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Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Titel: Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hatte den Kampf meines Lebens gekämpft und ich hatte ihn gewonnen. Und langsam, ganz langsam begann die Erkenntnis in mir aufzukeimen, dass der Sieg zu teuer erkauft gewesen war.
    Aber ich sprach nichts von alledem aus, sondern wandte mich ohne ein weiteres Wort um und verließ das Zelt. Sitting Bull und Ixmal erwarteten mich bereits, wie Annie es gesagt hatte. Ixmal blickte mich nicht an und als ich auf ihn zuging, fiel mir auf, dass er sich fast krampfhaft bemühte, nicht in die Richtung des Zeltes zu sehen, in dem Priscylla lag. Auch auf Sitting Bulls Zügen hatte sich ein sonderbarer, nicht zu deutender Ausdruck breit gemacht. Von Cody oder Lance Postlethwaithe war keine Spur zu sehen.
    Der Sioux-Häuptling hielt mir eine flache hölzerne Schale entgegen, als ich vor ihm stehen blieb. »Trink.«
    Ich gehorchte. In der Schale war eine farblose Flüssigkeit, die nicht sonderlich gut schmeckte, aber ich leerte sie tapfer bis zur Neige, reichte Sitting Bull das Gefäß mit einem dankbaren Nicken zurück und trat in mein Zelt. Obgleich erst wenige Augenblicke vergangen waren, seit ich Sitting Bulls Trank getrunken hatte, glaubte ich mich bereits schläfrig zu fühlen. Matt ließ ich mich auf die Pritsche sinken, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und starrte die durchscheinende Zeltbahn über mir an.
    Irgendwann schlief ich ein.
     
    Das Feuer brannte sehr hoch und trotz der Kälte, die die Wüstennacht gebracht hatte, war seine Wärme schon fast unangenehm. Die Flammen schlugen dreifach mannshoch gegen den Himmel und Funken stoben wie Schwärme kleiner brennender Käfer weit in die Nacht hinaus, ehe sie erloschen oder sich auf die Trümmerlandschaft herabsenkten.
    Trotzdem warf Redirant immer wieder Holz nach. Die Hitze trieb ihm den Schweiß auf die Stirn und seine Hände und sein Gesicht brannten, aber er wurde nicht müde, mehr und mehr Holz auf den brennenden Stapel zu werfen und das Feuer zu immer höherer Glut zu entfachen. Und keiner der beiden anderen, die mit ihm auf Wache waren, protestierte auch nur mit einem Wort gegen sein scheinbar sinnloses Tun, obgleich ihnen die Hitze so unangenehm sein musste wie ihm. Aber sie schienen wie er zu spüren, dass irgendetwas mit dieser Nacht nicht stimmte, und wie er drängelten sie sich Schutz suchend in den Kreis schattenloser blendender Helligkeit hinein, den das Feuer in die Nacht stanzte. Dahinter lastete Schwärze. Eine Finsternis von solch absoluter Allumfassenheit, wie sie keiner der drei Tempelherren jemals zuvor erlebt hatte. Und … ja, und noch etwas.
    André Redirant verscheuchte den Gedanken, warf ein weiteres Scheit auf die prasselnde Glut und wischte sich gleichzeitig den Schweiß fort, den ihm die erbarmungslose Hitze auf die Stirn trieb.
    Seine Augen tränten und schmerzten von der gnadenlosen Helligkeit, die das Feuer verbreitete; trotzdem sah er nicht weg, denn den Blick vom Feuer zu wenden hätte bedeutet, in diese grauenhafte Dunkelheit zu starren, die dahinter lauerte.
    Für einen Moment musste der Tempelritter mit aller Macht gegen die Vorstellung ankämpfen, dass diese Dunkelheit mehr war als die Abwesenheit von Licht, sondern etwas Großes, Finsteres, das mit unsichtbaren Zähnen an der schwankenden Front nagte, die ihm das Licht entgegenwarf.
    Mit aller Macht schüttelte er den Gedanken ab. Aber es gelang ihm nicht ganz. Etwas blieb. Irgendetwas war in dieser Dunkelheit, das wusste er einfach.
    Nervös blickte er auf, sah zu den beiden anderen hinüber und bückte sich dann, um die halb geleerte Feldflasche mit seinem Wasser aufzuheben.
    Er zögerte einen ganz kurzen Moment, ehe er trank. Die Nacht war noch nicht zu einem Drittel vorüber und sein Wasservorrat würde nicht reichen. Es gab zwar einen Brunnen, der wie durch ein Wunder nicht verschüttet worden war, als das Kastell zusammenbrach, aber er lag auf der anderen Seite des Hofes, hinter der Wand aus Finsternis und Angst, und er wusste, dass er nicht dorthin gehen konnte. Nicht um alles in der Welt. Aber dann trank er doch, verschloss die Flasche sorgsam wieder und ging zu den beiden anderen Kriegern hinüber.
    Keiner von ihnen sprach, als er neben ihnen in die Hocke ging, aber das war auch nicht nötig. Sie spürten dasselbe wie er, das bewies allein ihr Hiersein. Sie hätten es nicht gedurft, so wenig, wie sie dieses gewaltige Feuer überhaupt hätten entzünden dürfen. Balestrano hatte sie bestimmt, über seinen und den Schlaf des knappen Dutzends anderer Überlebender zu
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