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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe
Autoren: Sonia Marmen
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sich seit drei Stunden in diesem Zustand, und ihr bringt ihn erst jetzt zu mir nach Hause?«
    Ein bedrücktes Schweigen folgte, das auf der einen Seite voller Vorwürfe und auf der anderen voller Schuldgefühle war.
    Duncan bewegte sich hinter mir. Ich hörte ein Rascheln von Stoff und das Knarren von Schritten. Die Männer verließen die Hütte. Aber Duncan war immer noch da und stand schwer atmend hinter mir, offenbar von Gewissensbissen und Kummer niedergedrückt. Ich schloss die Augen, um mich zusammenzunehmen, und krallte die Finger in den blutigen Stoff.
    »Wir hatten keine andere Wahl, Mutter«, versuchte er mit gepresster Stimme zu erklären. »Sie haben uns verfolgt. Zu diesem Zeitpunkt konnte Vater sich noch im Sattel halten. Er hat uns ausdrücklich untersagt, die Soldaten bis ins Tal zu führen. Sie hätten sich an euch schadlos gehalten. Wir mussten abwarten …«
    Ich nickte zum Zeichen, dass ich verstanden hatte, und biss mir auf die Lippen, um ein Schluchzen zu unterdrücken. Liam hatte seine Familie schützen wollen, und dafür würde er jetzt sein Leben lassen. Sein Leben … und auch das meinige, denn er würde einen großen Teil von mir mit sich nehmen.
    »Mein Gott! Nein!«, wimmerte ich und vergrub das Gesicht in Liams Haar.
    Meine Tränen mischten sich mit dem Blut auf seiner Brust. Eine Hand strich über mein Haar. Ich hörte Duncans Stimme noch, aber ich begriff seine Worte nicht mehr. Dann fand ich mich allein mit Liam wieder, der meinen Blick suchte. Seine zitternde Hand lag auf meiner Wange, sank dann aber schwer auf seine Brust hinab.
    »Weine … nicht, a ghràidh … «
    »Verlass mich nicht, Liam …«
    »Ich … glaube, dieses Mal … kann ich nichts … dagegen tun. Ich habe zu viel … Blut verloren.« Er stieß den Atem aus, und seine Hand krampfte sich um die meine, um den Schmerz zu unterdrücken.
    »Ich liebe dich …«
    »Ich liebe dich auch, mo rùin. Ich liebe dich auch. Oh, Herrgott! Bitte stirb nicht, Liam!«
    »Gott … hat es so gewollt, a ghràidh. Du hast mich glücklich gemacht. Ich gehe als glücklicher Mann … bereue nichts … Sei nicht … traurig.«
    Ein höhnisches Lachen schnürte mir die Kehle zu. Mit einem Mal wurde mir klar, dass mir sein Leben zwischen den Fingern zerrann und ich nichts dagegen unternehmen konnte.
    Er lächelte schwach und tat einen langen, pfeifenden Atemzug, der Schlimmes ahnen ließ.
    »Du kommst … ja nach. Wir werden uns wiedersehen, Caitlin. Bald …«
    »Bald…«, wiederholte ich und schluchzte noch heftiger. »Ja, bald, mo rùin. «
    Seine Finger strichen durch mein von grauen Strähnen durchzogenes Haar und glitten auf meine Brust hinunter. Jeden Augenblick genießen … Seine Hand legte sich um eine meiner Brüste und umfing sie mit seiner Wärme. Dann umfasste er wieder mein Gesicht und zwang mich, ihm tief in die blauen Augen zu sehen. Der schönste See in Schottland.
    »Du bist … immer noch so schön. Du bist … immer die Allerschönste gewesen …«
    »Aber jetzt bin ich verschrumpelt wie ein alter Apfel …«
    Ich biss mir auf die Lippen, um nicht vor Schmerz aufzuschreien. Liams Augen verdrehten sich. Er verzog erneut das Gesicht, bäumte sich leicht auf und erschlaffte dann. Das Ende würde bald kommen. Ich wurde erneut von einer Woge der Panik ergriffen.
    »Sag etwas, Liam. Verlass mich nicht, rede mit mir!«
    »Fast … fünfzig Jahre Glück, a ghràidh. Das hast du mir … geschenkt. Dank dir … lebt mein Name weiter … Ich werde weiterleben…«
    Er stieß ein leises Stöhnen aus, das mir das Herz zerriss, und schloss die Augen, um den Schmerz vorübergehen zu lassen. Dann lächelte er.
    »Du leidest Schmerzen. Spar dir deinen Atem für die anderen auf, Liam.«
    »Ich habe schon … mit Duncan gesprochen«, fuhr er fort. »Iain 8 sollst du mein Pulverhorn geben und … Alasdair 9 mein Wappen. Er muss wissen … wer er ist. Er darf nicht vergessen … woher er kommt. Sonst … ist … er verloren.«
    Seine Stimme klang immer schwächer, und ich klammerte mich verzweifelt daran.
    »Ich gebe es ihm«, versicherte ich und strich ihm übers Haar. »Und ich werde mit ihm reden, das verspreche ich dir.«
    Zufrieden nickte er.
    »Jetzt … küss mich, a ghràidh mo chridhe … «
    Ich schloss die Augen und beugte mich über ihn. Sein nach Whisky duftender Atem wärmte mein Gesicht. Ich unterdrückte ein Schluchzen und legte sanft den Mund auf seine Lippen. Sie waren weich und warm …
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