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Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!

Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!

Titel: Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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schlichtweg in die Wüste schickte.
    »Schauen Sie mich nicht so an, Peabody«, war er fortgefahren. »Mir tut die ganze Sache ebenso Leid wie Ihnen. Sie waren ein verdammt guter Assistent. Ich werde Sie sehr vermissen. Kopf hoch, Junge! Reißen Sie sich am Riemen. Schottland liegt nicht am Ende der Welt und es soll durchaus seine Reize haben. Jetzt räumen Sie Ihren Schreibtisch auf und dann gehen Sie nach Hause und ruhen sich von dem Schock aus. Sie sind bis zum Dienstantritt auf Ihrem neuen Posten beurlaubt!«
    Für Angus war es wie ein Blitz aus heiterem Himmel gewesen. Gestern erst war es ihm endlich gelungen, sich auf die Spur eines Franzosen zu setzen, der zu den hochrangigsten Mitgliedern dieses seltsamen Geheimbundes zu zählen schien. Er hatte schon geglaubt, durch eine geschickte Überwachung de Laurecs tiefer in die Verbindung und Geheimnisse dieses Ordens eindringen und möglicherweise sogar etliche sonderbare Ereignisse der letzten Jahre erklären zu können, die ihm mit einem Male in einem ganz anderen Licht erschienen waren. Angus war sich sicher, diesen Templern, wie sie sich nannten, bei entsprechenden Nachforschungen mehr als ein paar kleine Vergehen nachweisen zu können.
    Doch damit war es jetzt vorbei.
    Aus, dachte er, fuhr sich mit der Hand über die Augen und kippte sein Glas in einem Zug hinunter, nur, um sich von einem Clubdiener sofort ein neues bringen zu lassen. Beiläufig grüßte er einen flüchtigen Bekannten, der den Club betrat, und wandte sich dann seinem Exemplar der Times zu, um den anderen zu zeigen, dass er in Ruhe gelassen werden wollte. Während sein Blick über die dicht bedruckten Zeilen glitt, ohne dass er in Wirklichkeit auch nur einen einzigen Buchstaben las, schweiften seine Gedanken wieder ab. Er war der Lösung so nahe gewesen. So verdammt nahe!, dachte er bitter. Nein, es war einfach nicht fair.
    Als Angus Peabody an diesem Punkt seiner Überlegungen angekommen war, spürte er, dass ihn jemand beobachtete. Er sah von seiner Zeitung auf, nippte gedankenverloren an seinem Glas und musterte die Männer im Club mit geübtem Blick. Die meisten gehörten wie er zu den Polizeioffizieren des Scotland Yard, wenngleich die meisten höheren Chargen entstammten, denn ein Mann wie er konnte sich einen Aufenthalt hier im Club nicht jeden Tag leisten. Allenfalls einmal im Monat. Oder wenn er gerade gefeuert worden war, fügte er bitter hinzu.
    Trotzdem fuhr er – rein gewohnheitsmäßig – mit seiner Beobachtung fort. Ein paar Rechtsanwälte waren da, ein Richter des Old Bailey und mehrere Männer, die als Schöffen bei den Schwurgerichtsverhandlungen fungierten, wenn er sich richtig erinnerte. Angus kannte sie fast alle, seit er selbst Mitglied des Oldson-Clubs geworden war. Aber nur die allerwenigsten kannten ihn. Und keiner war darunter, der auch nur in seine Richtung blickte.
    Trotzdem wurde das Gefühl, angestarrt zu werden, immer heftiger in Angus. Und es war ein sehr unangenehmes Gefühl.
    So wie er jetzt, dachte er nervös, mussten sich wohl viele gefühlt haben, die er in Erfüllung seines Dienstes beschattet hatte. Damals hatte er über die oft hektischen Reaktionen der Leute gelächelt. Ja, er hatte sie sogar vorherberechnen können und in seine Planung einbezogen. Es war ihm niemals in den Sinn gekommen, dass er selbst einmal die gleichen Gefühle haben würde. Seine Handflächen wurden feucht. Unsicher faltete er die Zeitung zusammen, legte sie auf das kleine Kamintischchen neben sich und wischte sich die Hände an seinem Taschentuch ab.
    Ein schlanker Mann in einem dunklen Prince-Albert-Rock betrat jetzt den Club und sah sich kurz um. Seine ohnehin gut gelaunte Miene hellte sich noch mehr auf, als er Angus allein an seinem Tisch sitzen sah. Er reichte einem Diener seinen Hut und den Schirm und steuerte zielstrebig auf Angus zu.
    »He, Peabody, willst du deinen letzten Tag im Rausch verbringen, oder feierst du eine Ein-Mann-Abschiedsparty?«, fragte er. Seine Stimme war von geradezu aufreizender Fröhlichkeit. In seinen Augen blitzte es spöttisch.
    Peabody schluckte im letzten Moment einen Fluch herunter und versuchte wenigstens, ein halbwegs freundliches Gesicht zu machen.
    Es blieb bei einem Versuch. Albert Edward Tailworthern, der zweite Assistent Cohens, der jetzt wohl seinen Posten erhalten würde, war nicht gerade der Mann, nach dessen Gesellschaft er sich sehnte. Zumal Tailwortherns Benehmen überdeutlich zeigte, dass er über das Gespräch am Morgen
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