Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heyne Galaxy 02

Heyne Galaxy 02

Titel: Heyne Galaxy 02
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
Vom Netzwerk:
geflogen wäre.
    »Ja, helfen Sie mir ein wenig, Doc. Es wird ja nicht so schwer sein, einen selbstgebastelten Windmesser zu bedienen.«
    »Soll das vielleicht eine Beleidigung sein?« fragte eine tiefe Stimme im Hintergrund. Zaino wurde rot.
    »Nein, natürlich nicht, Luigi. So habe ich es wirklich nicht gemeint. Ich wollte nur damit sagen, daß ich das Ding schon richtig behandeln werde.«
    »Hoffentlich«, murmelte Aiello.
    Schloßberg war aufgestanden.
    »Kommen Sie mit, Arnie. Wir müssen die Raumanzüge anlegen, denn die Geräte stehen draußen.«
    Er trieb den Funker regelrecht vor sich her, bis sie so weit von Deck fünf entfernt waren, daß man sie nicht mehr hören konnte. Zaino sagte:
    »Sie brauchen mich nicht zu stoßen, Doc. Sie haben ja recht, ich hätte Luigi nicht ärgern sollen.«
    Der Astronom verlangsamte sein Tempo.
    »Deshalb mache ich mir auch keine Sorgen, aber schließlich sind wir alle noch ein paar Monate zusammen. Es darf keine Reibungsmomente geben. Und, ehrlich gesagt, noch etwas macht mir Sorge: die Mädchen! Ich bin ja gerade kein Moralprediger, aber…«
    »Die Mädchen? Die sind doch nicht…«
    »Aufpassen, sonst fallen Sie mir noch die Leiter runter. Harmon ist zum Beispiel zehn Jahre älter als Sie, aber deshalb ist sie immer noch ein Mädchen. Und was entscheidend ist: sie weiß es.«
    »Aber Dr. Burkett? Ich meine, sie ist…«
    »Ja, sie auch! So, da ist Ihr Anzug. Hinein mit Ihnen! Schalten Sie ruhig das Mikrophon aus, denn in den nächsten zwei Stunden brauchen Sie nur zuzuhören.«
    Zaino gab keine Antwort. Er hatte das Gefühl, daß es ohnehin besser war, wenn er jetzt den Mund hielt.
    Sie überprüften gegenseitig ihre Anzüge und stiegen dann in die Luftschleuse hinunter. Die Kammer lag auf gleicher Höhe mit den Energieanlagen und direkt unter den Gleitflächen und Reaktoren. Eine Etage tiefer waren die Antriebsmaschinen des Schiffes. Die Außenluke war gerade groß genug, um eine Person im Schutzanzug durchzulassen. Selbst bei dem geringen Luftdruck, der in Raumschiffen üblich war, hätte eine größere Luke nur Nachteile bedeutet. Sie führte auf einen kleinen Balkon, von dem aus eine schmale Leiter zur Oberfläche hinabreichte. Die beiden Männer blieben auf diesem Balkon stehen und betrachteten die Landschaft, die sich unter ihnen ausbreitete.
    Sie hatte sich nicht verändert, seit einer der beiden Männer draußen gewesen war, obwohl es durchaus möglich war, daß einige der vielen Vulkangipfel inzwischen eine andere Form erhalten hatten. Sie erhoben sich nordöstlich in einigen Meilen Entfernung. Die tiefen Rillen in den Hängen sahen aus, als wären sie von rauschenden Wildwassern gegraben worden, aber in Wirklichkeit waren es staubtrockene Rillen, die ständigen Veränderungen unterworfen waren. Immer wieder öffneten sich neue Schlünde in der Oberfläche des Merkur, um das flüssige Innere herauszuschleudern.
    Die Domspitzen, wie man die steilen, scharfen Felsen getauft hatte, die aus der Ebene vor den Vulkanen in den schwarzen Himmel stießen, schienen so unbeweglich zu sein wie immer.
    Die glatte Fläche zwischen der ALBIREO und den Vulkanen war der bisher interessanteste Fund. Mardikian und Schloßberg vertraten die Überzeugung, daß es sich um die erkaltete Oberfläche eines gewaltigen Lavasees handelte, der noch aus der Frühgeschichte des Planeten stammte. Sie nahmen an, daß der größte Teil der Zwielichtzone früher von geschmolzener Lava überflutet gewesen war, die später erkaltet und so glatt wurde, wie man es von der Erde her nicht kannte.
    Wie lange diese Lava kalt blieb, konnten sie nicht ahnen, aber sie waren sicher, daß im Innern des Merkur in regelmäßigen Zeitabständen gewaltige Hitzeentwicklungen stattfanden, die Bodenverschiebungen verursachten. Die Hitze, so vermuteten sie weiter, entstand nicht durch bloßen Vulkanismus oder Radioaktivität, sondern war nichts als Energie, die durch die Gezeiten entstand.
    Die Umlaufbahn des Merkur war äußerst exzentrisch. Im Perihel wirkte die Anziehungskraft der Sonne enorm auf den Planeten ein und bewirkte eine Art »Flut« der erstarrten Oberfläche. Im Aphel wurde die Anziehungskraft der Sonne geringer, und die Gravitation des Merkur versuchte, die ursprüngliche Lage wiederherzustellen. Die sichtbaren Veränderungen waren nicht groß, aber die mitwirkenden Energien konnten kaum abgeschätzt werden. Sie verwandelten sich nicht vollständig in Bewegung, sondern mehr in Hitze. Folglich mußte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher