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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie
Autoren: Sonia Marmen
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die Sache dich interessiert…«
    »Nein«, murmelte Coll.
    An der Tür klopfte es. Christina legte ihre Flickarbeit weg und öffnete. Eine junge Frau, die über das ganze Gesicht strahlte, reichte ihr ein Paket.
    »Guten Abend, Mrs. Gordon! Da ist das Kleid von meiner kleinen Julie, von dem ich Euch erzählt habe.«
    Sie bemerkte die Männer, die sie schweigend musterten, und wirkte ein wenig verlegen.
    »Freunde«, erklärte Christina und öffnete die Tür ein wenig weiter. »Möchtet Ihr nicht einen Moment hereinkommen?«
    »Ähem … nein danke. Sehr freundlich, aber meine Schwägerin erwartet mich. Ein andermal vielleicht.«
    »Gut, dann ein andermal. Vielen Dank für das Kleid. Mit ein paar kleinen Änderungen müsste es Mary genau passen.«
    Der Blick der rundwangigen jungen Frau war an Coll hängengeblieben, und ihr Lächeln wurde noch breiter. Dann grüßte sie in die Runde und ging.
    Einen Moment lang starrte Coll auf die Tür, die sich hinter ihr geschlossen hatte. Ihr blondes Haar erinnerte ihn an die schöne Madeleine, der er gelegentlich auf dem Markt, wo sie ihre Marmeladen verkaufte, begegnete. Sie pflegte ihn kühl zu grüßen und sich rasch abzuwenden. Er wagte nicht, sich ihr zu nähern und erst recht nicht, sie anzusprechen, und konnte ihre Haltung verstehen. Und doch, ein einziges Lächeln von ihr hätte ausgereicht, damit er hierblieb … Nun ja …
    Alexander, bei dem das goldblonde Haar schmerzliche Erinnerungen geweckt hatte, zog ein finsteres Gesicht. Er ließ den Kopf hängen, seufzte und warf Coll einen Seitenblick zu.
    »Ich weiß, was du denkst.«
    Coll wandte sich ihm stirnrunzelnd zu.
    »Was meinst du?«
    »Isabelles Cousine … Du hast ein wenig für sie geschwärmt, stimmt’s?«
    Coll zuckte die Achseln und führte sein Glas zum Mund. Alexander lächelte betrübt. Dann war Coll also insgeheim noch immer in diese abscheuliche Furie verliebt.
    In den vier Jahren seit der Aufhebung seines Todesurteils hatte Alexander zweimal versucht, Isabelles Cousine anzusprechen. Beim ersten Mal hatte er seinen ganzen Mut zusammennehmen müssen, um auf sie zuzugehen. Doch dann hatte er sie geradezu bestürmt. Eigentlich hatte er sich zuvor geschworen, ihr keine Fragen zu stellen, aber gar nichts zu wissen, war schlimmer als alles andere. Aber Madeleine hatte sich geweigert, ihm zu antworten. Sie hatte behauptet, sie müsse dringend fort, und war gegangen. Er hatte nicht versucht, sie zurückzuhalten, denn er ahnte, dass ihr dabei genauso unwohl war wie ihm.
    Beim zweiten Mal hatte ihn die Ungewissheit so gequält, dass er nicht umhinkonnte, sie ein wenig zu brüskieren, und sie war bereit gewesen, ihm ein paar Minuten ihrer Zeit zu schenken. Das war kurz nach seiner Demobilisierung gewesen. Aber sie hatte ihm nur ausweichende Antworten gegeben. Sie hatte ihm nur sagen wollen, dass es Isabelle gut gehe. Sie lebe glücklich in Montréal, und ihr Mann sei ein wohlhabender Notar. Das alles hatte er bereits gewusst.
    »Ja, die Lacroix-Frauen …«, brummte Coll matt.
    Der junge Mann rutschte verlegen herum und verzog verbittert das Gesicht.
    »Warum heiratest du Émilie nicht?«, fuhr er dann fort. »Vielleicht würdest du …«
    Alexanders Kopf fuhr hoch.
    »Ich will keine Frau mehr! Nie wieder!«
    »Das ist doch dumm! Du kannst dich nicht für alle Zeit in deinem Selbstmitleid suhlen …«
    Alexander lachte sarkastisch auf, und die beiden anderen Männer runzelten die Stirn.
    »Es ist nicht so, als täte ich mir selbst leid! Aber die Vergangenheit …«
    Er war so aufgewühlt, dass er nicht mehr weitersprechen konnte. Die Zeit hatte seinen Kummer ein wenig gelindert, aber nicht vollständig geheilt. Alles andere als das. Die Erinnerungen stiegen nur noch stückweise, wie durch einen Nebel in ihm auf. Hier ein Duft, da ein gewisses Lächeln und dann wieder ihr leuchtendes Haar. Aber er spürte ständig diese unermessliche Leere, die er seit dem schrecklichen Tag empfand, an dem er erfahren hatte, dass Isabelle verheiratet war. Er lebte ganz einfach mit dieser Leere und beschäftigte sich, um sein Unglück zu vergessen. Er hatte die Liebe genauso überlebt wie den Krieg: Beide hatten ihn mit Narben gezeichnet. Er hatte seine Lektion gelernt: So etwas würde ihm nie wieder zustoßen.
    Ein bleiernes Schweigen senkte sich über die vier Freunde. Munro leerte sein Glas, rülpste laut und reckte sich auf seinem Stuhl. Er sah den kleinen Mädchen zu, die sich mit einer Stoffpuppe, die Christina ihnen
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