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Hibiskussommer

Titel: Hibiskussommer
Autoren: Alyson Noël , Tanja Ohlsen
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machen und mich fragen, ob sie es schon geschafft hatten, sich gegenseitig umzubringen (nur ein Witz, na ja, fast).
    Aber jetzt, im Nachhinein, wünschte ich mir, ich hätte es nicht getan. Denn schließlich haben sie nicht mal bemerkt, dass ich weg war, und ich habe einen großen Teil meiner Levi-Bonham-Erfahrung damit verschwendet, mir Sorgen um zwei Leute zu machen, denen offensichtlich nicht allzu viel an mir liegt.
    Nachdem er zum ungefähr zehnten Mal hintereinander versucht hat, mir das Kleid auszuziehen, habe ich auf die Uhr gezeigt und gesagt, ich müsse gehen. Doch als ich gesehen habe, wie er seine erstaunlich blauen Augen verdreht hat, als er von mir runtergerollt ist, habe ich gedacht:
    Was zum Teufel soll das, Colby? Das hier ist doch deine große Chance, der Moment, auf den du immer gewartet hast! Was soll’s, dass du ihn nicht liebst? Liebe hält sowieso nicht ewig – sieh dir doch nur deine Eltern an. Abgesehen davon, dass du es ewig bereuen wirst, wenn du dir das entgehen lässt.
    Also habe ich seine Hand genommen und gesagt: »Na gut, vielleicht noch ein paar Minuten.«
    Letztendlich haben wir auch nicht viel länger gebraucht.
    Denn sobald es vorbei war, hat er sich schon das nächste Bier aufgemacht, noch bevor ich mein Kleid zurechtziehen konnte, und als ich dann aufgestanden bin und meine Handtasche und meine Schlüssel genommen habe, habe ich mich doch wirklich gefragt, ob es tatsächlich passiert ist.
    Irgendwie hatte ich angenommen, dass der große Moment doch irgendwie – na ja, größer wäre.
    Und schöner.
    Und irgendwie besonders.
    Wahrscheinlich habe ich deshalb so lange damit gezögert, es aufzuschreiben. Ich meine, am Anfang des Abends, als wir angefangen haben zu knutschen, habe ich gelegentlich mein linkes Auge geöffnet und ihn angesehen, damit ich bestätigen konnte, ja, so unglaublich es auch ist, ich, Colby Catherine Cavendish, klebe an Levis Lippen, tausche Spucke aus und tanze Zungentango mit dem am besten aussehenden Knaben der Schule. Und als ich gesehen habe, wie fest er die Augen geschlossen hatte und seine Lippen so fest auf meine presste, konnte ich nicht anders, als mich als das glücklichste Mädchen der Welt zu betrachten.
    Trotz der nagenden Stimme in meinem Kopf, die fragte: Warum DU , Colby ?
    Du bist nicht gerade hässlich, aber auch nicht wirklich gut aussehend. Du bist clever, aber das interessiert ihn nicht. Nur weil du die Freundin von Amanda bist, heißt das noch nicht, dass du cool bist. Also wenn man an all die Mädchen denkt, die er kennt, an all die unglaublich gut aussehenden Mädchen, mit denen er gerade in diesem Moment herummachen könnte, warum ausgerechnet DU ?
    Ehrlich gesagt hatte ich darauf keine Antwort.
    Habe ich immer noch nicht. Obwohl ich mir fest vorgenommen habe, nicht mehr darüber nachzudenken.
    Denn selbst wenn es so ist, dass er an einem Freitagabend lediglich gelangweilt war und eine Beschäftigung gesucht hat, erklärt das immer noch nicht, warum er mir, kurz bevor ich ging, während er sich eine Handvoll Doritos aus der Schüssel nahm, direkt in die Augen gesehen hat und gesagt hat: »Hey, vielleicht sehen wir uns in Griechenland. Vielleicht mache ich eine Kreuzfahrt oder so.«
    Es erklärt allerdings, warum ich den ganzen Sommer im Internetcafé zu verbringen gedenke, in der Hoffnung, dass er sich meldet oder ich von seiner Ankunft höre.
    Und auf den Beweis warte, dass ich meine Jungfräulichkeit nicht an jemanden verschwendet habe, der mich sowieso vergessen wird.
    20. Juni
    Liebe Tante Tally,
    wenn Du zum Mittagessen zur Siesta nach Hause kommst und ich nicht da bin, dann bin ich im Internetcafé. (Ja, ich habe eines gefunden, auch wenn ich weiß, dass Du gehofft hast, ich würde es übersehen.) Das heißt, dass ich es wahrscheinlich nicht rechtzeitig zurück schaffe, um mit Dir an den Strand zu gehen. Ich hoffe, Du bist nicht allzu böse deswegen.
    Ich will nur, dass Du Dir nicht zu viele Sorgen um mich machst, denn Du wirst feststellen, dass ich ziemlich selbstständig bin, sehr unabhängig, und Du nicht groß auf mich aufpassen musst. Das heißt, dass Du Dich einfach nur um Deine eigenen Sachen kümmern und so tun kannst, als ob ich gar nicht da sei, denn wahrscheinlich werde ich sowieso nicht viel da sein, jetzt, wo ich von dem Café weiß.
    Okay, ich wünsche Dir einen schönen Tag …
    Alles Liebe,
Colby
    20. Juni
    Liebe Eltern,
    es tut mir leid, dass ich nicht früher geschrieben habe, aber ich glaube, wenn man
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