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Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!

Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!

Titel: Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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jetzt ist es vorbei.«
    In meiner Stimme war ein Ton, der deutlich sagte, dass ganz und gar nichts vorbei war, und Mrs. Winden wäre nicht Mrs. Winden gewesen, wenn sie ihn nicht gehört hätte. Ihr Blick richtete sich wieder auf mich, und das Misstrauen darin war zwar nun von gänzlich anderer Art, aber kaum weniger tief. »Nur ein Traum?«, wiederholte sie.
    Ich nickte, wurde mir plötzlich des Umstandes bewusst, dass ich im Hemd vor ihr stand, und bückte mich rasch nach meinem Hausmantel. Mary beobachtete mich scharf. Ich spürte ihre Blicke selbst noch, als ich mich herumdrehte und den Gürtel zuknotete.
    »Fühlen Sie sich wohl, Robert?«, fragte sie.
    Ich nickte, schüttelte gleich darauf den Kopf und zuckte mit den Schultern. »So genau weiß ich das selbst noch nicht«, gestand ich. »Aber ich glaube schon. Es war ja nur ein Traum. Wenn auch ein sehr realistischer«, fügte ich mit einem gequälten Lächeln hinzu.
    »Möchten Sie ihn mir erzählen?«, fragte Mary. »Manchmal tut es gut.«
    »Nein«, sagte ich. »Das möchte ich ganz und gar nicht.« Meine Worte waren ein wenig schärfer ausgefallen, als ich selbst gewollt hatte, und so lächelte ich entschuldigend. »Tut mir Leid, Mary. Ich bin …«
    »Nervös, ich weiß.« Mary nickte. »Es ist nicht das erste Mal, dass Sie träumen in den letzten Tagen.«
    »Natürlich nicht«, antwortete ich. »Jeder Mensch träumt, in jeder Nacht.«
    »Unsinn!« Mary machte eine unwillige Handbewegung, setzte ihre Lampe auf der Kommode ab und trat dicht an mich heran. Sie reichte mir gerade bis zum Kinn, als sie so vor mir stand, aber sie brachte es fertig, dass ich mir klein und hilflos ihr gegenüber vorkam. »Sie wissen ganz genau, dass ich das nicht meine, Robert«, sagte sie streng. »Was ist los? Macht Ihnen noch immer dieses tote Mädchen Sorgen, diese Veronique Rochelle?«
    Ich schwieg einen Moment, dann gab ich auf, lächelte ein flehendes Kapitulationslächeln und breitete die Hände aus. »Ich weiß es nicht«, gestand ich. »Aber seit ein paar Tagen wird es immer schlimmer. Vielleicht werde ich krank.«
    »Vielleicht sind Sie es, Robert«, sagte Mary ernst. Sie schüttelte den Kopf, sah mich an, als wäre ich ein uneinsichtiges Kind und seufzte hörbar. »Sie bringen sich um, Junge«, sagte sie. »Zum Teufel, Sie sollten einen guten Arzt aufsuchen und sich für ein paar Wochen in ein Sanatorium begeben.«
    »Heda!«, protestierte ich. »Ich bin noch nicht -«
    »Sie sind ein verdammt zäher Bursche, Robert«, unterbrach sie mich. »Aber auch bester Schwedenstahl nutzt sich ab, wissen Sie? Sie sind gerade erst von einer Weltreise zurückgekommen, auf der Sie weiß Gott was erlebt haben, und Sie gönnen sich nicht einmal ein paar Tage, um sich zu erholen, sondern stürzen sich gleich kopfüber ins nächste Abenteuer. Was haben Sie vor? Ist das Ihre Weise, Selbstmord zu begehen?«
    Ich widersprach nicht mehr. Mary Winden war eine der sehr wenigen nicht unmittelbar beteiligten Personen, die wussten, dass ich mehr war als ein reicher, leicht beknackter Müßiggänger – ein Image, das ich mir für die Öffentlichkeit sehr mühsam aufgebaut hatte und sorgsam pflegte. Und auch, wenn sie es nicht gewusst hätte, hätte sie es mit Sicherheit gespürt.
    »Ich fürchte, es ist ein wenig komplizierter, Mary«, sagte ich resignierend. »Ich würde Ihrem Rat von Herzen gerne folgen, aber es ist wohl eher so, dass ich pausenlos von einer Bredouille in die andere gestoßen werde, statt mich hineinzustürzen.«
    Mary seufzte. In ihren Augen blitzte es kampflustig. Aber sie seufzte nur. Und plötzlich lächelte sie. »Wie ist es, Robert?«, fragte sie. »Ich habe rein zufällig Kaffee gemacht – mögen Sie eine Tasse? Oder ziehen Sie es vor, wieder schlafen zu gehen?«
    Einen Moment lang blickte ich auf mein Bett herab. Der Gedanke, mich wieder hinein zu legen und unter Umständen den abgebrochenen Traum zu Ende zu führen, erschien mir alles andere als verlockend. »Wie spät ist es?«, fragte ich.
    »Gleich drei«, antwortete Mary.
    »Drei?« Ich seufzte. Dann fiel mir etwas auf. Misstrauisch drehte ich mich zu Mary herum und sah sie scharf an. »Wie zum Teufel kommt es, dass Sie zu dieser nachtschlafenden Zeit Kaffee aufgebrüht haben?«
    Mary sah plötzlich aus, als hätte ich sie beim Zuckerstehlen erwischt. »Ich … konnte nicht schlafen«, sagte sie zögernd.
    »Und warum nicht?«
    Mary lächelte unsicher. »Ich hatte einen Albtraum«, gestand sie verlegen.
     
    Der
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