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Himmel, Polt und Hölle

Himmel, Polt und Hölle

Titel: Himmel, Polt und Hölle
Autoren: Alfred Komarek
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Gratulation.“
    „Wir müssen noch reden, Herr Hafner.“
    „Ich weiß. Eine Frage zuvor. Ich bin schrecklich
hungrig. Haben Sie irgendwas zu essen für mich?“
    „Im Keller liegen drei Wurstsemmeln und zwei Flaschen
Bier. Das können wir teilen.“
    „Danke!“
    Polt holte den Papiersack und deutete auf die
steinerne Bank im Schatten. „Recht so?“
    „Elysisch, mein Lieber.“
    Der Gendarm packte die Semmeln aus. „Gläser gibt's
keine. Trinken wir eben aus der Flasche.“
    Hafner griff in die Hosentasche. „Darf ich mein neuestes
High Tech Gerät einsetzen? Ein Schweizer Taschenmesser. Zeigt Uhrzeit, Datum,
Höhenmeter und Temperatur an. Einen Stoppelzieher und einen Bieröffner gibt es
natürlich auch.“
    Schweigend aßen und tranken die beiden.
    Dann lehnte sich Hafner zurück. „Vier Hauben. Idealnote,
bisher noch nie vergeben.“
    „Und was noch?“
    „Sie sprechen meine plötzliche Abreise an? Feigheit,
Bequemlichkeit oder eine Kombination aus beidem. Ich habe eine Menge
Unannehmlichkeiten auf mich zukommen gesehen und wollte die Zahl der Gespräche
mit diesem Herrn Inspektor aus Wien möglichst reduzieren. Wie heißt er doch
gleich?“
    „Kratky.“
    „Ja richtig. Vergesse ich immer wieder gern. Dabei habe
ich erst vor kurzem mit ihm telefoniert. Die Sache ist so: Er hat mit dem
Verdacht natürlich recht, daß ich der Autor dieser übelmeinenden Kritiken war.“
    „Dann haben Sie also mit voller Absicht die Frau
Pröstler beruflich unmöglich gemacht?“
    „Mehr noch. Ich bin zu einem guten Teil daran
schuld, daß sie den Halt verloren und zu trinken angefangen hat. Ich war 23
damals. Unerträglich eingebildet. Heute spiele ich den Menschenverachter,
damals war ich einer.“
    „Und weiter?“
    „Daß ich mit ihrem Tod unmittelbar nichts zu habe,
wird sich herausstellen. Lieber Herr Inspektor, ich werde das bittere Ende
unter Ihren Augen hier im schönen Wiesbachtal abwarten. Irgendwie geht's mir
auch darum, ein sehr blamables Kapitel in meiner Biographie mit Anstand
abzuschließen, so weit das überhaupt noch möglich ist. Eine andere Frage: wie
geht's der Grete Hahn?“
    „Nicht gut.“
    Hafner senkte den Kopf. „Ist doch was dran, an der
viel zu oft zitierten unerträglichen Leichtigkeit des Seins. Inspektor Kratky
hat mir übrigens versprochen, mein Pseudonym von damals nach Möglichkeit
pfleglich zu behandeln.“
    „Schön für Sie. Eine Frage noch. Sie erinnern sich
bestimmt an das Feuer im Zeughaus und an dieses vorhergehende - äh -
Vorkommnis?“
    „An den Scheißhaufen vor dem Gemeindeamt? Ich denke
immer wieder gern daran.“
    „Ihr Freund Peter Paratschek hat sich in dieser Richtung
verdächtig gemacht, und er meint, Sie könnten ihn entlasten.“
    „Entlasten? Diese Laus? Ich wüßte nicht wie und erst
recht nicht warum. Aber darf ich erfahren, wie Sie auf ihn kommen?“
    „Er hat nachts dem Löwen vom Kriegerdenkmal einen
Damenhut aufgesetzt.“
    „Nicht schlecht. Diese Idee ist aber mit Sicherheit
nicht von ihm. So originell war der nie.“ Hafner schaute zur Kellergasse hin.
„Da biegt ein Fahrrad ein, Herr Polt. Wir bekommen Damenbesuch.“
    Der Gendarm war aufgesprungen. „Karin! Herzlich
willkommen hier!“
    Auch Hafner hatte sich erhoben. „Ich bin zwar ein
Lümmel, aber ich weiß, wenn ich störe. Adieu!“
    Karin schaute ihm nach. „Ich denke, der ist nicht
auffindbar?“
    „War er auch nicht, bis vor kurzem. Aber das ist
jetzt unwichtig. Darf ich zur Besichtigung bitten? Das Preßhaus kennst du ja
schon von früher.“
    „Nicht wirklich. Es war nicht deines, damals. Komm,
gehen wir!“
     
    Als die beiden im Keller
angelangt waren, schaute sich Karin ein wenig ängstlich um. „Und du bist ganz
sicher, daß die Gewölbe halten?“
    „Ein paar hundert Jahre lang ist jedenfalls nichts
passiert.“
    „Beruhigend. Verheiratet war dieser Ignaz Reiter
nicht. Hab ich recht?“
    „Wie kommst du darauf?“
    „Das Chaos im Preßhaus.“
    „Ist nicht Frauensache,
Karin.“
    „Soso.“
    Polt drückte der Lehrerin sein Taschenmesser in die
Hand. „Du mußt dich eintragen, im Löß, da, neben mir.
    Karin kratzte ein K in die
Kellerwand. „Das genügt. Da hast du wenigstens keine Probleme, wenn du mit anderen
Weibern hier herunten bist.“ Sie schaute Polt nachdenklich an. „Jetzt muß ich
dich also mit einem Kater und einem Weinkeller teilen.“
    „Sehr kompliziert, Karin?“
    „Ja,“ sagte sie und gab Polt das Messer zurück,
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