Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hilfe, ich habe Urlaub

Hilfe, ich habe Urlaub

Titel: Hilfe, ich habe Urlaub
Autoren: Erma Bombeck
Vom Netzwerk:
war er so groß wie eine Flugzeugtoilette, und es gab nichts Brauchbares. In diesen Tagen nahmen wir reichlich Brot, Apfelmus und Kekse zu uns.
    Aber was uns verrückt machte, war der Pulverkaffee. Wir trinken alle lieber »echten« Kaffee.
    Wir durchsuchten das Haus von oben bis unten nach etwas, womit man Kaffee kochen konnte.
    Ohne Erfolg. Wir schworen uns, auf der nächsten Fahrt in die Stadt eine Kanne für »echten«
    Kaffee zu besorgen.
    Am vierten Tag ergatterte einer unserer Gäste einen drei Kilo schweren Schinken. Ich rechnete aus, daß das einmal für alle zum Abendessen und tagsüber noch für Sandwiches reichen müßte. Als das Fett abgekocht war, konnten wir von Glück sagen, wenn wir noch genug hatten, um damit grüne Bohnen zu würzen. Falls wir grüne Bohnen bekommen hätten.
    Am nächsten Arbeitstag erschien Carla nicht, weil in Montserrat »Jump-Up-Festival« war. Ich hatte keine Ahnung, was das sein konnte, aber wenn es da Eiskrem auf der Straße gab oder einfach nur heiße Würstchen, lohnte es sich, dafür im Urlaub selbst zu putzen und zu waschen.
    Wir fuhren zum Jump-Up-Festival, fanden aber nirgendwo Straßenverkäufer.
    Als wir Leute auf der Straße fragten, wo sie einkauften, äußerten sie sich sehr vage und vorsichtig darüber, wie sie an ihre Lebensmittel kamen. Eine Frau vertraute mir schließlich an, ich solle auf den offenen Markt gehen, wenn ich frisches Obst und Gemüse suchte.

    »Gehen Sie aber früh«, warnte sie mich.
    Ich konnte kaum schlafen bei dem Gedanken an einen Markt mit Obst und Gemüse. Dabei
    mag ich gar kein Grünzeug. Einmal in der Woche Ketchup ist das einzige Gemüse, das ich mit einiger Regelmäßigkeit esse. Aber der Gedanke, eine Woche lang keine Tomate oder kein Blatt Salat gesehen zu haben, kam mir irgendwie unheimlich vor.
    Lange vor Sonnenaufgang machten mein Mann und ich uns mit großen Körben auf den Weg.
    Wir stießen zu einer kleinen Gruppe von Leuten, die auf dem Markt herumliefen. An einer Theke bewachte eine Verkäuferin siebenunddreißig kleine grüne Bohnen. Ich zählte sie nach.
    »Ich nehme alle ihre grünen Bohnen«, sagte ich und öffnete mein Portemonnaie.
    Sie musterte mich so scharf, als ob ich mich als Leihmutter beworben hätte. »Wenn ich Ihnen die grünen Bohnen gebe, müssen Sie auch die Tomate nehmen.«
    Die Tomate war bis zur Unkenntlichkeit entstellt. »Die Tomate will ich nicht«, erklärte ich.
    »Dann kriegen Sie auch die grünen Bohnen nicht«, sagte sie, rümpfte die Nase und wandte sich der nächsten Kundin zu.
    Ich lief ihr nach, um ihr meinen Fall vorzutragen. Es war nicht zu glauben. Ich kroch zu Kreuze, um siebenunddreißig lausige Bohnen zu bekommen, mit denen ich zehn Leute satt bekommen sollte.
    In meinem Leben hatte ich noch nie so hart um Lebensmittel kämpfen müssen. An einem
    Stand bekam ich vier Kartoffeln, an einem anderen drei Tomaten, außerdem zwei Köpfe Salat und ein Bündel grüner Bananen, die immer noch auf der Küchenablage in Montserrat reifen.
    »Wo kann man Fleisch kaufen?« fragte ich immer wieder.
    Ein Mann zeigte mir schließlich den Weg in eine Seitenstraße hinter dem Markt. Ich ging sie auf und ab, bis ich auf eine Tür und dahinter auf eine Kühltruhe stieß.
    »Gehacktes vom Rind?« fragte ich.
    Der Mann lächelte und gab mir einen Karton voller tiefgefrorener Hamburgerscheiben. Es hätte aber auch jede Art von Fleisch sein können.
    Zwei von unseren Freunden hatten wir losgeschickt, eine Kaffeekanne zu kaufen, was so war wie zu Kolumbus zu sagen: »Finde eine neue Welt.« Ein Ladeninhaber erbarmte sich schließlich.
    »Hören Sie mal, ich habe hier eine elektrische Kaffeemaschine, die ich nie benutze. Die gebe ich Ihnen für vierzig Dollar.«
    Es gab einen Grund, warum er sie nie benutzt hatte. Auf Montserrat paßte die Voltzahl nicht dafür, und das Wasser brauchte Stunden, bis es durchgelaufen war. Einer von uns mußte den Wecker auf zwei Uhr morgens stellen, um die Kaffeemaschine anzumachen, damit der Kaffee bis zum Frühstück fertig war.
    Erstaunlicherweise gelang es uns irgendwie trotzdem zu überleben. Robinson Crusoe wäre stolz auf uns gewesen.
    Wir wurden ganz schön kreativ. Einmal gab es zum Mittagessen eine Komposition aus
    Kartoffelsalat, Thunfischsalat und Krabbensalat aus der Dose. Falls jemand allergisch gegen Mayonnaise gewesen wäre, hätte er verhungern müssen. Ein anderes Mal planten wir ein Picknick mit Rindswürstchen und Haferflockenkeksen. Wir fragten nie: »Was
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher