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Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen

Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen

Titel: Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hatte ich das Gefühl, schwerelos in der Luft zu hängen, dann begann ich zu stürzen, sah schwarzen Fels auf mich zurasen und schlug mit grausamer Wucht auf. Für eine Sekunde verlor ich das Bewusstsein, erwachte aber schon wieder, ehe ich vollends zum Liegen kam. Priscylla und Necron waren dicht neben mir; Priscylla noch immer ohne Bewusstsein und noch immer an das Buch geklammert und Necron mit geschwollenem, blutendem Gesicht, aber wach.
    Ich versuchte mich hochzustemmen. Necron fauchte, trat nach mir und sprang hoch.
    Dann erst sah ich, dass er nicht sprang, sondern in die Höhe gerissen wurde, von einem hünenhaften, schwarz gekleideten Mann. Und endlich begriff ich, wo wir waren. Das Tor, das Necron geschaffen hatte, hatte uns geradewegs in die Höhle des GROSSEN ALTEN geschleudert, hin zu dem SIEGEL, das Necron wohl instinktiv angepeilt hatte.
    Und – zu seinem Pech – auch in Shannons Hände.
    Der junge Drachenkrieger schrie vor Triumph, riss Necron nur am Hals in die Höhe und schüttelte ihn wie eine Puppe. In seiner freien Hand blitzte ein Messer.
    »Nicht!«, rief ich erschrocken. »Töte ihn nicht, Shannon. Ich brauche ihn!«
    Und damit sprach ich Shannons Todesurteil aus.
    Mein Schrei lenkte ihn ab, nur für den Bruchteil einer Sekunde.
    Aber zu lange.
    Ich sah das Blitzen in Necrons Hand, aber meine Warnung kam zu spät. Necron riss den Arm hoch, schlug Shannons Hand beiseite – und stieß ihm den Dolch, den er unter seinem Gewand getragen hatte, bis ans Heft in die Brust.
    Shannon keuchte. Seine Augen wurden groß und dunkel vor Schmerz. Er taumelte, ließ Necron los und versuchte vergeblich, seine eigene Waffe zu heben, um sie dem Magier ins Herz zu stoßen. Langsam, ganz langsam brach er in die Knie, schlug die Hände vor der Brust zusammen und versuchte etwas zu sagen, brachte aber nur einen gequälten, halb erstickten Laut hervor. Helles Blut glitzerte zwischen seinen Fingern. Dann kippte er nach vorne, fiel auf das Gesicht und blieb reglos liegen.
    Necron keuchte, wich drei, vier Schritte zurück und blieb wieder stehen, nur noch einen halben Schritt vom Ufer des schwarzen Protoplasmasees entfernt. Er keuchte vor Anstrengung, aber sein Gesicht flammte vor Triumph.
    Und irgendetwas in mir zerbrach.
    Für einen Moment sah ich alles mit unnatürlicher, grausamer Klarheit. Necron, der hoch aufgerichtet am Ufer des Plasmasees stand. Shannon, der tot vor mir lag, das letzte Opfer dieses widerwärtigen Ungeheuers. Der letzte meiner Freunde, den er getötet hatte. Priscylla, die neben mir lag, zusammengekrümmt wie ein Fötus und dieses furchtbare Buch an die Brust gepresst, das ihr die Lebenskraft aussaugte wie ein Vampir seinem Opfer das Blut. Andaras Amulett, das wenige Inches neben meiner ausgestreckten Hand lag und leuchtete wie ein gefangener Stern. Und plötzlich wusste ich, was ich zu tun hatte.
    Necron war meinem Blick gefolgt, und jetzt sah auch er den Anhänger. Seine Augen flammten auf. »Gib es mir!«, flüsterte er. Seine Stimme vibrierte vor Gier. Speichel rann aus seinen Mundwinkeln. Auf der Klinge des Dolches, den er noch immer in der Hand hielt, glitzerte Blut.
    Shannons Blut.
    »Gib es mir!«, kreischte Necron noch einmal. »Es gehört mir! Gib mir das SIEGEL!«
    »Du willst es haben? Gut, ich gebe es dir, Necron!«, schrie ich. »Fang!«
    Und damit warf ich das SIEGEL: mit aller Gewalt, die mir der Zorn gab. Wie ein kleines, goldgrün leuchtendes Geschoss flog es auf Necron zu, prallte gegen seine Schulter und platschte in die glitzernde schwarze Masse hinab, um darin zu versinken, nur einen Schritt vom Ufer entfernt.
    Necron brüllte vor Wut, fuhr herum und sprang in den schwarzen Sumpf hinein. Er versank bis über die Knie, fand aber sofort wieder festen Grund unter den Füßen und beugte sich vor, um mit den Händen in der teerartigen Masse herumzusuchen.
    Und genau in diesem Moment explodierte der See.
     
    Das Feuer war längst erloschen, aber ich hockte noch immer in der gleichen Haltung da, in der ich mich über Priscylla geworfen hatte, erstarrt und wie gelähmt. Das ungeheure Tosen und Brüllen war verstummt und der See, in dem sich die schwarze Brut Shub-Nigguraths gesuhlt hatte, war zu einer zerborstenen Ebene aus toter Schlacke geworden. Die Luft stank unerträglich, aber sie war jetzt wenigstens nicht mehr so heiß, dass ich das Gefühl hatte, flüssiges Feuer zu atmen. Das Amulett lag neben meiner ausgestreckten Hand. Es hatte getan, wozu es bestimmt gewesen war, und
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