Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume

Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume

Titel: Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
gigantischer, flammender Leuchtfinger in der Luft, ehe er erlosch. Der Donner zerriss mir fast die Trommelfelle.
    Nur Sekunden später flammte ein weiterer, ebenso greller Blitz fast an derselben Stelle auf.
    »Ich glaube, wir brauchen nicht länger zu suchen!«, brüllte ich so laut ich konnte, dennoch bezweifelte ich, dass Rowlf oder Joshua mich über das Toben der Naturgewalten hinweg hören konnten.
    Wir hasteten weiter, auf die Stelle zu, an der die Blitze aufloderten. Der Ort war nicht besonders groß und bestand aus wahrscheinlich nicht einmal hundert Häusern. Wir brauchten kaum eine Minute, um sein Zentrum zu erreichen, einen gepflasterten Platz, in dessen Mitte eine schlichte Kirche stand.
    Es war ein Bild wie aus dem Fiebertraum eines Wahnsinnigen. Fast im Sekundenabstand hieben Blitze wie weiß glühende Feuerlanzen in den Kirchturm, der von der Wucht dieser unvorstellbaren Gewalten längst hätte zertrümmert werden müssen, doch nichts dergleichen geschah. Stattdessen schien es, als würde das Gebäude die Energie geradezu in sich aufsaugen. Vielleicht blendete die auf meiner Netzhaut nachleuchtende grelle Helligkeit mich nur und gaukelte mir etwas vor, aber das gesamte Gebäude schien zu wabern und zu pulsieren, als wäre es von unheiligem Leben erfüllt.
    »Es ist zu spät!«, kreischte Joshua mit schriller Stimme, die sogar das ohrenbetäubende Hallen des Donners übertönte. In seinen Augen funkelte nackte Panik. »Flieht! Es ist zu spät! Wir müssen -«
    Ich versetzte ihm eine schallende Ohrfeige. Einen Moment lang starrte er mich noch mit weit aufgerissenen Augen an, dann schwanden Panik und beginnender Wahnsinn aus seinem Blick und wichen einer Mischung aus immer noch kaum bezähmbarem Entsetzen, Resignation und etwas, das ich nicht richtig deuten konnte, das mir selbst aber fast ebenso viel Angst einflößte, wie die unablässig in den Kirchturm einschlagenden Blitze.
    Im nächsten Moment fuhr er herum und rannte direkt auf das geöffnete Portal der Kirche zu, sodass uns nichts anderes übrig blieb, als ihm zu folgen.
    Wir erreichten das Portal fast im gleichen Moment und stürmten hindurch – geradewegs hinein in die Hölle!
     
    Sie waren geritten, als wäre der leibhaftige Teufel hinter ihnen her, und in gewisser Weise, dachte Andara, stimmte das auch, nur dass es sich um Kreaturen handelte, die schlimmer als der Satan waren, und dass sie nicht hinter ihm, sondern hinter seinem Sohn her waren. Aber obwohl sie ihre Tiere bis zur völligen Erschöpfung angetrieben hatten, zeigte sich im Osten bereits ein erster, bislang nur fingerbreiter rötlicher Streifen am Horizont; Vorbote eines Tages, der sicherlich ebenso heiß und trocken wie die vorangegangenen sein würde, als sie Arkham endlich wieder erreichten.
    Selbst im hellen Tageslicht wirkte die Miscatonic Universität stets ein wenig finster. Jetzt, in der Dunkelheit, kam sie Andara mit ihren wuchtigen Gebäuden und gedrungenen Türmen wie der aus Gestalt gewordener Schwärze gefertigte Scherenschnitt einer mittelalterlichen Trutzburg vor.
    Es bereitete ihnen keine Schwierigkeit, auf das Gelände zu gelangen. Zwei gezielte Gewehrschüsse hatten das altersschwache Schloss des Eingangstores regelrecht explodieren lassen und den Rest hatte Rowlf mit seiner gewaltigen Körperkraft erledigt. Andara war sich nicht sicher, ob er den Weg zur Bibliothek aus eigener Kraft gefunden hätte, zumindest nicht auf Anhieb, obwohl er bereits zwei Mal in den vergangenen Tagen hier gewesen war, doch H.P. steuerte zielsicher auf eines der Gebäude zu.
    Es war noch immer wegen des Brandes mit Absperrungen umgeben, denen sie jedoch keinerlei Beachtung schenkten. Lovecraft wollte sich zur Eingangstür wenden, doch Andara schüttelte den Kopf und deutete auf die Öffnung eines der unter der Hitze zerborstenen Fenster.
    »Die Tür ist wahrscheinlich abgesperrt. Dort ist es einfacher.«
    In der Luft hing noch immer der Geruch nach Ruß und verbranntem Papier und Holz, als er über die Fensterbrüstung ins Gebäude kletterte. Im Inneren war es so finster, dass er kaum die Hand vor Augen sah.
    »Warte, ich mache Licht.« H.P. riss ein Streichholz an, ging einige Schritte auf und ab und hob schließlich ein bereits halb verkohltes Stuhlbein auf. Er benötigte mehrere weitere Zündhölzer, dann fing das Holz Feuer und verbreitete einen matten Lichtschein.
    Andara trat auf die südliche Wand des Lesesaales zu, wo das Feuer am heftigsten getobt hatte. Hier hatte bis zu dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher