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Highschool der Vampire

Highschool der Vampire

Titel: Highschool der Vampire
Autoren: Douglas Rees
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mir auf. Er schien wirklich klein zu sein und hieß Justin War rener. Ich wusste das, weil an seinem Tisch ein Namens schild angebracht war. An jedem Tisch.
    »Treten Sie ein, Elliot«, sagte Mr Mach. »Ihr Tisch steht da drüben beim Fenster. Bringen Sie Ihre Sachen in die Garderobe und schließen Sie sich uns dann an. Wir besprechen gerade ein paar bemerkenswerte mathemati sche Eigenschaften der äolischen Skala.«
    Ich war mittlerweile kaum mehr überrascht, dass er meinen Namen bereits kannte.
    Mr Mach war ein großer, schwerer Kerl mit buschi gem schwarzem Haar und einem Bart, der so aussah, als wolle er gleich auf eigene Faust draufloswandern. Er hatte wunderbare, freundlich dreinblickende Augen. In der Hand hielt er eine Violine.
    Während ich meine Kappe abnahm und meinen Mantel auszog und sie in die Garderobe räumte, die ein richtiges Zimmer mit verschiedenen Kleiderbügeln und Plätzen zum Hinsetzen war — und, ja klar, mein Name stand bereits auf einer der Schranktüren —, hörte ich, wie er mit dem Bogen über die Saiten strich und einen lan gen, reinen Ton erzeugte.
    »Das ist natürlich ein B«, sagte Mr Mach. »Aber denken Sie einmal über Folgendes nach: Wenn ich meine Finger auf diese Weise halte und mit dem Bogen denselben Strich mache, wird es zu einem A. Was hat sich verändert?
    Es ist noch immer dasselbe Instrument und es wird noch immer vom selben Mann gespielt. Was also ist anders?«
    »Die Schwingungsfrequenz?«, fragte ein Mädchen.
    »Genau«, sagte Mr Mach. »Die Schwingungsfrequenz, die der Anzahl der Schwingungen in der Saite entspricht.
    Wir können sie zählen, sie in Halbe und Viertel teilen —
    tatsächlich sind sie unendlich teilbar — und die mathema tische Grundlage jeder vorgegebenen Note berechnen.«

    Ich nahm so leise, wie ich nur konnte, Platz. Charon saß neben m i r und spitzte die Ohren, als würde er wirk lich zuhören. Mir fiel auf, dass sich sein Kopf und meiner auf gleicher H ö h e befanden.
    »Lassen Sie mich den wichtigsten Punkt Elliot zuliebe noch einmal erklären«, sagte Mr Mach. »Ich demons triere der Klasse gerade, warum die Musik von unseren Vorfahren - zu R e c h t — als Zweig der Mathematik ange sehen wurde. Musik ist Mathematik zum Hören.«
    »Hab's kapiert«, sagte ich.
    Ein paar Kids kicherten und Charon warf mir einen angewiderten Blick zu.
    Während Mr Mach redete, untersuchte ich leise den Inhalt meines Pults. Als ich die oberste Schublade aufzog, fand ich darin ein Mathebuch, ein Heft, Kugelschreiber, Bleistifte, Winkelmesser, Lineal und Taschenrechner —
    alles lag bereit und wartete auf mich. Es gab sogar Ersatz batterien für den Rechner. Hätte ich etwas lernen wol len, wäre das hier der richtige O r t dafür gewesen.
    Ich hatte keine Lust dazu, aber da Charon neben mir saß, fand ich es besser, interessiert zu wirken. Ich nahm das Heft und einen Kugelschreiber heraus und schrieb: Musik ist Mathematik zum Hören. Dann saß ich da und versuchte so dreinzuschauen, als wüsste ich, wovon Mr Mach und der Rest der Klasse redeten.
    Am Ende der Stunde sagte Mr Mach: »Als Hausauf gabe für Freitag wählen Sie irgendeine Komposition von Mozart aus. Ordnen Sie den einzelnen Teilen der Kom position numerische Werte zu und zeigen Sie auf, wie sie mathematisch zueinander in Beziehung stehen, indem Sie Brüche — keine Dezimalzahlen — verwenden.«
    Freitag? Heute war Mittwoch. Diese Kids erledigten eine Hausaufgabe wie diese in zwei Tagen? Das Einzige, was ich über Mozart wusste, war, dass es einen Film über ihn gab. Ich hatte ihn mir mit meinen Eltern angeschaut.
    Er hatte einen Haufen Musik geschrieben und dann war er gestorben.
    Ich hörte einen tiefen, weichen gongartigen Ton durch den Flur hallen. Die anderen Kids standen auf und gin gen leise hinaus.
    Ich zögerte und wartete, bis der Letzte von ihnen ver schwunden war.
    »Mr Mach«, sagte ich dann. »Nur damit Sie es wis sen — ich schaffe diese Aufgabe auf keinen Fall. In meiner früheren Schule waren wir gerade bei Algebra.«
    Er lächelte und diese wunderbaren Augen sahen mich an.
    »Sie können es versuchen. Wenn Sie es versucht ha ben, werden Sie mehr wissen als jetzt. Machen Sie sich deshalb keine Sorgen.« Er klopfte mir auf die Schulter.
    »Es ist schön, Sie in meiner Klasse zu haben.«
    Also ging ich. Ich musste mich selbst daran erinnern, dass ich sowieso durchfallen wollte, zumindest solange ich es schaffte, dafür nicht an die gute alte Immerwäh rende geschickt zu
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