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Hilfe, ich habe Urlaub

Hilfe, ich habe Urlaub

Titel: Hilfe, ich habe Urlaub
Autoren: Erma Bombeck
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erklärt, was mit der Welt geschehen ist, als wir unterwegs waren. Ich will an sauberen Kleidern riechen, unbesorgt Wasser aus der Leitung trinken können und in meinem eigenen Bett schlafen.
    Aber es ist gar nicht so einfach, sich wieder in die Umgebung einzufinden, aus der man zwei oder drei Wochen weg war. Um neue Länder zu erkunden, muß man einen Preis zahlen. Man kann nicht einfach aus dem Flugzeug steigen, nach Hause kommen und den Alltag an der Stelle wieder aufnehmen, wo man ihn verlassen hat. Vorher gilt es, sich einem Ritual zu unterziehen …
    einem Ritual, das so alt ist wie die Menschheit. Es heißt Zeitumstellung.

Zeitumstellung
    Die Umstellung nach Reisen mit hoher Geschwindigkeit durch mehrere Zeitzonen bedeutet, daß der natürliche Rhythmus des Körpers zeitweilig durcheinandergerät.
    Das ist ein hochgestochener Ausdruck dafür, daß sich Ihr Körper nie wieder so fühlen wird wie vorher. Sie schlafen, wenn alle anderen wach sind, stehen um drei Uhr morgens vor dem Kaufhaus und warten, daß endlich aufgemacht wird, schlafen während einer Wurzelbehandlung ein, bringen möglicherweise Ihre biologische Uhr durcheinander und kriegen mit dreiundfünfzig noch ein Kind.
    An Zeitumstellung könnte man sterben.
    Es hat ein paar halbherzige Versuche gegeben, diese Krankheit zu behandeln. Ein
    Medikament namens Melatonin ist mit Erfolg an Schafen ausprobiert worden, aber wie viele Schafe kennen Sie, die oft fliegen?
    Man hat erst vor ein paar Jahren begonnen, das Problem ernst zu nehmen, und durch
    Versuche herausgefunden, daß leichtes Essen und Trinken und Bewegung den Übergang von Zeitzone zu Zeitzone erleichtern. Als würde ich auf meinem Platz sitzen und so tun, als ob ich ein Boot ruderte, oder die Knie bis ans Kinn hochziehen oder mit den Schultern vor-und zurückrollen. Sonst noch was?
    Die einzige Aerobicübung, die an Bord eines Flugzeugs wirklich jeder mitmacht, ist, sich aus den Klauen der Falltür zur Toilette zu befreien, die einen zu verschlingen droht.
    Mein Mann hat eine interessante Theorie. Er meint, wenn er sich weigert, seine Uhr
    umzustellen, kann er mit dem Zeitunterschied herumspielen und schließlich Stunde für Stunde aufholen.

    Die Wahrheit sieht so aus, daß die Kinder ihm vor ein paar Jahren zum Vatertag ein
    Sportchronometer geschenkt haben. Er hat nie begriffen, wie er diese Uhr richtig stellt. Es ist einfacher, nach Stonehenge ’rüberzuspringen und Schatten zu messen, als von ihm die richtige Zeit zu bekommen. Wenn Sie ihn nach der Zeit fragen, werden Sie so lange warten müssen, bis Sie alt und grau sind.
    Wir waren auf dem Rückweg aus Tokio, und ich machte den Fehler, ihn nach der Zeit zu fragen. Er sagte: »Einen Augenblick. Ich muß meine Brille finden.« Etliche Augenblicke später sagte er: »Hast du gerade mal einen Stift?«
    Dann begann er Berechnungen anzustellen, zu tabellieren, subtrahieren und dividieren, und als er schließlich wußte, wie spät es war, waren wir bereits in einer anderen Zeitzone. Schließlich fragte er: »Wieso willst du das wissen?«
    »Um zu wissen, wann es Zeit zum Schlafen ist«, sagte ich.
    »Das teilt dir dein Körper mit«, sagte er.
    Ich muß ungefähr eine Stunde dagesessen haben, bevor mein Körper sagte: »Es ist
    einundzwanzig Uhr, Erma, und in einer Stunde falle ich um.«
    Ich sagte meinem Körper: »Weißt du, du tust mir einen großen Gefallen, wenn du einfach wach bleibst, ein Abendessen mit sechs Gängen verdaust und dir dazu >Carrie< anschaust.
    Glaub mir, du bist dann ein ganz anderer Mensch.«
    Mein Körper sagte: »Warum soll ich dir glauben? Das hast du mir damals auch erzählt, als wir nach Australien flogen. Ich bin nie mehr derselbe gewesen.«
    »Mach mal Pause«, bat ich. »Ist das denn zuviel verlangt?«
    Mitten in der Stephen-King-Verfilmung spielte mein Körper nicht mehr mit und nickte ein.
    Vier Stunden später gingen im Flugzeug die Lichter an, und der Steward verkündete:
    »Frühstück.«
    Mein Körper zuckte, wurde wach und sagte: »Was stellst du wieder an, Quatschkopf? Ich habe eben erst gegessen. Außerdem weißt du doch, daß ich sonntags ausschlafe.«
    »Es ist nicht Sonntag, sondern Montag. Iß jetzt ein trockenes Brötchen und sei still!«
    Mein Körper redete lange nicht mit mir. Als wir uns Hawaii näherten, stupste ich ihn wieder an und flüsterte: »Zeit fürs Frühstück.«
    Ich hörte ihn murmeln: »Das hatten wir doch schon, weißt du das nicht mehr?«
    »Dann machen wir’s eben jetzt noch
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