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Hier kommt Hoeneß!

Hier kommt Hoeneß!

Titel: Hier kommt Hoeneß!
Autoren: Pattrick Strasser
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bis zu 100 000 DM pro Jahr. Weniger nervig als die Bewirtung der Eindringlinge waren Diskussionsrunden, Autogrammstunden, das Pfeifen eines Schüler-Fußballspiels oder die Leitung eines Training bei einem Amateurverein. In Gesprächen über seine möglichen Werbepartner verriet Hoeneß: »Zu mir passen eine Bausparkasse, eine Versicherung, eine Bank, aber auch Jugend- und Freizeitmode sowie alle kinderbezogenen Dinge, weil ich sehr gern mit Kindern zu tun habe.« Seine Gedanken gingen also damals schon weit über den Strafraum hinaus.
    Hoeneß gehörte einer neuen Spielergeneration an, der Generation der Abiturienten, die nicht mehr widerstandslos alles mit sich machen ließen und den Autoritäten wie dem Trainer nicht bedingungslos folgten. Kein anderer Bundesligaverein hatte damals mehr Abiturienten unter Vertrag als der FC Bayern: Hoeneß und Paul Breitner, Rainer Zobel, Edgar Schneider, Günther Rybarczyk oder Charly Mrosko, der später Rechtsanwalt wurde. Oder Jupp Kapellmann, der während seiner Zeit beim FC Bayern Medizin studierte. Für damalige Verhältnisse eine Sensation.
    Eine 2,4 – das war Hoeneß’ Abiturnote. Dass er 1971 in seinem ersten Jahr bei Bayern noch seinen Abschluss am Gymnasium machen konnte, erfüllte ihn mit Stolz. Und einer Portion Übermut. Er sah die Zeit gekommen für einen Wandel, nicht nur in der Gesellschaft infolge der 68er-Generation, sondern auch im Bereich der Profifußballer. Damals sagte er keck: »Die Ära der Analphabeten ist vorbei. Fußball in der Bundesliga wird mit Köpfchen gespielt. Und Spieler, die nur rennen, kommen entweder nie über ein Mittelmaß hinaus oder verschwinden bald wieder in der Versenkung.« Ein Uli Hoeneß aber nicht. Schließlich sollte seine zweite Karriere als Manager sogar noch erfolgreicher sein als die Zeit als Spieler. Sein Körper setzte ihm letztlich die Grenze. Nur ganz wenige Profis müssen ihre Laufbahn mit lediglich 27 Jahren beenden – in einem Alter, in dem einem Fußballer normalerweise die besten Jahre noch bevorstehen. Hoeneß hatte sich im Finale des Europapokals der Landesmeister 1975 gegen Leeds United in Paris eine schwere Knieverletzung nach einer Attacke von Gegenspieler Frank Gray zugezogen, die sich später als Kreuzbandriss entpuppte. Ein tröpfelndes Karriereaus, das sich noch über knapp vier Jahre hinziehen sollte. Dennoch hatte Hoeneß in relativ kurzer Zeit viel erreicht.
    Wie hätte er aber zum damaligen Zeitpunkt ahnen können, dass seine zweite Karriere noch viel mehr für ihn bereithalten sollte, dass sie beinahe doppelt so lange andauern würde? Mit 27 Jahren Manager des FC Bayern zu werden ist etwa so, als würde ein Schüler der neunten Klasse sagen: Okay, ich geb alles auf, fange dafür gleich zu studieren an. Doch ein Pionier zu sein, der Beste zu sein – das treibt Uli Hoeneß seit je an, das befriedigt seinen großen Ehrgeiz.

3. Die Ehe mit Paul Breitner
    Nein, Uli Hoeneß konnte nicht ahnen, dass seine Spielerkarriere so bald enden würde, nicht nach all den Erfolgen. Niemals wäre es ihm in den Sinn gekommen, dass die Saison 1978/79 seine letzte sein könnte.
    Schließlich war er gerade einmal 26 Jahre alt, als die Spielzeit mit einem freudigen Ereignis für Hoeneß begann. Sein Kumpel Paul Breitner kehrte nach drei Jahren bei Real Madrid und der Episode Eintracht Braunschweig zum FC Bayern zurück. Eigentlich war es eher eine Rückkehr zu Uli Hoeneß, der da noch aktiv war. Als Breitner von 1974 an drei Jahre in Madrid war, hatten sich die beiden Freunde oft gegenseitig besucht, mal in München, mal in Spanien. Wie ein Liebespaar das macht, flog mal der eine, mal der andere an trainingsfreien Tagen ein, sie trafen sich sogar in Barcelona, damit es für jeden nicht zu aufwendig wurde. »Wir haben gegessen, ein Gläschen Rotwein getrunken und ganze Abende lang diskutiert«, erzählt Breitner. Das Thema: Wie konnte man den FC Bayern, der nach den Fließbanderfolgen von 1974 bis 1976 träge und nachlässig geworden war, wieder zurück auf Europas große Bühne bringen? Zunächst durch Abwarten. Die Freunde sehnten den Abschied von Franz Beckenbauer herbei, glaubten daran, dass anschließend eine neue Spielergeneration, ihre Generation, das Sagen haben würde. »Unsere Überschrift über allem, unser Ziel war ein zweites Real Madrid«, so Breitner, der im Rückblick feststellt: »Es war ein Traum, der damals aber nicht realistisch war. Real, dieser stolze, weltmännische Klub mit diesen weißen Trikots
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