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Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Titel: Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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bezahlen, Xird, das schwöre ich dir.«
    »Wir sind verloren«, stammelte Xird, als hätte sie Meredas Worte gar nicht gehört. »Was soll nur aus uns werden? Ohne Carda und die anderen sind wir den Ancen-Leuten hilflos ausgeliefert.« Eine einzelne Träne rann aus ihrem Augenwinkel und malte eine Spur in den Staub auf ihren Zügen.
    Mereda schlug sie. Nicht sehr hart, aber mit aller Verachtung, die sie aufbringen konnte. Innerlich hatte sie das Gefühl zu sterben. Xird war immer gut zu ihr gewesen. Beinahe so etwas wie eine Freundin. Aber es musste sein.
    »Schweig, du dummes altes Weib!«, rief sie. »Noch heute werden wir einen neuen Kreis bilden. Die Leute stehen bereit. Tumral, Alina, Gerem, Ossdh und einige andere sind nicht schwächer, als es die alten Kreismitglieder waren. Ich muss sie nur zu einem Kreis vereinigen.« Sie sah aus den Augenwinkeln, wie die, deren Namen sie genannt hatte, zusammenfuhren. Aber der Stolz, mit dem sie die Worte erfüllen sollten, blieb aus. Mereda gewahrte nur Verwirrung und Furcht. Sie sind Kinder!, dachte Mereda entsetzt. Nichts als Kinder! Wie soll ich mit ihnen einen Krieg führen?
    Aber wieder zeigte sich auf ihren Zügen nur ein Lächeln. »Los«, befahl sie, »säubert den Saal und macht alles bereit, damit ein neuer Kreis gebildet werden kann!«
    Ihre bewusst übertrieben zur Schau gestellte Zuversicht zeigte tatsächlich die erhoffte Wirkung. Niemand widersprach und innerhalb weniger Minuten stand auch Madur vor ihr, ein noch junger, kräftiger Mann in einem metallverstärkten Lederpanzer. Xird musste ihn direkt aus den Sree-Quartieren geholt haben, denn ihm haftete noch der scharfe Geruch der Primaten an. Er salutierte lässig vor Mereda und blickte sie aus seinen hellblauen Augen durchdringend an.
    Mereda musterte sein breitflächiges Gesicht, dessen stupider Ausdruck die Intelligenz des Mannes vollkommen verbarg, und nahm sich vor, Madur niemals zu unterschätzen. »Du hast gehört, was geschehen ist?«, sagte sie knapp.
    »Nicht direkt«, brummte Madur. »Aber es ist schwer zu übersehen. Sie sind alle tot?«
    »Alle«, antwortete Mereda knapp. »Aber noch sind wir nicht geschlagen. Du wirst den Ancen-Turm angreifen. Noch heute.«
    Sie hatte mit Widerspruch, zumindest Überraschung gerechnet, doch Madur zog nur eine grimmige Grimasse und schlug mit der rechten Hand an den Griff seines Schwertes.
    »Du hast Recht, Mereda«, sagte er. »Wir müssen zuschlagen, bevor die Ancen-Leute ihren Vorteil ausnützen können. Ich halte es für besser, es gehen einige Sree-Regimenter vor die Hunde, als dass wir die Feinde im Conden-Turm zu sehen. Außerdem muss sofort ein neuer Magierkreis ins Leben gerufen werden.« Er grinste hämisch. »Ich nehme an, dass du bereits entsprechende Pläne hast. Oder solltest du darauf verzichten, das Lied der Macht zu singen?«
    Meredas Gesicht verdunkelte sich vor Zorn, während sich ihre rechte Hand unwillkürlich um den blauen Kristall auf ihrer Brust schloss. Nur die neue Kreisversteherin war berechtigt, das Lied der Macht anzustimmen. War sie so leicht zu durchschauen? Sie fragte sich, ob sie Madur als Feind ansehen musste. Doch sein Gesicht blieb unbewegt, als er ihre Antwort vernahm.
    »Ich werde es singen!«
    »Gut«, sagte Madur. »Wäre es nach mir gegangen, hätte ich den Ancen-Hunden schon längst eine Lektion erteilt. Aber Carda war schwach.« Wieder grinste er und wieder wirkte es abstoßender als zuvor. »Wir werden uns gut verstehen, denke ich. Noch ehe du das Lied beendet hast, wird es keinen Ancen-Turm mehr geben.«
     
    Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte ich ein gleißendes, unerträglich helles Licht zu erkennen, das wie eine winzige böse Sonne sehr tief unter dem Meeresspiegel aufglomm. Dann zerbarst das Meer, als wäre es von einer unsichtbaren Götterfaust getroffen. Eine Säule aus Wasser und Schaum und schwarzem Schlamm erhob sich brüllend hundert, zweihundert, dreihundert Yards weit in die Höhe und fächerte zu einem Pilz auseinander. Ich sah der Woge, die sich vom Fuß der Wassersäule aus ausbreitete, mit fast wissenschaftlichem Interesse zu. In einer täuschend langsam wirkenden Bewegung rollte sie heran, hob das Floß ganz sacht in die Höhe – und dann traf ein ungeheurer Schlag unser Gefährt, schleudert es empor und ließ es wie verrückt um alle drei Achsen gleichzeitig wirbeln. Himmel und Meer vollführten einen irrsinnigen Veitstanz um mich herum, für einen Moment hatte ich das bizarre Gefühl,
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