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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie
Autoren: Sonia Marmen
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meinem Besuch im letzten Sommer schon wieder Dummheiten gemacht? Es tut mir schrecklich leid, dass ich nicht zu seinem dritten Geburtstag kommen konnte. Die Arbeiten am Haus … Ich grüße ihn ganz herzlich und verspreche ihm, dass er eine schöne Überraschung bekommt, wenn er mich im Mai zum ersten Mal auf der Insel besucht. Und du, meine schöne Isa? Wie geht es dir? Ich will dir nicht verhehlen, dass es mich freut, wie gut ihr euch versteht, Pierre und du. Doch es macht mich traurig, dass du noch kein weiteres Kind erwartest. Ich kann mich des Gedankens nicht erwehren, dass ich vielleicht zum Teil schuld daran bin: Weißt du noch, wie ich ihm am Tag deiner Hochzeit die Strumpfbänder verknotet habe? Dabei habe ich gar nicht an den Zauber geglaubt und wollte nur einen Scherz machen …
    Zu den Neuigkeiten aus Québec: Bestimmt hast du von dieser schrecklichen Geschichte um die Frau gehört, die alle »die Hexe Corriveau« nennen. Das Ganze ist geschehen, als ich mich noch in Montréal befand, aber der Prozess begann genau, als ich auf die Insel zurückgekehrt bin. Jedenfalls ist die Frau zum Tod durch den Strang verurteilt worden. Nach der Hinrichtung hat man ihre Leiche in einen Käfig gelegt und am Kreuzweg von Pointe de Lévy aufgehängt, wo er Wind und Wetter ausgesetzt war. Am Ende waren nur noch ihre weißen Knochen übrig. Dann haben die Anwohner eine Bittschrift bei den Behörden eingereicht und gebeten, man möge die Leiche entfernen. Die Kinder bekamen Alpträume davon, und die Frauen waren es überdrüssig, das Knarren des Käfigs, der im Wind schwang, zu hören. Ich brauche dir wohl nicht zu sagen, dass dieser schreckliche Mordfall alle Gespräche beherrscht hat.
    Im Dezember habe ich den Fluss überquert, um einige Bekannte in Québec zu besuchen. Ich habe die Gelegenheit genutzt, um im Hospital vorbeizuschauen. Seit dem Herbst geht es Guillaume besser. Man hat mir gesagt, seine Halluzinationen träten seltener auf, und er sei ruhiger geworden. Vielleicht können wir ja doch hoffen, ihn eines Tages dort herauszuholen … Einzelheiten über seine Lebensbedingungen erspare ich dir. Wahrscheinlich ahnst du ja ohnehin, wie es dort aussieht, denn du hast ja nach der Schlacht auf den Höhen den Schwestern bei der Pflege der Verwundeten geholfen. Guillaume scheint das allerdings nichts auszumachen.
    Ich bin auch in die Rue Saint-Jean gegangen. Es kommt mir jedes Mal merkwürdig vor, dass ich das Haus, in dem du einmal gewohnt hast, nicht mehr betreten kann. Sicherlich weißt du schon, dass ein gewisser Mr. Smith es im Juni erworben hat, nachdem der alte Clément Vignau, der es deiner Mutter abgekauft hatte, gestorben ist. Zum Glück hat es sich gar nicht verändert.
    Ich habe auch deinen Bruder in der Bäckerei besucht. Allen geht es gut, und sie schicken dir Küsse. Françoise hat versprochen, dass ein schönes Brioche, wie du sie so gern magst, auf dich wartet, wenn du sie besuchen kommst.
    Seit der Unterzeichnung des Vertrags von Paris im vergangenen Februar strömen die englischen Kaufleute nur so nach Québec. Sie kaufen auf, was sie können, und das zu Spottpreisen. Die meisten Kanadier befinden sich in einer schwierigen, ja oft verzweifelten finanziellen Lage. Liebe Isa, das bereitet mir schreckliche Sorgen! Ich finde es abscheulich, dass eine Handvoll besserwisserischer Kaufleute sich im Handstreich unserer Ökonomie bemächtigt und die verdrängt, die dazu beigetragen haben, sie aufzubauen. Gouverneur Murray hat sich zwar mitfühlend gegenüber den Besiegten gezeigt, aber er ist natürlich Engländer und tritt für seine Heimat ein.
    Eines noch zum Schluss. Vielleicht bin ich ja die Erste, von der du es hörst. Das Regiment der Fraser Highlanders ist im vergangenen Dezember aufgelöst worden. Ich weiß nur, dass mehrere Offiziere beschlossen haben, in Kanada zu bleiben und sich Landbesitz zuzulegen. Man hat mir geflüstert, ein gewisser Alexander Fraser habe im Juli das Gut La Martinière im Sprengel Beaumont gekauft. Er soll den Besitz in Beauchamp umgetauft haben. Die Schotten sind in dieser Gegend wegen ihrer enormen Großzügigkeit beliebt, seit sie einen ganzen Wochensold für die vom Krieg ruinierten Einwohner gespendet haben. Mehrere Offiziere sollen auch Konzessionen in Neuschottland erhalten haben.
    Bald beginnt das Frühlingszuckern, und dann werde ich viel zu tun haben. Ich hoffe trotzdem, dass die Post mir einen Brief von dir bringt. Dann hätte ich eine Ausrede, mich ein paar Minuten
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