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Hier kommt Hoeneß!

Hier kommt Hoeneß!

Titel: Hier kommt Hoeneß!
Autoren: Pattrick Strasser
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»Fußballweltmeisterschaft« im Wert von 40 Pfennig, eine Ehre, die sonst nur bereits Verstorbenen zuteilwurde. Darauf zu sehen war Hoeneß im Duell mit zwei Gegenspielern, allerdings wie bei einem Cartoon leicht verfremdet.
    Zu jener Zeit war er der schnellste lebende Stürmer Europas. An guten Tagen konnte er die 100 Meter in elf Sekunden laufen, was theoretisch beinahe für die Qualifikation zu den Olympischen Spielen gereicht hätte. Tatsächlich trat er sogar einmal bei Olympia an, 1972 in München, nicht als Profi, sondern als Amateurspieler. Das hatte er zwei Jahre zuvor bei Vertragsabschluss mit Bayerns damaligem Manager Robert Schwan so vereinbart. Mit Hoeneß in der deutschen Mannschaft war Ottmar Hitzfeld, den er 26 Jahre später als Trainer engagieren wird. Eine Medaille gab es allerdings nicht für Uli, den Olympioniken, trotz des Heimvorteils. Nach einem 2 : 3 gegen die DDR schied die vom späteren Bundestrainer Jupp Derwall betreute Elf in der Zwischenrunde aus.
    Zwei Monate zuvor hatte Hoeneß den Europameistertitel gewonnen. Überhaupt war seine Karriere geprägt durch eine komprimierte Titelsammlung, der Mann war zur richtigen Zeit am richtigen Fleck. Europameister und Weltmeister mit der Nationalelf, dreimal mit dem FC Bayern in der besten Mannschaft Europas, Weltpokalsieger und Deutscher Meister sowieso. Fast als hätte er es geahnt, dass alles ganz schnell gehen musste. Schließlich hatte er nur wenig Zeit, denn mit 27 Jahren musste er seine Spielerkarriere beenden. Zuvor aber war er es, der die Arrivierten, die Altstars um Beckenbauer, Maier und Müller, die schon seit Mitte der 60er-Jahre zusammenspielten, als Jungspund kräftig aufmischte.
    1970 war er gemeinsam mit Paul Breitner und Rainer Zobel zum FC Bayern gekommen. Und Hoeneß, der Neuling aus Ulm, entwickelte sich zu einem aufmüpfigen Zeitgenossen, einem frechen Burschen, der die bestehenden Hierarchien und anwesenden Autoritäten zwar respektierte, sich aber dennoch viel herausnahm. Bis es Franz Beckenbauer, dem Kapitän, einmal zu viel wurde und er Hoeneß öffentlich heruntermachte: »Bayern ist auch ohne ihn Europapokalsieger geworden.« So wurden damals zu renitente Jungprofis zurechtgestutzt.
    Auch Sepp Maier erinnert sich an die Sturm-und-Drang-Phase des damals 18-jährigen Hoeneß: »Der Uli hat ab und zu eine auf den Deckel gebraucht, der musste wieder runtergeholt werden.« Neben Beckenbauer übernahm dies Udo Lattek, obwohl der Trainer sonst eher ein Kumpeltyp war. »Es gibt niemanden, den ich öfter anbrülle als den Uli«, sagte Lattek damals, »der Kerl ist mir oft zu selbstsicher.«
    Dieser Kerl machte auch schon früh sein eigenes Ding abseits des Platzes. Egal, wie skurril die Pflichten eines Werbevertrages aussahen, egal, wie viel Intimsphäre aus seinem Privatleben er dadurch preisgeben musste – er hatte seine Werberechte verkauft und probierte sich aus. Dass aber Sieger eines Gewinnspiels durch sein Wohnzimmer wie durch ein Museum latschten, missfiel seiner Frau gehörig. Das eigene Zuhause wurde zur Werbebühne. Aus heutiger Sicht eine aberwitzige Idee, dass Besucher einer Bundesgartenschau Ende der 70er-Jahre ein Wochenende mit Uli Hoeneß gewinnen konnten– inklusive eines Stadionbesuchs im Olympiastadion sowie am Tag danach einer Einladung ins Haus der Familie Hoeneß zum Bauernfrühstück. Der Star zum Anfassen, der Star ganz privat. Den Gästen, die durch die Zimmer schlichen und fotografierten, als handele es sich um Gemächer einer Königsfamilie, servierte der Gastgeber mit Haushaltshandschuhen Leberkäs aus dem Ofen, dazu Brezn, Wurst, Käse und zur Begrüßung ein Glas Sekt. Für Hoeneß war das damals völlig okay, er sagte einem TV-Team auf einer 2005 neu aufgelegten DVD mit dem Titel »Profis – ein Jahr Fußball mit Paul Breitner und Uli Hoeneß« über die Saison 1978/79 in die Kamera: »Zwischendurch macht’s mir auch Spaß, den Leuten ein guter Gastgeber zu sein, auch wenn es fremde Leute sind.« Nur Frau Susi war ganz und gar nicht begeistert. Als ein TV-Team solch eine Besuchergruppe filmte, sprach sie ehrliche Worte in die Kamera: »Mich stört es, ich hab’s nicht sehr gern – vor allem wenn die Leute dann meinen, sie können sich bei uns das Haus anschauen. Wenn die dann so im Haus rumlaufen, finde ich schon, dass es ein Eingriff ins Privatleben ist. Aber es gehört eben zum Berufsleben meines Mannes, es muss sein.« Sie arrangierten sich wohl irgendwie. Schließlich gab es für Hoeneß
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