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Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen

Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen

Titel: Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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dünne Sprünge liefen wie ein Spinnennetz durch den Kristall. Aber das änderte nichts an seiner furchtbaren, höllischen Ausstrahlung.
    »Was ist das?«, flüsterte Maizieres noch einmal. Er starrte Balestrano an. Seine Augen waren weit und dunkel vor Schrecken.
    »Wir wissen es nicht«, antwortete Jean Balestrano leise. »Etwas Böses, Bruder Reynaud, etwas unendlich Böses. Es wurde von Wesen erschaffen, die uns so fremd sind, dass wir sie uns nicht einmal vorzustellen vermögen. Wesen, die schlimmer sind als Satan.«
    »Aber was tut es hier?«, keuchte Reynaud de Maizieres.
    Balestrano lächelte milde, aber sein Blick blieb ernst. »Es fiel dem Orden in die Hände«, erklärte er – wobei Reynaud de Maizieres ganz genau spürte, dass dies eine höchst freie Interpretation dessen war, was wirklich geschehen sein musste. »Wir haben lange beraten, was damit zu geschehen hat. Wir wussten die Antwort nicht. Deshalb ist es hier. Bewacht von den treuesten und tapfersten unserer Brüder. Ich meine es ernst, Bruder Reynaud, wenn ich sage, dass dieses Gebilde vielleicht die Macht in sich trägt, die Welt zu vernichten.«
    »Dann müsst ihr es zerstören!«, rief Reynaud de Maizieres erregt.
    »Das geht nicht«, antwortete Balestrano leise. »Wir haben es versucht. Bruder Shadow hat es versucht. Du kennst das Ergebnis.«
    Reynaud de Maizieres keuchte. »Du willst sagen, dass … das dieses Ding ihn verändert hat?«
    »Ich fürchte«, sagte Balestrano. »Und wenn es so ist, dann trifft mich ein Teil Schuld an seinem Schicksal. Doch dieses Rätsel werden wir wohl niemals lösen.« Er seufzte. »Bruder Henri nahm ein schweres Los auf sich, als ich ihm die Verantwortung für dieses Werk des Teufels übertrug«, fuhr er in verändertem – aber womöglich noch ernsterem – Ton fort. »Nun wirst du es sein, der sie tragen muss. Wenn du es willst.« Er sah Reynaud de Maizieres ernst an. »Willst du das tun? Ich werde es dir nicht ankreiden, wenn du es ablehnst.«
    »Ich werde gehorchen«, antwortete Reynaud de Maizieres.
    Balestrano lächelte. Er wollte etwas sagen, aber er kam nicht mehr dazu.
    Denn in diesem Moment drang vom Gang her ein unmenschlicher Schrei an ihre Ohren!
     
    Der Sturm hatte eine Stunde vor Sonnenaufgang begonnen. Und ich war ziemlich sicher, dass er innerhalb der nächsten fünf Jahre nicht mehr aufhören würde.
    Wenn mein Zeitgefühl nicht ebenso kaputt war wir meine Taschenuhr, die ich mir beim Sturz auf den Felsen zerschlagen hatte, musste es fast Mittag sein, aber rings um uns herum herrschte tiefste Nacht. Der Himmel war schwarz, nur ab und zuckte ein greller Blitz auf und tauchte die felsige Landschaft in unheimliches, flackerndes Licht. Der Sturm erfüllte die Luft mit einem ungeheuerlichen Heulen und Brüllen, als wären sämtliche Dämonen der Hölle auf einmal auf uns losgelassen worden. Staubfein zermahlener Sand prasselte auf den Felsen, hinter dem ich Deckung gesucht hatte, war in meinem Haar, in meiner Kleidung, in meinem Mund und meinen Augen, in meinen Ohren und meiner Nase.
    Der Sturm hatte unser Lager innerhalb einer einzigen Minute so gründlich zerstört, das selbst Dschingis Khan vor Neid erblasst wäre, und die Überreste in einer weiteren Minute auf tausend Quadratmeilen verteilt. Und er hatte unsere Pferde samt einem Gutteil der Ausrüstung auf Nimmerwiedersehen verschluckt und die fast mannstiefe Senke, in der wir unser Lager aufgeschlagen hatte, derart mit Sand zugeschaufelt, dass wir bis an die Hälse darin versunken wären, hätten wir den Fehler begannen, uns auf den Schutz des felsigen Randes zu verlassen.
    Wieder wetterleuchtete es über uns und wahrscheinlich erfolgte auch gleich darauf ein Donnerschlag, der aber im Heulen und Brüllen des Sturmes unterging. Immerhin sah ich in dem kurzen, weißblauen Flackern die verschwommenen Umrisse eines Menschen, der sich nur wenige Schritte neben mir in den Schutz eines Felsen duckte.
    Vorsichtig erhob ich mich hinter meiner Deckung, wartete ab, bis der Sturm für einen Moment innehielt – freilich nur, um danach mit doppelter Wut wieder losheulen zu können - und sprintete los.
    Es waren nur wenige Schritte; nicht einmal zehn Yards. Trotzdem hätte ich es fast nicht geschafft. Der Sturm packte mich, als ich drei Viertel der Strecke hinter mich gebracht hatte, hob mich wie ein Blatt vom Boden hoch und schleuderte mich drei, vier Yards weit durch die Luft. Wäre ich auf Felsen statt auf weichen Sand gestürzt, hätte ich mir
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