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Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!

Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!

Titel: Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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    Peabody erstarrte, ließ vor Schrecken seine Uhr fallen und fuhr herum, um seine Flucht fortzusetzen.
    Nur das es nichts gab, wohin er hätte laufen können.
    Der Hinterhof war an allen Seiten von zehn Yards hohen, fensterlosen Mauern umschlossen. Er saß in der Falle!
    »Bleib stehen, Angus!«, sagte eine Stimme hinter ihm.
    Um ein Haar hätte zumindest Angus’ Herz diesem Befehl Folge geleistet. Er schrie auf, wirbelte mit einem keuchenden Laut herum und prallte gegen die Wand. Seine Fingernägel scharrten über den feuchten Stein, als wollten sie sich einen Weg durch die massive Mauer graben, als er die schattenhafte Gestalt erkannte, die am Ende der Gasse aufgetaucht war, durch die er selbst hierher gekommen war. Der Nebel umgab sie wie ein wogender Mantel aus grauer, aus sich selbst heraus leuchtender Nacht und er konnte sie noch immer nicht viel deutlicher als zuvor erkennen.
    Zumindest sah er, dass es ein Mann war; ein sehr großer Mann, mit Hut und Mantel bekleidet, der einen schlanken Stab in der Rechten trug; vielleicht einen Spazierstock. Vielleicht auch einen Degen, flüsterte eine hysterische Stimme in Angus’ Gedanken.
    »Was … was wollen Sie von mir?«, flüsterte er. Seine Stimme war ein tonloses Krächzen, das seine Angst mehr als alles andere verriet. Er zitterte.
    »Dich, mein Freund«, antwortete der Mann. Er sprach ganz ruhig und Angus erkannte deutlich den starken französischen Akzent. »Hast du unsere Nachricht nicht bekommen?«
    »Wir … wir können doch über alles reden«, stammelte Peabody. »Ich … ich bin keine Gefahr mehr für euch. Man hat mir den Fall weggenommen. Ich werde die Stadt verlassen, gleich morgen, das schwöre ich!« Er versuchte sich an der Wand entlang zu schieben, fort von der entsetzlichen Schattengestalt, die sich nicht gerührt hatte. Aber es gab kein Entkommen. Unter seinen Fingern war nur kalter, eisenharter Stein. Er saß in der Falle. In einer Falle, in die er sich selbst hineinmanövriert hatte.
    »O ja, mein Freund«, antwortete der Mann mit dem französischen Akzent ruhig. »Du wirst die Stadt verlassen. Noch heute Abend. Für immer.«
    »Ihr wollt mich umbringen!«, keuchte Angus. Ein kaltes, lähmendes Entsetzen machte sich in ihm breit. Die Drohung, die von dem Fremden im Nebel ausging, war nicht körperlicher Natur, das spürte er einfach. »Nein, nicht«, flehte er. »Hör mich doch an. Du … du gehörst zu den Templern, nicht wahr? Es stört euch, dass ich euch in der letzten Zeit nachspioniert habe. Damit ist es vorbei. Die Ermittlungen sind eingestellt worden. Außerdem hat man mich versetzt. Ich kann euch gar nicht mehr gefährlich werden. Wenn ihr wollt, fahre ich schon morgen nach Aberdeen. Gleich … gleich heute Abend. Du kannst mich zum Bahnhof begleiten, wenn du willst. Ich gehe nicht einmal mehr nach Hause.«
    Der Templer lachte leise. »Ausgerechnet so ein Feigling wie du wollte uns Steine in den Weg legen? Wäre es nicht so entsetzlich dumm, würde ich darüber lachen. Andere würden an deiner Stelle bis zum letzten Blutstropfen kämpfen. Doch du winselst um Gnade wie ein getretener Hund!«
    Angus presste sich panikerfüllt gegen die Wand, als der Mann näher kam. Der Nebel schien ihm zu folgen, verhüllte seine Gestalt noch immer wie ein rauchiger Mantel. Langsam hob er den Spazierstock, den er in der Rechten trug.
    Angus schrie auf, stieß sich mit aller Kraft von der Wand ab und warf sich auf den Angreifer. Die Verzweiflung gab ihm zusätzliche Kraft. Für einen Moment gelang es ihm sogar, den anderen aus dem Gleichgewicht zu bringen, sodass er rücklings stolperte und fiel.
    Aber seine Hand zuckte hoch und legte sich wie eine stählerne Klammer um Angus’ Fußknöchel. Peabody kreischte voller Panik, fiel auf die Knie herab und trat blindlings zu. Er traf, aber die einzige Wirkung war ein stechender Schmerz, der bis in sein Knie hinaufschoss und ihn abermals aufschreien ließ. Dem Wahnsinn nahe, warf er sich herum und hob die Fäuste, um auf das Gesicht des anderen einzuschlagen.
    Aber er tat es nicht, denn in diesem Moment war er dem Unheimlichen so nahe, dass er zum ersten Male dessen Gesicht erkennen konnte.
    Es war nicht das Gesicht eines jungen Mannes.
    Es war nicht einmal das Gesicht eines Menschen.
    Angus Peabody begann zu schreien.
    Aber nicht sehr lange.
     
    Howard kam gegen neun; eine halbe Stunde, nachdem Gray gegangen war. Und er sah so aus, wie ich mich fühlte: reichlich zerknittert und ziemlich müde. Er war
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