Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heyne Galaxy 07

Heyne Galaxy 07

Titel: Heyne Galaxy 07
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
Vom Netzwerk:
landete senkrecht. Die Energiereserven waren groß genug, die gigantische Masse trotz der Anziehungskraft des Planeten ruhig und stabil zu halten. Die längst toten Konstrukteure und Techniker waren der Meinung gewesen, daß die direkte Landung für eine Mannschaft ohne Erfahrung leichter sein mußte.
    Rudd ging im Kontrollraum auf und ab. Er wußte, welche Rolle er in der GOOD HOPE spielte. Er stand hinter Wingate und half ihm bei seinen Entscheidungen, ohne daß jemand es bemerkte. Er war ein Ausgleichsfaktor, der Wingate einmal bremste, das andere Mal wieder voranstieß, wie es eben gerade nötig war. Oft gab es auch Diskussionen und richtige Streitgespräche, aber meistens behielt er, Rudd, recht. Wingate wußte das. Manchmal aber auch hatte Wingate recht.
    Rudd ignorierte die Bildschirme. Wingate stand unbeweglich vor den Kontrolltafeln. Die Automatik arbeitete fehlerfrei. Wahrscheinlich gab es nun keinen Handgriff mehr zu tun. Das Schiff landete von allein.
    Tina stand vor dem großen Bildschirm. Ihre Aufgabe war beendet. Wenn sie sich irgendwann und irgendwo verrechnet hatte, so war es nun zu spät, den Fehler zu korrigieren.
    Sie trug heute ihre Uniform und Schuhe. Das kam nur bei besonderen Anlässen vor. Heute war ein solcher Anlaß. Der Augenblick der Landung war historisch. Sie alle warteten seit siebenundvierzig Jahren darauf – oder ihr ganzes Leben.
    Als Rudd bei ihr vorbeikam, ergriff sie seinen Arm und hielt ihn fest. Mit leiser Stimme fragte sie ihn:
    »Bist nicht du in Wirklichkeit der Kommandant hier? Hast du jemals aufgehört, es zu sein, Onkel Arthur?«
    Rudd gab keine Antwort. Er schüttelte nur den Kopf.
    »Was geschah damals eigentlich wirklich?« fragte sie weiter. »Es hat außer dir und Wingate nie jemand gewußt. Hast du freiwillig aufgegeben. Oder hat Wingate dich gezwungen?«
    »Er ist jetzt Kommandant«, murmelte Rudd. »Wenn du es genau wissen willst, Tina – jeder Führer braucht einen starken Mann an seiner Seite. Er kann nicht allein dastehen und entscheiden. Ich hatte damals keinen Helfer. Wingate war dazu nicht geeignet. Niemand war es. Aber ich war als Helfer geeignet. Also übernahm Wingate das Kommando.«
    Tina nickte.
    »Darum bist du noch immer der richtige Kommandant.«
    Er seufzte, ohne zu antworten. Frauen verstanden das nicht. Sie verstanden nicht, daß Männer ihre Rollen tauschen konnten, ohne sich zu bekämpfen. Ein Smith konnte unter dem Kommando eines Brown arbeiten und umgekehrt, wenn es keine zu großen Temperamentsdifferenzen gab. Aber manchmal konnte ein Smith unter Brown arbeiten, aber ein Brown nicht unter einem Smith. So war das nun mal.
    Es war aber auch unwichtig.
    Er sah an ihr vorbei auf den Bildschirm.
    »Es wird klarer«, sagte Tina plötzlich aufgeregt.
    Nun blickte auch Wingate auf seine Schirme.
    Nebel, Staub und Wolken wurden dünner. Die Oberfläche war zu erkennen. Farbflecken wurden deutlicher.
    Das Schiff war noch viele Kilometer hoch.
    Der Interkom summte.
    Ungeduldig drückte Wingate den Knopf ein.
    Niemand erwartete Unannehmlichkeiten oder Ärger, trotzdem hatten sich die drei im Kontrollraum eingeschlossen. Besonders für den Fall, daß einer der Passagiere im letzten Augenblick die Nerven verlor. Wingate hatte außerdem angeordnet, daß jede Interkomverbindung zum Kontrollraum zu unterlassen sei, bis auf einen wirklichen Notfall.
    Der Lautsprecher gab nur ein Knacken von sich. Wingate drückte einen anderen Knopf ein und nahm den Hörer auf.
    »Was ist?« fragte er.
    Er horchte einige Sekunden, dann legte er den Hörer zurück. Er sah Rudd an.
    »Tom Sheriff und Arlene Ball wurden tot aufgefunden. Selbstmord.«
    In seiner Stimme schwang Verblüffung. Er würde niemals begreifen, wie Rudd das hatte voraussehen können.
    Dann aber war keine Zeit mehr, an Tom und Arlene zu denken.
    »Seht dort!« rief Tina atemlos. »Eine Stadt!«
    Sie erstreckte sich über Meilen gerade dort, wo sie hatten landen wollen. Zu dem Schock, von einer Sekunde zur anderen einen bewohnten Planeten vorzufinden, gesellte sich sofort ein zweiter. Die Stadt, das sahen sie sofort, mußte von menschenähnlichen Intelligenzen angelegt worden sein. Niemand würde sonst so bauen – mit breiten Straßen, riesigen Häuserblocks und grünen Parkanlagen dazwischen.
    Ein großes weißes Gebäude im griechischen Stil überragte alle anderen, denn es stand auf einem Hügel. Die Brücken, die den Fluß an mehreren Stellen überspannten, waren von bekannter Bauart. Es gab sogar
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher