Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hilfe, ich habe Urlaub

Hilfe, ich habe Urlaub

Titel: Hilfe, ich habe Urlaub
Autoren: Erma Bombeck
Vom Netzwerk:
verloren.
    Glaubten die ernsthaft, alle Frauen hätten eine Traumfigur? Konnten sie sich nicht vorstellen, daß ein mit Goldlamé bedeckter Bauch aussieht wie der Petersdom? Oder daß viele Frauen Beine haben, die aussehen wie eine Reliefkarte vom Straßennetz in Kalifornien?
    Meine Hand griff nach einem kleinen schwarzen Einteiler, der vielversprechend aussah. Ich zog ihn mir in der Umkleidekabine über. Oben saß er gut, aber an den Oberschenkeln war der Anzug bis zu den Achseln ausgeschnitten. Dann dachte ich mir, am Great-Barrier-Riff kennt schließlich noch niemand mein Teil mit den weißen Punkten.
    Unser Ziel war Heron Island, einer von zwei Urlaubsorten, die im Riffgebiet selbst liegen.
    Früher war hier eine Fabrik für Schildkrötensuppe gewesen, doch ohne Erfolg, nd 1932 war jemand darauf gekommen, daß hier Möglichkeiten für den Fremdenverkehr lagen.
    Im australischen Gladstone brachte eine Frau uns eilig auf das Flugfeld zu einem wartenden Hubschrauber.
    Sie warf uns ein paar Pakete hinterher und sagte: »Übrigens - das sind Ihre Schwimmwesten und Schlauchboote. Blasen Sie die bitte nicht auf, bevor Sie das Flugzeug verlassen haben.«
    Ich hatte keinerlei Absicht, die Maschine zu verlassen.
    Eine Stunde später waren wir auf einer der schönsten Inseln, die ich je gesehen habe. Das war der richtige Strand für uns. Niemand, wirklich niemand saß faul in der Sonne. Alle waren sehr beschäftigt. Kinder und Erwachsene in Tennisschuhen suchten die seichten Riffe in
    Glasbodenbooten nach Meerestieren ab.
    Ich schlüpfte schnell in meinen Badeanzug, spuckte in meine Maske, setzte sie aufs Gesicht und schwamm hinaus. Minuten später faßte mich mein älterer Sohn an die Schulter, und als ich mein Gesicht aus dem Wasser hob, wedelte er vor meinen Augen mit einer sechzig Zentimeter langen Wasserschlange herum.
    »Das ist eine Seeschnecke!« brüllte er. Ich hätte ihn erwürgen können. »Jag deiner Mutter nicht so einen Schrecken ein«, meinte mein Mann.
    Ich war ein bißchen direkter. »DU BIST AUS MEINEM TESTAMENT GESTRICHEN!«
    schrie ich.
    Bei einer Exkursion mit dem Glasbodenboot sah ich Dinge, die ich in den sanften
    Sandbuchten von St. Thomas nie zu Gesicht bekommen hatte. Hier gab es Fische mit großen Mäulern und spitzzackigen Zähnen. Es gab schleimige Aale, und die Mantarochen warfen riesenhafte Schatten. Das gefiel mir nicht.
    Mit jedem Tag nahm mein Enthusiasmus für die Erforschung der Tiefe ab. Ich wußte einfach zuviel. Eines Nachmittags trödelten wir gerade am Strand herum, als mein Mann sagte: »Ich werde vor dem Mittagessen noch ein wenig schnorcheln gehen.«
    Er war ungefähr eine Stunde weg, als ich zu den Kindern sagte: »Hört mal, euer Vater wurstelt da draußen im Wasser herum, das bloß ein Meter zwanzig tief ist. Ich glaube, wir können ihn unbesorgt allein lassen und was essen gehen.«
    Als wir mit dem Mittagessen halb fertig waren, kam mein Mann. Er war sichtlich erschüttert.
    Ihm war beim Schnorcheln ein riesengroßer Hai begegnet, der Kreise um ihn gezogen hatte. Ein Kellner, der das gehört hatte, lächelte wissend und meinte nur: »Der Südpazifik ist keine Badewanne.«
    Er hatte vollkommen recht. Wußten wir, was da unten lauerte? Wir hatten doch keine
    Ahnung, welche Fische man streicheln und welche Koralle man gefahrlos berühren konnte. Wir erinnerten uns bloß an Jacques Cousteau, wie er an einem Tisch saß, Hummer aß und
    Französisch sprach.
    Am nächsten Tag gingen wir früh zum Strand. Die Kinder spielten Karten. Mein Mann
    rechnete unsere Kreditkartenausgaben durch. Ich stickte einen Kissenbezug mit dem Bild von John Wayne.

    Zeit, nach Hause zu fahren
    Im Urlaub braucht Ihnen keiner zu sagen, wann es Zeit wird, nach Hause zu fahren. Es hängt nicht so von dem letzten Reisescheck ab oder davon, daß die Malariapillen ausgehen.
    Es kann einfach nur sein, daß Sie in Japan auf den Hochgeschwindigkeitszug warten und plötzlich zur Seite gestoßen werden. Und dann schreien Sie: »Die Franzosen drängeln sich natürlich wieder vor! Freundchen, ihr müßt hier nicht die Maginotlinie verteidigen. Hier geht es nur um einen Sitz im Zug!«
    Sie haben schlechte Laune und merken es selbst. Sie sind es satt, Schafsaugen in Aspik vorgesetzt zu bekommen, während Ihnen irgendein Idiot erzählt: »Das wird im
    Weihnachtskatalog von Bloomingdale’s als Delikatesse angeboten.« Wenn Ihnen jemand sagt, nur ein paar Schritte vom Reisebus sei eine zwei Millionen Jahre alte Ikone zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher