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Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition)

Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition)

Titel: Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition)
Autoren: Agnes Nelle
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kann, klopft es an meiner Bürotür.
    Mein erster Besucher.
    Schnell stelle ich die leeren Rahmen wieder auf den Tisch.
    »Herein!«, rufe ich freundlich.

Drittes Kapitel
    A uf dem Parkplatz hinter dem Ordnungsamt entscheide ich mich spontan, doch nicht den Corsa zu nehmen, sondern durch die Wallanlagen zum Ärztehaus zu laufen. Die heitere Aprilsonne, die heilsame Frischluft – nein, eine gebeutelte Person wie ich kann es sich nicht leisten, das unversucht zu lassen. Und obwohl ich keinerlei Appetit verspüre, besorge ich mir sogar auf dem Wochenmarkt auf dem Domshof noch ein Käsebrötchen, von dem ich dann aber nicht mal die Hälfte hinunterbringe. Ich denke gerade darüber nach, wie gut Jörgs gemeines Verhalten meiner Figur tun wird, als ich vor dem Ärztehaus ankomme.
    Felix steht bereits vor dem Eingang und ist mit seiner Kamera beschäftigt. Seine breiten Schultern tragen Riemen, an denen seine Ausrüstung in professionell aussehenden Taschen an seinem schlaksigen Körper hinabbaumelt.
    »Hallo, Felix!«, begrüße ich ihn in Anbetracht seiner bevorstehenden Qualen extra aufmunternd. »Kommst du gerade von einem … Shooting?« Gut, dass mir gerade noch der Fachbegriff aus der ›Mobilen Haustierfotografie‹ einfällt, Felix’ etwas ungewöhnlichem Traumberuf.
    Er strahlt mich an und sieht kein bisschen aus wie jemand, der eine Magenspiegelung braucht.
    »Ja. Hier, sieh mal, Iris«, sagt er statt einer Begrüßung und hält mir das Display seiner Digitalkamera hin.
    Voller Interesse beuge ich mich über das Foto.
    »Was ist denn das ?« Ich blicke hoch in Felix’ amüsiertes Gesicht.
    »Eine Abessinierkatze auf ihrem Lieblingsplatz, der Rückenlehne von Frauchens Sofa«, gibt er sachlich zurück.
    Durch die dramatische Ausleuchtung seines leicht keilförmigen Kopfes hat Felix diesem vermutlich völlig harmlosen Tier den Charakter eines Miniaturmonsters verpasst.
    »Und für solche Aufnahmen bezahlt dich die Besitzerin auch noch?«
    »Nein. Für solche«, antwortet Felix stolz und lässt auf dem Display das nächste Bild erscheinen.
    »Nicht zu glauben!«, rufe ich voller Begeisterung für Felix’ Talent.
    Dieselbe Katze erscheint nun dank der Betonung ihrer seelenvollen Augen und ihrer königlichen Haltung als liebenswürdige Majestät, die man gerne ein wenig aufpäppeln möchte.
    Ich blicke kurz auf meine Uhr.
    »Fast zwölf«, sage ich, »wollen wir reingehen?«
    Felix verstaut seine Kamera sorgfältig. Den Blick auf sein Handwerkszeug geheftet, sagt er: »Vielen Dank übrigens, dass du gekommen bist, Iris. Ist mir schon etwas unangenehm, dass du deine Mittagspause opferst. Aber Papa findet es am besten, wenn du mich begleitest.«
    Er befestigt den Klettverschluss der Kameratasche. Dann schaut er mir ins Gesicht und räuspert sich.
    »Ich … ich finde das natürlich auch«, sagt er und wirkt auf einmal ganz verlegen.
    Also wirklich.
    Ich lächle ihn beruhigend an.
    »Na, das freut mich aber!«, versichere ich ihm scherzhaft.
    Nun wird er auch noch rot.
    »Ach, Felix! Das muss dir nicht peinlich sein!«
    Er weiß doch genau, wie oft ich ihm und seinem Papa schon geholfen habe. Ob es nun um die bitter notwendige Unterstützung beim Gardinenwaschen, die Rettung verunglückter Sonntagsessen oder die Versorgung mit selbstgebasteltem Weihnachts- oder Osterschmuck ging.
    »Ja, klar … ich weiß«, murmelt Felix und dreht sich abrupt um zu den vielen Schildern mit Ärztenamen neben der Eingangstür.
    Jörg fand meinen Einsatz für die Felds ja immer völlig übertrieben. In Zukunft wird er mich deswegen nicht mehr wahlweise als naives Opfer zweier schamloser Ausbeuter oder als aufdringliche Person mit krankhaftem Helferinnenkomplex hinstellen.
    Weil ich ihm nun egal bin.
    »Wir müssen in den zweiten Stock«, sagt Felix.
    »Weshalb brauchst du eigentlich eine Magenspiegelung?«, frage ich und gehe durch die Tür, die er mir aufhält.
    Er nimmt die ersten Stufen. Trotz seiner schweren Ausrüstung ganz mühelos. Er verlangsamt den Schritt, so dass ich neben ihm die Treppe hochsteigen kann.
    »Zur Beruhigung«, erklärt er.
    »Zur Beruhigung?« Ein bisschen empört bin ich schon über Felix’ Lässigkeit. Schließlich musste ich mich mittels sorgenvoller Horrorvisionen zu meinem Dabeisein motivieren. »Ich dachte, so was macht man nur, wenn es sich nicht vermeiden lässt!«
    Wir stehen inzwischen vor der Praxistür.
    »Es könnte ja auch was Ernsthaftes sein, Iris«, sagt Felix. »Ich habe seit Wochen
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