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Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!

Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!

Titel: Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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London gesprochen: Lord Darender. Dieser unsinnige Verdacht bezüglich des Mädchens ist vollständig aus der Welt geschafft. Du brauchst dir keine Sorgen mehr zu machen! Du bist rehabilitiert. Die Untersuchung wurde eingestellt.«
     
    Der Nebel trieb auseinander und für einen Moment erhaschte Angus einen Blick auf die gegenüberliegende Straßenseite – und die schmale Lücke zwischen den beiden Häusern, wo ein Stück Boden unbebaut geblieben war, zu schmal für eine Gasse, aber zu breit, um ihn mit Mauerwerk auszufüllen.
    Und vielleicht die Rettung.
    Ohne auch nur zu überlegen, fuhr er herum, überquerte im Laufschritt die Straße und zwängte sich in die schmutzige, nach abgestandenem Wasser und Abfällen riechende Passage, die so schmal war, dass seine Schultern rechts und links an den feuchten Wänden entlangscheuerten. Es war so dunkel, dass er kaum die berühmte Hand vor Augen sehen konnte. Nur der Nebel war da, denn die grauen Schwaden waren ihm auch hierher vorausgeeilt, wie ein Rudel spöttischer kleiner Tiere, das ihn bereits erwartete.
    Angus verscheuchte die Vorstellung, lief weiter und fand sich plötzlich in einem kleinen, auf allen Seiten von hohen feucht glitzernden Mauern umschlossenen Hinterhof wieder, auf dem sich Müll und Unrat türmten. Auf einem Mauervorsprung hockte eine dürre Katze und blickte Angus aus funkelnden gelben Augen an. Als er ihr zu nahe kam, sprang sie mit einem drohenden Fauchen hoch, ließ warnend die Krallen aufblitzen und verschwand in der Dunkelheit.
    Es war das erste Zeichen von Leben, das Angus außer den harten Schritten seines Verfolgers registrierte, und obwohl es ein äußerst unfreundliches Zeichen gewesen war, spürte er nichts als Erleichterung. Der Nebel und die unheimlichen Schritte, die stets abbrachen, wenn er stehen blieb und nach seinem Verfolger Ausschau hielt, hatten ihn mit einer Angst erfüllt, die weit über die Grenzen des Erklärbaren hinausging. Für Momente hatte er wirklich an seinem Verstand gezweifelt. Und da war dieses Haus gewesen, dessen Fenster so hart wie Eisen gewesen waren und dessen Wände seine verzweifelten Schläge und Hilferufe verschluckt hatten …
    Unsicher blickte er in die Richtung, aus der die Schritte kommen mussten. War er jetzt endlich diesem menschlichen Bluthund entkommen? Er wurde langsamer, blieb einen Moment stehen und lauschte mit geschlossenen Augen. Nichts. Alles blieb still. Er hörte nur das Rauschen seines eigenen Blutes in den Ohren und er spürte den dumpfen Schlag seines Herzens bis in die Fingerspitzen. Keuchend und vollkommen erschöpft taumelte er gegen eine der Wände und lehnte sich dagegen. Der Gestank, der von den Abfällen hochstieg, verursachte ihm Übelkeit und die Dunkelheit schloss sich wie eine erstickende Decke um ihn. Er war so schnell gerannt, dass die Atemzüge wie scharfe Messer in seine Kehle schnitten, und ein unbeschreiblich widerlicher Geschmack breitete sich auf der Zunge aus. Trotzdem hätte er diesen Ort gegen keinen anderen auf der Welt eingetauscht.
    Bis zu dem Moment wenigstens, in dem er allmählich begriff, dass er keine Ahnung hatte, wo er sich überhaupt befand.
    Es war beinahe lächerlich – aber Angus Peabody hatte sich verirrt. Er, der sich in London so gut auszukennen rühmte wie kein zweiter, Inspektor Cohen hatte ihn ja schon halb im Scherz einen lebenden Stadtplan genannt.
    Doch an die Gasse, in der er sich jetzt befand, konnte er sich beim besten Willen nicht erinnern. Er wusste nur, dass sie in diesem halbwegs wohlhabenden Viertel ziemlich fehl am Platze wirkte. Allein dieser Gestank …
    Angus zog seine Taschenuhr unter der Weste hervor, klappte den Deckel auf und versuchte im fahlen Licht der Mondsichel die Zeit abzulesen. Wenn das, was er auf dem Zifferblatt erkannte, stimmte, hatte er den Club erst vor einer knappen Viertelstunde verlassen. Das war viel zu wenig Zeit, um in eine so elende Gegend wie diese hier zu kommen, selbst wenn er aus Leibeskräften gerannt war.
    Und doch sah er die heruntergekommenen Häuser mit eigenen Augen. Und selbst wenn der Augenschein getrogen hätte, der Gestank war echt. Der Nebel mochte seine Augen narren – seine Nase und seinen Magen, der sich allmählich zu einem hornigen Klumpen zusammenzuziehen begann, nicht. Angus war so verwirrt, dass er im ersten Moment selbst den Grund seiner überhasteten Flucht vergaß.
    Allerdings nur bis zu dem Augenblick, in dem sich der Klang schwerer Schritte in das Wispern des Nebels mischte
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