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Heyne Galaxy 11

Heyne Galaxy 11

Titel: Heyne Galaxy 11
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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solchen Fall sähen wir uns gezwungen, jede Art von Revolution im Keim zu ersticken.«
    »Daran liegt uns natürlich nichts«, sagte die junge Frau, und einige der Anwesenden nickten zustimmend, aber gleichzeitig lächelten sie, als ob sie die ganze Diskussion irgendwie lächerlich fanden.
    Der Eingeborene, der sie hierhergeführt hatte, erhob sich und sagte: »Wir müssen das noch im einzelnen besprechen und entscheiden, was wir mit Ihnen anfangen wollen. Sie können jetzt in Ihre Blechdose zurückkehren und Ihrem Anführer mitteilen, daß wir ihm unsere Entscheidung in einigen Tagen zukommen lassen.«
    Strull war durchaus einverstanden. Er war unter Einsatz seines Lebens hierhergekommen, hatte festgestellt, daß die Eingeborenen alles andere als gefährlich waren, hatte sein Sprüchlein aufgesagt und war nun mehr als willig, wieder ins Schiff zurückzukehren. »Kommen Sie«, sagte er zu Cahann und dem Soldaten.
    »Die beiden können noch hierbleiben«, widersprach der Eingeborene. »Vielleicht wollen wir ihnen noch einige Fragen stellen.«
    »Das ist ganz unmöglich!« brüllte Strull. Es war unvorstellbar, was ein Aufrührer wie Cahann diesen Leuten verraten mochte, wenn er unbeaufsichtigt war.
    »Es wird ihnen nichts geschehen«, fügte der Eingeborene unnötigerweise hinzu. »Kehren Sie ruhig in Ihr Schiff zurück.«
    »Nun, wenn das so ist… Ich werde mit Seiner Exzellenz in einer Stunde zurück sein«, sagte Strull.
    Er hatte den Weg zum Schiff bereits zur Hälfte zurückgelegt, als er sich zu fragen begann, was ihm eigentlich widerfahren war. Er hatte ganz entschieden nicht die Absicht gehabt, Cahann und den Soldaten in der Gewalt der Eingeborenen zurückzulassen, unter keinen Umständen hatte er das zulassen wollen. Aber der Eingeborene hatte ihm gesagt – an die genauen Worte konnte er sich nicht mehr erinnern –, er hatte ihm irgend etwas gesagt, und plötzlich hatte das Problem ganz anders ausgesehen.
    Warum nur? Er war irgendwie verwirrt und konnte sich einfach nicht vorstellen, was sich ereignet hatte, kurz bevor er die Versammlung der Eingeborenen verließ.
    Aber das paßte genau zur Stimmung dieses Tages. Alles ging heute schief! Zuerst Glorrings entsetzliche Bemerkungen über sein Gewicht, dann Cahanns hinterlistige Attacke während seiner Diskussion mit den Eingeborenen, dann die Unverschämtheiten des Eingeborenen und alles andere. Kein Wunder, daß er jetzt so durcheinander war.
    Sein Gesicht trug noch immer einen verwunderten Ausdruck, als er seinen Weg wieder aufnahm.
    Verwirrt betrachtete Cahann die Eingeborenen, die bei Strulls überstürztem Abgang in schallendes Gelächter ausgebrochen waren. Als Psysoziohistoriker war es seine Aufgabe, die menschlichen Gesellschaftsformen zu verstehen und zu kategorisieren, wo sie ihm auch begegneten – in einer höchst komplexen industrialisierten Welt ebenso wie auf einem Planeten, wo noch die Familie der vorherrschende soziale Faktor war. Menschlichsoziale Gruppierungen aus geschichtlicher Sicht – das war sein Thema, wobei sich zu der Frage Was? des Soziologen auch noch das Warum? des Psychologen gesellte.
    Im Grunde war seine Aufgabe einfach. Jeder menschliche Zusammenschluß vom kleinsten Familienverband bis zur größten industriellen Gemeinschaft hatte eine schwache Stelle, die das Imperium ausnutzen konnte, um diese Gemeinschaft zu einem Teil seines Herrschaftsbereiches zu machen. Cahanns Aufgabe bestand darin, diese schwache Stelle zu finden. Er hatte bisher gute Arbeit geleistet, weil es ihm Spaß machte, im Abstrakten zu denken. Er war sich bewußt, daß er einen nicht unbeträchtlichen Anteil an der Unterjochung von ganzen Völkerstämmen durch das Imperium hatte, aber er wußte auch, daß ihm eigentlich keine andere Wahl blieb. Seine Arbeit faszinierte ihn, und es war eine Arbeit, die er nur im Zusammenwirken mit dem Imperium ausüben konnte. Seine Weigerung zur Mitarbeit hätte den Lauf der Ereignisse nicht um einen Deut geändert. Andere Psysoziohistoriker hätten seinen Platz eingenommen und wären nur zu glücklich gewesen, dem strengen Anti-Intellektualismus der Hochschulen auf diese Weise zu entkommen.
    Da er Freude an seiner Arbeit hatte und die seltene Fähigkeit besaß, sie losgelöst von ihren Ereignissen zu betrachten, und da er im übrigen ein intelligenter Mann war, galt er als einer der besten Psysoziohistoriker, die das Imperium im Augenblick hatte. Er war inzwischen so weit fortgeschritten, daß sich neue
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