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Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Titel: Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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um und wollte den Bahnhof verlassen, um den Roten Ochsen anzusteuern, besann mich aber dann eines Besseren. Wenn ich schon einmal hier war, konnte ich ebenso gut gleich die Fahrkarte lösen, um morgen nicht etwa vor einem verschlossenen Schalter zu stehen.
    Ich winkte dem dienstbaren Individuum zum Abschied zu und steuert die Bahnhofstür an. Die Kälte begann sich unangenehm bemerkbar zu machen. Und es war eine sehr seltsame Kälte …
    Als wäre dieser Gedanke ein Stichwort gewesen, begann ich immer stärker zu frieren. Und es war … sonderbar. Ich fror nicht wirklich, aber etwas … schien in meinen Körper zu kriechen. Ein Gefühl wie klammer Nebel, der sich um meine Glieder schloss, in jede einzelne Pore kroch.
    Ich schauderte.
    Irgendetwas stimmte hier nicht und es war ganz und gar nicht nur die Tatsache, dass ich noch immer keinen blassen Schimmer hatte, was ich hier überhaupt tat; geschweige denn, warum ich hergekommen war.
    Und vielleicht war es gar kein Zufall.
    Voller neu erwachtem Misstrauen sah ich mich um.
    Auf den ersten Blick wirkte der kleine Bahnhof harmlos.
    Auf den zweiten nicht mehr. Ich konnte nicht beschreiben, was es war, aber irgendetwas war hier …
    Unheimlich.
    Unheimlich und falsch.
    Ebenso unheimlich und falsch wie der grauschwarze Nebel, der sich in dichten Schwaden über der Ortschaft zusammenballte. Der Gedanke, in die wabernde graue Wolke hineintreten zu sollen, erfüllte mich mit Widerwillen, beinahe mit einem Gefühl körperlichen Ekels.
    Ich öffnete die Tür zum Schalterraum heftiger als nötig gewesen wäre und trat ein. Der Beamte sah missbilligend von der Liste auf, mit der er beschäftigt war. »Was wollen Sie?«, fragte er unfreundlich.
    »Eine Fahrkarte nach London!« Aber noch während ich antwortete, spürte ich, dass es in dem Raum noch kälter als draußen war.
     
    Obwohl Raureif im Gras glitzerte und es immer kälter wurde, hatte Jeany plötzlich das Gefühl, von dunklen Flammen umgeben zu sein. Flammen, die so heiß loderten, dass die Luft um sie zu flimmern begann. Jeder Atemzug wurde zu einer Qual, der Schweiß brannte in ihren Augen, jede Bewegung kostete sie mehr Kraft als die vorherige. Jeany wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn und wich einige Schritte zurück. Sofort wurde es kühler. Die unsichtbaren Flammen hörten auf sie verzehren zu wollen. Sie spürte zwar noch immer die dämonische Ausstrahlung, doch sie war jetzt merklich schwächer geworden. Doch Jeany gab sich keiner sinnlosen Hoffnung hin. Wer auch immer seine magischen Arme nach ihr ausstreckte, war selbst nicht schwächer geworden. Ihr schien es eher, als würde er nur einen Augenblick seine Kräfte sammeln, um danach umso härter zuzuschlagen.
    Wie um ihrer Furcht neue Nahrung zu geben, hörte sie das Gebell der Hunde wieder näher kommen. Auch die Stimmen der schwarzen Ritter hallten dumpf und drohend durch den dichten Nebel zu ihr. Es war, als ob ihre Verfolger genau wüssten, wo sie Jeany suchen mussten.
    Jeany wirbelte auf den Absätzen herum und rannte den Weg hinab. Zumindest hatte sie die Absicht, es zu tun. Doch nach höchstens drei, vier Yards prallte sie gegen eine unsichtbare Wand und stürzte zu Boden. Für einige Sekunden tanzten bunte Sterne vor ihren Augen. Sie fühlte sich schwach, so unendlich schwach. Ein dumpfes, an- und abschwellendes Rauschen war in ihren Ohren.
    Die Sterne waren schnell wieder verschwunden. Doch das Rauschen blieb. Und es wurde immer stärker, bis es wie ein Orkan dröhnte und ihre Trommelfelle bis an die Zerreißgrenze vibrieren ließ. Jeany verzog schmerzerfüllt ihr Gesicht und presste die Hände auf die Ohren.
    Es half nichts.
    Jeany wand sich halb wahnsinnig vor Schmerzen am Boden und schrie ihre Qualen hinaus. Doch ihre Stimme war nichts gegen das Dröhnen in ihren Ohren.
    Gerade als Jeany glaubte endgültig wahnsinnig zu werden, wurde das Dröhnen auf einmal leiser. Doch es dauerte noch eine Weile, bis Jeany es als das erkannte, was es wirklich war: das böse, meckernde Lachen eines alten Mannes.
    Jeany fuhr wie von der Tarantel gestochen hoch.
    »Corabhainn!«
    »Ich bin es«, scholl es düster zurück. Die Steinsäule verblasste und der alte Mann trat aus ihr heraus, ein Schemen, das aus einem Albtraum trat, um entsetzliche Wirklichkeit zu werden. Er trug eine bodenlange blaue Kutte, deren Kapuze auf seinem Rücken baumelte. Das Gesicht des Mannes war zu einer hasserfüllten Grimasse verzogen.
    Und in seinen Augen las Jeany ihren
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