.“
    „Die Amalie wird wohl nicht so genau Bescheid über
die Wirkung gewußt haben, Simon. Oder sie hat insgeheim gehofft, daß sie
jemand rechtzeitig findet. Betteln um Zuwendung, weißt du?“
    „Ich geh dann, Herr Pfarrer.“
    „Was wirst du tun, Simon?“
    „Nachdenken.“
     
    Minnedienst
     
    Am folgenden Tag versuchte Polt erst einmal auszuschlafen.
Nach nicht einmal einer Stunde voll wirrer und erschreckender Träume wachte er
auf. Er trank ein großes Glas Wasser, duschte lange und überlegte, was er mit
diesem Sonntag anfangen konnte.
    Am späteren Vormittag sollte eigentlich Karin Walter
im Gasthaus Stelzer in Brunndorf zu finden sein. Trotz anfänglicher Bedenken
bewährte sie sich nun schon seit Jahren in der anspruchsvollen, verbal noch
immer männlichen Funktion des Kassiers im Sparverein.
    Polt wurde nicht enttäuscht. Als er die Gaststube betrat,
sah er die Lehrerin einträchtig neben dem durchaus attraktiven Obmann des
Vereins sitzen. Der Gendarm versuchte die heftig aufkeimende Eifersucht zu
ignorieren, bestellte Kaffee und wartete ab. Bald hatten auch die letzen
Sparer eingezahlt. Karin Walter ging auf Simon Polt zu. „Grüß dich, Lieber.
Kommst du mit mir?“
    „Da fragst du noch?“
    Vor dem Gasthaus winkte Karin durch das Fenster den
Zurückbleibenden zu.
    „Die sollen was zu reden haben! Was sagt denn übrigens
dein Freund Höllenbauer? Der hat mich nämlich frühmorgens gesehen, wie ich von
dir weggegangen bin.“
    „Kein Wort hat er gesagt.“
    „So was von diskret. Kommst du zu mir nach Hause?“
    „Sehr gern. Aber ich hab einen Nachtdienst hinter
mir, bin schlecht aufgelegt und brauche deinen Rat.“
    „Also nichts zu holen, derzeit, für eine verliebte
Lehrerin?“
    „Nichts zu holen stimmt nicht. Aber...“
    „Gib dir keine Mühe, Simon. Ich versteh schon. Auch
wenn du dich etwas unverbindlich ausdrückst.“
    „Ich bin noch am Üben.“
    „Sehr gut, setzen. Hat der Fürst Franzi immer
gesagt.
    Eigentlich ist so ein
Mensch unsterblich, Simon. Vielleicht sitzt er jetzt bei mir zu Hause in der
Küche und säuft mir die letzte Flasche Wein weg.“ Karin wurde ernst. „Kannst du
mir eine Bitte erfüllen?“
    „Natürlich.“
    „Ich tät's ja selber. Aber
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