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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe
Autoren: Sonia Marmen
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bedeutete Marion, ihm zu folgen, damit Alexander allein mit seiner Großmutter sein konnte. Der Kleine versteckte das Gesicht nun hinter den verkreuzten Armen und wagte es nicht, der alten Frau ins Gesicht zu schauen. Sie sollte seine Tränen nicht sehen. Er drückte die kleine, ach so zerbrechliche Hand, die ihm mehr als einmal übers Haar gestrichen hatte, um ihn zu trösten.
    »Lass das, mein Junge«, murrte Caitlin schwach und legte die Hand auf seinen Kopf. »Bei mir brauchst du nicht zu verbergen, was du auf dem Herzen hast. Komm, schau mich an. Ich möchte in deine schönen Augen sehen …«
    Alexander verbiss sich ein Schluchzen, trocknete seine Wangen und hob den Kopf. Die alte Frau strich ein paar dunkle, widerspenstige Locken weg, die ihm im Gesicht klebten.
    »So ist es besser. Und jetzt erzählt mir, was vorhin gewesen ist. Warum habt ihr euch gestritten, dein Bruder und du?«
    Alexander dachte an die Auseinandersetzung, die kurz bevor es seiner Großmutter unwohl geworden war, zwischen ihnen stattgefunden hatte, und verzog das Gesicht. Er hatte keine Lust, ihr davon zu erzählen. Aber sie bestand darauf, und wie üblich gab er schließlich nach.
    »Wir haben Krieg gespielt, und Malcolm wollte, dass ich der ›böse Campbell‹ bin. Aber ich bin ein Macdonald, genau wie die anderen. Dieser Dummkopf will einfach nicht hören.«
    »Und John, kommt er dir denn nicht zu Hilfe?«
    »Doch … aber er wollte nicht, dass ich Malcolm die Strafe verpasse, die er verdient hat.«
    »Hmmm, verstehe. Er hatte vielleicht recht. Glaubst du denn, wenn du Malcolm geschlagen hättest, hätte er sich anders besonnen?«
    Caitlin sah ihren Enkel an, der den Kopf schüttelte und sich auf die Lippen biss, um nicht in Tränen auszubrechen. Dieses Kind war so furchtbar dünnhäutig und sein Bedürfnis nach Liebe so groß … Sein Leben versprach schwierig zu werden.
    »Weißt du«, flüsterte sie ihm leise zu, »du bist deinem Großvater Liam sehr ähnlich.«
    Er sah sie an, sichtlich erschüttert von dem Kompliment.
    »Wirklich?«
    »Wirklich.«
    Liam hatte auch diese Sensibilität besessen, die sie schon bei ihrer ersten Begegnung berührt hatte, dieses Bedürfnis, mit seinen starken Armen ihre Seele zu behüten. Einige Männer aus dem Clan hatten darin eine Art von Schwäche gesehen. Aber Caitlin hatte diese Eigenschaft eher als geistige Reife betrachtet, die gerade darin bestand, seine Schwächen anzuerkennen.
    Genau wie alle Wesen, die Gott geschaffen hatte, musste Alexander lernen, seine Schwächen zu akzeptieren und mit ihnen zu leben. Eines Tages würde er sein Gleichgewicht finden und damit den Stützpfeiler seines Glücks. Doch im Moment machten ihn seine Jugend und sein Groll blind. Im Gegensatz zu seinem Großvater gelang es ihm noch nicht, seine Gefühle zu beherrschen, die sich dann in Wutanfällen entluden. Der Schutzpanzer, in den er sich einschloss, wurde für ihn zur drückenden Last.
    Caitlin suchte etwas unter dem Laken und zog einen Gegenstand hervor, den sie ihrem Enkel reichte.
    »Für dich«, sagte sie einfach und öffnete die Hand.
    Mit aufgerissenen Augen starrte Alexander die Brosche an, die auf ihrer faltigen und von einer langen Narbe durchzogenen Handfläche glitzerte: das Wappen seines Großvaters. Er wagte nicht, es zu nehmen.
    »Er wollte, dass du es bekommst, Alas. An seinem Todestag hat er mich gebeten, es dir zu geben. Aber ich habe noch auf den richtigen Augenblick gewartet, verstehst du?«
    »Das kann ich nicht annehmen, Großmutter«, stöhnte der Junge und hielt die Tränen zurück.
    »Rede keinen Unsinn. Liam wollte, dass du und kein anderer die Brosche bekommst.«
    Auf Alexanders betrübten Zügen malte sich tiefe Trauer. Wie sollte er seiner Großmutter erklären, dass er die Brosche seines Großvaters nicht annehmen konnte? Dass er sie nicht verdient hatte und dass Großvater ihm dieses Geschenk bestimmt nicht gemacht hätte, wenn er gewusst hätte, was er an diesem Tag, diesem furchtbaren Tag, getan hatte … Nein, er konnte ihr nicht anvertrauen, was ihn seit zwei Jahren umtrieb. Und er vermochte ihr auch nicht zu erzählen, warum er sich in der Samhain-Nacht, wenn die Seelen der Verstorbenen zwischen den Lebenden umgingen, versteckte: Gewiss würde Großvater Liam ihm sonst erscheinen und ihn bestrafen.
    »Mein Kleiner«, sagte sie mit einer Stimme, der man anmerkte, wie schwer ihr das Sprechen fiel, »du bereitest mir solche Sorgen. Ich könnte in Frieden sterben, wenn ich
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