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Hilfe, ich habe Urlaub

Hilfe, ich habe Urlaub

Titel: Hilfe, ich habe Urlaub
Autoren: Erma Bombeck
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besichtigen, gähnen Sie und sagen: »Beschreiben Sie mir doch einfach, wie sie aussieht.« Die
    Heimatinstinkte machen sich bemerkbar. Auf der Straße vor Ihrem Hotelzimmer könnte ein Karnevalszug vorbeiziehen, aber Sie möchten lieber vor dem Fernseher sitzen und Ihre Lieblingssendung sehen.
    Sie finden Ihre Garderobe und Ihre Frisur langweilig. Sie sind erschöpft davon, die ganzen blöden Andenken, ohne die Sie meinten nicht leben zu können, einzupacken und umzupacken, und Sie können keine Leute mehr ausstehen, die ständig Schlachten und Jahreszahlen zitieren.
    Mein Mann merkt immer, wenn ich den Ferienkoller kriege. Ich habe dann plötzlich an allem was zu meckern.

    Ich weiß auch nicht, warum ich alles an meiner Umgebung auslasse, aber so ist es nun mal.
    Wenn meine Seife so groß wie eine Kreditkarte ist, fange ich an zu heulen. Wenn mein Bettüberzug sechzig Kilo wiegt und ich ihn allein abziehen muß, kriege ich einen
    Tobsuchtsanfall. Und wenn das Papiersiegel auf dem Klo einen Riß hat, breche ich zusammen.
    Mein Hotelzimmer ist entweder zu groß oder zu klein.
    Während meiner letzten Ferientage kann es mir keiner recht machen. Jemand hat offenbar ein Gesetz daraus gemacht - je kürzer man bleibt, desto aufwendiger das Zimmer.
    In Tokio zogen wir in eine Suite mit einem Konferenztisch, der so groß war wie unser ganzes Haus, dazu eine Bar, Konzertflügel und fünf Badezimmer. Über einer Badewanne war die Decke verspiegelt.
    »Das ist ja wunderbar«, meckerte ich. »Wir bleiben hier eine Nacht. Warum waren wir in Adelaide nicht so untergebracht? Da haben wir eine Woche in einem Besenschrank gehaust, wo wir den Fernseher mit den Zehen ausmachen konnten! Beeil dich, pack aus, ich will mich in die Wanne setzen und an der Decke meiner Orangenhaut beim Baden zusehen.«
    Ich erinnere mich, wie ich in Istanbul vor unserem Zimmer kurz stehenblieb. Mir war ein kleines Goldschild auf der Tür aufgefallen mit der Aufschrift »Julio Iglesias Room«.
    Ich trat die Tür ein. Da standen zwei ganz niedrige Einzelbetten mit gerüschten Tagesdecken aus verblichenem königsblauem Satin. Die Vorhänge - auch aus blauem Satin, ein paar Stifte fehlten - hingen da wie eine volle Windel. Der Teppich war durchgewetzt, die Tür des Kühlschrankes stand offen, und die Heizkörper waren ein Ausbund an Häßlichkeit. »Mir ist es egal, ob Julio Iglesias im Preis des Zimmers mit inbegriffen ist«, schnauzte ich, »ich gehe!«
    Ich bin sonst gar nicht so. Die Unterkunft ist ein Teil des Abenteuers. Wir sind in den besten und in den schlimmsten Hotels gewesen. Wir waren zu Gast im Paradies, wo der Haartrockner an der Wand so selbstverständlich ist wie der Frotteemantel, adrett zurechtgefaltetes Klopapier und ein modernes Gemälde über dem Sofa, auf dem ein Auge in Grüntönen schwebt, darunter ein Messingschild: »Phoebe in Love«.
    Wir haben auch schon den kompletten Reinfall erlebt mit einem Flaschenöffner an der Tür, einem Zimmerschlüssel, der an einem Schlüsselanhänger baumelt, der so groß ist wie ein Baumstumpf, eine Lampe in Form einer nackten Frau mit dem Schalter im Bauchnabel und nichts an der Wand als die Zimmerpreise.
    Während der letzten Ferientage gehen mir die Bilder von unserem Haus durch den Kopf.
    Ohne erkennbaren Grund sehe ich mir irgendwo eine prähistorische Kanne an und sage zu meinem Mann: »Hast du bei unserer Abreise eigentlich daran gedacht, die Kaffeemaschine auszumachen?«
    Er wird dann so nervös wie ich und will nach Hause.
    Sie können Urlaubern immer ansehen, ob sie gerade kommen oder gehen. Reisende am
    Beginn ihrer Ferien lachen und erzählen Witze. Ihre Kleider passen zueinander. Wenn sie eine Schlange sehen, stellen sie sich hinten an.
    Die Rückkehrer sind ungeduldig. Sie drängeln im Flugzeug, als wäre das ihre letzte Chance, Bagdad zu verlassen.
    Mit mir geschieht noch etwas anderes, das ich kaum erklären kann. Ich fange an, mich so amerikanisch zu fühlen wie der vierte Juli. Ich kann es nicht mehr erwarten, amerikanische Werbespots im Fernsehen zu sehen oder ein Foto, auf dem uns Bürgermeister Dinkins in New York begrüßt. Ich will Taxifahrer rufen hören: »Get out of my face!« (Mach daß du da wegkommst!) Ich kriege Lust auf Hamburger, die so dick sind, daß ich kaum reinbeißen kann.
    Ich will unsere Sprache hören, Schilder sehen, die ich lesen kann, und »echtes« Geld ausgeben.
    Ich will amerikanische Femsehnachrichten sehen, in denen mein Lieblingsnachrichtensprecher mir
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