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Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!

Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!

Titel: Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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mich nach Kräften, mit Hilfe meiner magischen Fähigkeiten den gestaltlosen Schleier fortzureißen, der diesen See wie ein schützendes, klebriges Netz umhüllte, drang mit meinem Geist in den See ein und tauchte in seine Tiefe hinab. Wurde eins mit dem modrigen Wasser, mit dem zähen Morast darunter, drang tiefer und tiefer vor – aber es gelang mir nicht, einen Kontakt herzustellen. Wenn dort unten irgendetwas gewesen wäre, hätte ich es spüren müssen. Geistig und körperlich erschöpft gab ich meine Anstrengungen schließlich auf. Alles schien dafür zu sprechen, dass sich die Kreatur der GROSSEN ALTEN, was immer es auch sein mochte, zurückgezogen hatten, dass das Grimpener Moor wieder sicher war. Aber meine Ahnungen sagten mir, dass davon keine Rede sein konnte.
     
    »John?«
    John Barrymore tat so, als hätte er nicht gehört. Scheinbar tief in seine Arbeit versunken, beschäftigte er sich weiter mit der Einkaufsliste für die kommende Woche und blickte nicht davon hoch.
    »John, ich bitte dich!«
    Der flehende Ton in der Stimme seiner Frau machte es ihm unmöglich, sie länger zu überhören. Resigniert ließ er die Einkaufsliste sinken und fügte sich in das Unvermeidliche.
    »Ja, Eliza?«
    »Wirst du heute Abend noch einmal hinausgehen?«
    Barrymore seufzte. »Wir waren uns doch einig geworden, dass die vorige Nacht die letzte Nacht sein sollte. Das habe ich ihm auch eindeutig gesagt.«
    »Aber er ist noch immer da.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Tu es für mich, John«, sagte seine Frau mit zitternder Stimme. »Noch ein einziges Mal. Ein allerletztes Mal, das verspreche ich dir. Wirst du es tun, John?«
    John Barrymore wand sich wie ein getretener Wurm. Aber er liebte seine Frau und brachte es nicht übers Herz, ihr Schmerz zuzufügen. So gab er schließlich nach. Ein allerletztes Mal …
     
    Ich hatte den Rest des Tages damit verbracht, auch die Stelle aufzusuchen, an der der Schafzüchter Frederic Murphy ums Leben gekommen war. Abermals handelte es sich um einen Ort, der am Rand eines Sumpfs lag, ganz wie ich es erwartet hatte. Reale Anzeichen für die unmittelbare Gegenwart eines Wesens der GROSSEN ALTEN fand ich jedoch auch hier nicht.
    Es gab rein gar nichts, was ich noch tun konnte, sodass ich mich schließlich auf den Rückweg machte. Zu meinem Missfallen musste ich feststellen, dass mich die Dämmerung überrascht hatte. Nebelschwaden, die wie lebende Wesen über den Boden krochen, schränkten die Sicht zusätzlich ein. Bald wurde mir bewusst, dass ich mich verlaufen hatte. Statt die Überlandstraße zu erreichen, war ich tiefer ins Moor hineingeraten. Unbehagen beschlich mich, weniger weil ich fürchtete, dem Höllenhund oder einem Shoggoten zu begegnen, sondern mehr aus der Überlegung heraus, dass das Sumpfgebiet für Menschen, die sich nicht darin auskannten, zu einer tödlichen Falle werden konnte. Zwar bewegte ich mich einen festen Pfad entlang, aber wie lange das noch der Fall sein würde, konnte ich nicht einmal vermuten.
    Bald hatte ich die Orientierung vollkommen verloren. Dennoch gab es für mich einen Wegweiser, der fast noch zuverlässiger war als ein amtliches Hinweisschild. Mein innerer Drang, in die Nähe von Sir Henry zu gelangen, leitete mich! Ich zweifelte keinen Augenblick daran, dass ich mich in Richtung Baskerville Hall vorwärtsbewegte. Das Dumme war nur, dass mein ganz persönlicher Kompass die Unabwägbarkeiten des Geländes nicht in Betracht zog.
    Dunkler und dunkler wurde es; ich konnte allenfalls noch zwei, drei Meter weit sehen. Mein Unbehagen steigerte sich. Immer wieder hörte ich links und rechts von mir glucksende Geräusche, die auf die unmittelbare Nähe von heimtückischen Morastlöchern hindeuteten. Wenn ich da hineingeriet, hatten die GROSSEN ALTEN einen Gegner weniger.
    Vorsichtig setzte ich Fuß vor Fuß, stets vorher mit meinem Spazierstock die Bodenverhältnisse prüfend. Ich hätte Einiges dafür gegeben, jetzt eine Lampe oder Fackel bei mir zu tragen. Aber das war gar nicht mehr nötig, denn einen Moment später fand mein blindes Vorwärtstasten ein überraschendes Ende.
    »Wohin des Wegs, Mr. Craven?«, rief mich eine Stimme aus der Dunkelheit zu meiner Rechten an.
    Holmes!
    Ich sparte mir die Mühe zu fragen, wie er mich erkannt hatte, obwohl man bei den herrschenden Lichtverhältnissen normalerweise nicht einmal Männlein von Weiblein unterscheiden konnte. Vermutlich hatte er aus dem Tappen meines Stockes wieder einmal die richtigen Schlüsse gezogen,
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