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Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!

Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!

Titel: Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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unheimlichen Bann zu befreien, dem Sherlock Holmes zusehends zum Opfer fiel. Ich musste ihn mit Gewalt vom Fenster zurückreißen, um ihn wieder zur Besinnung zu bringen.
    »Sehen Sie nicht hin!«, schrie ich ihn an. »Es wäre Ihr sicherer Tod!«
    Dann hatte ich alle Mühe, Sir Henry und Dr. Watson, die es jetzt ebenfalls zum Fenster drängte, zurückzuhalten.
    Sherlock Holmes stand da, als würde er aus einem abgrundtiefen Traum erwachen. Sein brillanter kriminalistischer Verstand jedoch arbeitete noch immer auf Hochtouren, wie er mir im nächsten Moment bewies.
    »Es will nicht uns«, murmelte er fast unhörbar. »Es will diese Rose …«
    Meine Hochachtung vor Holmes stieg. Wieder einmal hatte er den Nagel auf den Kopf getroffen. Ebenso, wie ich von dem magiegeladenen Gegenstand angezogen worden war, hatte die Sandrose auch diese grauenhafte Kreatur dort unten im Hof geleitet. Und so gab es nur eines, was ich tun konnte, um das Leben der Menschen hier zu retten: Ich nahm die Rose an mich und verließ Baskerville Hall, so schnell ich nur konnte, durch die hintere Pforte.
     
    Später konnte ich nicht einmal genau sagen, wie ich eigentlich nach Grimpen, weiter nach Coombe Tracey und schließlich zurück nach London in mein Haus am Ashton Place gekommen war. Eine fast hysterische Unruhe trieb mich voran, lähmte mein Denken und ließ nur ein Ziel vor meinem inneren Auge entstehen – die Standuhr im Salon von Andara-House.
    Und das Tor, das sich darin verbarg.
    Als ich wieder halbwegs zur Besinnung kam, lief mein Zug gerade in Victoria Station ein. Ich stürmte aus dem Bahnhofsgebäude, enterte eine der wartenden Kutschen und hetzte den armen Fahrer quer durch London bis zu meinem Haus. Dass er mich nicht kurzerhand noch während der Fahrt auf die Straße setzte, musste ich ihm hoch anrechnen; ich war wie von Sinnen und von einem Drang besessen, der von Sekunde zu Sekunde stärker zu werden schien.
    Endlich angekommen, läutete ich Sturm, rempelte den alten Harvey wortlos zur Seite, noch bevor er mich begrüßen konnte, und stürmte die Treppe zum Salon hinauf. In diesen Augenblicken, da die Gier tief in meinem Inneren ihren Höhepunkt erreicht hatte, dachte ich weder an Priscylla, noch an Howard oder Rowlf, die sich ebenfalls im Hause aufhalten mussten. Mein freier Wille war gänzlich ausgeschaltet; ein einziger, wie glühende Lava brennender Gedanke beherrschte mich:
    Sill el Mot!
    Die Sandrose noch immer fest umklammert – ich hatte sie während der gesamten Reise kein einziges Mal aus der Hand gelegt –, trat ich an die monströse Standuhr heran, griff ohne Zögern nach dem Knauf des Uhrkastens und öffnete ihn.
    Vor mir lag ein Bild des Grauens – ein gewundener, blutrot und feucht glänzender Tunnel, der geradewegs in die Unendlichkeit führte. Ein Schacht, der auf furchtbare Weise lebte, der sich wand und drehte und wie mit Spinnenfingern nach meinem Geist zu greifen schien.
    Aber diesmal blieb die Furcht aus, die mich bislang stets ergriffen hatte, wenn ich das Tor der GROSSEN ALTEN sah. Für Angst war kein Platz in meinem verwirrten Geist, der nur ein Bestreben kannte: einzutauchen in diese fremde, bizarre Welt, allen Gefahren zum Trotz, die dort auf mich lauerten. Obwohl ich nicht einmal wusste, wo die Reise durch den Wahnsinn enden würde.
    Ich wurde förmlich in das Tor hineingezerrt. Und noch während mein Körper sich zwischen den Dimensionen verlor, während sich mein Geist endgültig verwirrte und eine gnädige Ohnmacht mich umfing, zerfiel die Rose in meiner Hand zu feinem Sand.
    Sie hatte ihre Aufgabe erfüllt …

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