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Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Titel: Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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erklingen, das – Balestrano fuhr wie unter einem Schlag zusammen.
    Das Kichern entsprang nicht seiner überreizten Phantasie.
    Es war Wirklichkeit!!!
    Aus vor Entsetzen schier aus den Höhlen quellenden Augen starrte Balestrano in die Dunkelheit hinein. Der Raum war finster, erfüllt von wabernden Schatten, die ihm plötzlich eine Winzigkeit zu dunkel vorkamen, vom flüsternden Raunen des Windes, in dem er mit einem Male düstere, höhnisch kichernde Stimmen zu hören glaubte, von raschelnder Bewegung, die nicht nur vom Wind aufgewirbelter Staub und Sand war …
    Und dann sah er die vier Bahren.
    Ein halb erstickter, würgender Laut entrang sich Jean Balestranos Kehle. Seine Hände begannen unkontrolliert zu zucken. Seine Augen weiteten sich so sehr, dass sie schmerzten. Speichel lief aus seinem Mundwinkel, ohne dass er es auch nur bemerkte.
    Sie waren leer.
    Die vier Bahren waren leer!!!!
    Die Toten waren nicht mehr da.
    Aber aus den Schatten erklang das Kichern weiter. Lauter diesmal, meckernd und hell und unendlich böse.
    Balestrano wollte aufspringen, schreien, davonlaufen, aber er konnte nichts von alledem. Zum ersten Mal in seinem Leben spürte er wirklich, was das Wort Entsetzen bedeutete. Er war gelähmt vor Grauen, unfähig, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen oder das unkontrollierte Zucken seiner Hände zu unterdrücken. Für einen Moment war er nur noch ein zitterndes Bündel aus Angst.
    Dann erscholl das Kichern wieder und irgendwie brachte Balestrano die Kraft auf, seinen Blick von den leeren Bahren zu lösen und in die Richtung zu schauen, aus der der grässliche Ton kam.
    Er sah einen Schatten. Nur einen Schemen, groß und irgendwie fransig und von den ungefähren Umrissen eines menschlichen Körpers. Er bewegte sich. Fahrig. Unsicher. Bewegungen wie die einer Spinne, dachte Balestrano entsetzt.
    Mühsam, jeder Millimeter, den er seinen Körper in die Höhe zwang, eine Qual, stemmte er sich hoch, machte einen Schritt auf den Schatten zu und blieb wieder stehen, als sich dieser stärker bewegte. Etwas blitzte in der Dunkelheit wie ein Paar finsterer Augen, die das Licht reflektierten.
    »Nun, Bruder?«, erscholl eine leise, unendlich verzerrte Stimme aus den Schatten. »Bist du überrascht, uns zu sehen?«
    Balestrano stöhnte vor Angst, als er die Stimme hörte. Sie klang … nicht menschlich. Sie klang, als spräche ihr Besitzer mit den zerfetzten Stimmbändern eines Reptils. Und trotzdem erkannte er sie.
    »Bruder … Bruder Botho?«, keuchte er.
    Die Stimme antwortete mit einem meckernden Lachen. Der Schatten trat ein wenig näher an Balestrano heran, und für einen Moment schimmerte das Weiß seiner Kleidung wie ein satanisches Irrlicht in der Dunkelheit. Darüber ein Gesicht, das zum Albtraum geworden war. Schwarz und verzerrt und mit Grauen erregenden Zügen. Nicht mehr das Gesicht eines Menschen. Dann, als hätte er beschlossen, dass Balestrano – für diesmal – genug gesehen hatte, zog er sich wieder zurück.
    »Baphomet«, stammelte Balestrano. »Du … du bist …« Er brach ab, atmete tief und hörbar ein und raffte an Mut zusammen, was ihm geblieben war. »Weiche von mir, Satan!«, rief er mit zitternder Stimme. »Du hast bekommen, was du wolltest. Mein Wort ist gehalten. Jetzt geh. Weiche von mir in die Abgründe der Hölle, aus denen du gekommen bist.«
    Aber der Schatten wich nicht. Seine einzige Reaktion auf Balestranos Worte war ein neuerliches, abgrundtief böses Lachen.
    »So leicht ist es nicht, Bruder Jean«, kicherte er. »O nein, so leicht nicht.«
    Eine eisige Hand schien sich um Balestranos Schädel zu legen und langsam, aber unbarmherzig zuzudrücken. All sein Mut verließ ihn. Plötzlich hatte er nur noch Angst. Ganz entsetzliche Angst. »Wer … wer bist du?«, stammelte er.
    »Nicht der, für den du mich hältst, Bruder«, kicherte der Schatten. »Nicht Baphomet. Dein kleines Geschäft mit ihm ist schon in Ordnung gegangen.« Wieder kicherte er. »O ja, das schon. Du hast ihm unsere Seelen versprochen und er hat sie bekommen. Hörst du sie schreien? Hörst du, wie sie dich verfluchen, Bruder Jean, dich, dem sie vertraut haben? Hörst du sie?«
    Balestrano krümmte sich wie unter einem Hieb. »Hör auf!«, wimmerte er. »Töte mich, wenn du willst, aber hör auf!«
    »Töten?« Diesmal war es kein Kichern, was der Schatten hören ließ, sondern ein meckerndes, widerwärtiges Lachen. »Töten?«, wiederholte er. »Aber nicht doch. Das könnte dir so gefallen, wie?
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